VON DER GESUNDHEITSKRISE IN DIE ROHSTOFFKRISE : Gewerbe und Handwerk verhandeln über Kurzarbeit

„Nicht gut gelaunt“ ist Andreas Wirth, der Bundesinnungsmeister der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker, gegenwärtig: „Ich bekomme täglich an die 20 Anrufe von Firmenchefs, die mir sagen, sie sperren zu.“ Saftige Preiserhöhungen der Lieferanten sorgen dafür, dass die Kosten von Projekten stark am Steigen sind. Die dazugehörigen Verträge wurden jedoch bereits im Winter oder sogar schon im Spätherbst abgeschlossen, als die derzeitige Situation noch nicht absehbar war.

Weitere Preiserhöhungen im Frühherbst?

„Preiserhöhungen mitten im Jahr, die mitunter einen Monat zuvor angekündigt werden, sind für uns ein Faustschlag geradeaus ins Gesicht“, formuliert der Wirtschaftskammer-Funktionär und Elektrotechniker drastisch. Die Lieferanten freilich müssen reagieren, da die Rohstoffpreise und damit auch die Preise von Vorprodukten in die Höhe schnellen. „China saugt zurzeit extrem ab. Und ich habe auch das Gefühl, dass manche Rohstoffproduzenten bewusst spekulieren“, erklärt dazu ein Branchenmanager. Die nächsten Preiserhöhungen, etwa im Frühherbst, seien bereits absehbar.

„Wir schlittern von einer Gesundheitskrise geradewegs in eine Rohstoffkrise und sind mit einem Fuß schon mitten in der Wirtschaftskrise“, befürchtet Wirth. Diese betreffe nicht allein die Elektrotechnik, sondern weite Bereiche von Gewerbe und Handwerk. Als Beispiel nennt der Bundesinnungsmeister der Elektrotechniker einen ihm bekannten Schlosser, der aufgrund der Liefersituation bei Aluminium sechs Mitarbeiter kündigen musste. Wirth ist auch Mitglied der Spartenkonferenz der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer. Die Sparte verhandle zurzeit mit der Bundesregierung über Kurzarbeit, „weil uns das Material fehlen wird“, berichtet er.

Andreas Wirth: „Wir schlittern von einer Gesundheits- in eine Rohstoffkrise.“

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