Firmenjubiläum : 40 Jahre ETHERMA
Herr Reiter, zunächst herzlichen Glückwunsch zum vierzigjährigen Bestehen von ETHERMA ! Was sind aus Ihrer Sicht die Säulen, auf denen der Erfolg basiert?
Thomas Reiter: Vielen Dank, wir sind sehr dankbar und stolz dieses Jahr 40 Jahre ETHERMA feiern zu können. Ein Erfolg, der dem Einsatz unserer Mitarbeiter über all die Jahre zuzuschreiben ist, gleichzeitig den langfristigen Partnerschaften mit Kunden und Zulieferern. Für mich sind die Mitarbeiter das Fundament, auf dem Erfolg basiert. Die ETHERMA Familie zeichnet sich durch großes Teamwork und durch die Leidenschaft für die Sache aus. Im Mittelpunkt stand und steht bei uns immer der Kunde. Wir denken in Problemlösungen für unsere Kunden - auch über das Standardsortiment hinaus. Viele unserer Produktinnovationen haben ihren Ursprung in dem Problem eines Kunden, das wir lösen wollen.
Wie werden Sie die 40 Jahre feiern?
Thomas Reiter: 40 Jahre sind ein Grund zu feiern und wer uns kennt, weiß, dass wir das auch gerne tun. Als einer der führenden Hersteller für Elektro- und Infrarotheizungen in Europa wollen wir auch beim Thema Nachhaltigkeit Vorreiter für ein ökologisch verantwortungsvolles und sozial gerechtes Miteinander sein. Wir setzen daher konkrete Maßnahmen für einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen ebenso wie einen respektvollen Umgang mit unseren Mitarbeitern, Partnern und Kunden. Dafür steht ETHERMA eCARE. Als eine unserer ersten Initiativen haben wir uns zum Ziel gesetzt in den nächsten 40 Monaten, 40 Projekte über unsere 3 Länder verteilt in den Bereichen Nachhaltigkeit, Soziales und Nachwuchs zu unterstützen. Unsere ersten konkreten Projekte, die auch bereits umgesetzt wurden, sind Bienenpatenschaften in Österreich und Deutschland sowie die Unterstützung eines Projekt-Zirkuses für Kinder.
Blick in die Vergangenheit
Werfen wir noch einen Blick in die Anfänge. Welche Geschichte, welche Vision steckt hinter ETHERMA?
Thomas Reiter: Mein Vater, ein Elektrotechniker und Tüftler, war immer schon fasziniert von der Möglichkeit, Strom direkt zum Heizen zu verwenden. Die Variante erst Luft oder Wasser zu erwärmen und dann zum Heizen zu verwenden, fand er schlicht unwirtschaftlich. Nach einem Besuch im Wasserkraftwerk Kaprun ließ ihn die Idee nicht mehr los, sauberen Strom direkt in Wärme zu verwandeln. Ohne Verluste durch Heizkessel uä. Das war der Startschuss für die ETHERMA, und hier stehen wir 40 Jahre später. Leider mittlerweile ohne meine Eltern, aber mit einer neuen Generation.
Wie hat alles angefangen?
Thomas Reiter: ETHERMA wurde 1981 gegründet. Der Start war so wie bei vielen anderen – heute zum Teil Weltkonzernen – wenig glamourös in der Garage und im Wohnzimmer meines Elternhauses in der Nähe von Salzburg. Dort flechtete meine Mutter die ersten Matten unserer Fußbodenheizung. Mein Vater kümmerte sich um den Verkauf und mit jedem Jahr wuchs das Unternehmen ein Stück.
Was waren aus Ihrer Sicht entscheidende Meilensteine?
Thomas Reiter: Aus der Idee meines Vaters, sauberen Strom direkt in Wärme umzuwandeln, entstand 1981 die erste Fußbodenheizung. Meinen Einstieg im Unternehmen 2008 begann ich auch mit einer Produktinnovation und wir führten die ETHERMA LAVA Infrarotheizung als Pionier im österreichischen Markt ein. Wirtschaftlich wichtige Meilensteine sind natürlich der Eintritt in den Deutschen Markt mit der ETHERMA Deutschland 2009, ein Joint Venture mit Jowitherm, das 2018 mit der ETHERMA Benelux gekrönt wurde, und zuletzt natürlich der Einstieg von Viessmann bei ETHERMA. Wir engagierten uns auch immer stark im Bereich der Verbandsarbeit, da Elektroheizungen doch immer neu und innovativ waren und es nicht selten an Normen und Standards fehlt. Diese zu erarbeiten ist ein ganz wichtiger Aspekt unserer Arbeit.
Was waren die relevantesten Produktinnovationen?
Thomas Reiter: Dem Erfinderreichtum und der Kreativität meines Vaters sind viele Produktinnovationen zu verdanken. Am Beginn einer solchen Entwicklung stand meistens ein Kundenproblem, das er dann begann mit Skizzen und Berechnungen in seinem Notizblock zu lösen. Dabei entstanden dann neue Produkte, die bis heute weltweit technische Verwendung finden. Peter Reiter war ein Vorreiter auf dem Gebiet der elektrischen Flächenheizung –zahlreiche Patente und der Musterschutz vieler Produkte waren die Folge seines Engagements.
Wie haben Sie den Einstieg in das Unternehmen erlebt?
Thomas Reiter: Der Einstieg in ein Familienunternehmen ist nicht immer leicht. Einerseits erwarten viele Eltern, dass man deren Traum weiterlebt, andererseits können viele aber wiederum nicht loslassen. Vor allem, wenn sie das Unternehmen gegründet haben. Ich denke, es gab keinen tatsächlichen Einstieg – die ETHERMA war immer wie ein Familienmitglied. Sie wurde morgens beim Frühstück besprochen und dann beim Abendessen analysiert. In den Ferien arbeitete ich in der Fertigung. Die Übernahme der Geschäftsleitung hätte ich gerne anders geplant, tatsächlich habe ich dann sehr schnell übernommen, als mein Vater schwer erkrankte.
Sie sind 2008 in das Unternehmen eingestiegen. Was ist Ihnen in diesen 13 Jahren besonders in Erinnerung geblieben?
Thomas Reiter: Was mich wirklich über die Jahre stolz macht, ist, dass sich die ETHERMA von einem doch recht patriarchalisch geführten Unternehmen in ein modernes Unternehmen gewandelt hat, bei dem das Team und eine gemeinsame Vision im Vordergrund stehen. Wir haben es geschafft als ETHERMA Familie zu denken. Natürlich ist mir in diesen letzten 13 Jahren insbesondere das rasante Wachstum im Gedächtnis geblieben. Wir sind extrem schnell gewachsen – das bringt natürlich einiges an Herausforderungen mit sich. Und ich habe immer danach gestrebt die Vision meines Vaters - Gebäude CO2-frei zu beheizen - Wirklichkeit werden zu lassen.
Von Freundschaft und Kooperationen
Herr Reiter, Herr Spekreijse ETHERMA und Jowitherm – buchstäblich eine lange Freundschaft, erzählen Sie beide bitte kurz davon.
Thomas Reiter: Ton, also der Vater von Bas Spekreijse und Gründer der Jowitherm, und mein Vater waren schon sehr lange befreundet. Ton war mit Jowitherm unser Niederländischer Importeur. Genau wie ich übernahm auch Bas das Unternehmen seines Vaters. Als ich 2008 ins Unternehmen kam, war meine erste Geschäftsreise nach Holland. Dort stellte sich schnell heraus, dass Bas und ich - wie unsere Väter - die gleiche Wellenlänge haben und die Leidenschaft zur Elektroheizung teilen. 2009 entschieden wir als erstes gemeinsames Projekt die Gründung der ETHERMA Deutschland als gleichberechtigtes Joint Venture.
Bas Spekreijse: Interessant an der Firmenhistorie von ETHERMA und Jowitherm ist, dass vieles parallel abgelaufen ist. Die Gründung der Jowitherm war vor etwas mehr als 40 Jahren. Mein Vater, Ton Spekreijse, hatte damals die gleichen Gedanken wie Peter Reiter. Ganz zufällig ist er Ende der 70er Jahre gegen Ende der Erdöl-Krise auf die Elektroheizung gestossen und war der Meinung, dass Heizen ab diesem Zeitpunkt elektrisch sein wird. Es sollte aber noch mehr als 35 Jahre dauern bis die Niederlande, als bekennendes “Gas-Land”, diese Idee angenommen hat. In der Zwischenzeit haben wir uns als Problemlöser für unsere Kunden entwickelt und sind dadurch auch in Benelux sehr kundenorientiert aufgestellt. Die Firmenkulturen beider Unternehmen gleichen sich also. Als ich 1997 bei Jowitherm eingestiegen bin, war die erste Geschäftsreise mit meinem Vater nach Österreich zu ETHERMA, damals im neu bezogenen Betriebsgebäude. Ich war damals sofort überzeugt, dass die Weiterentwicklung der Partnerschaft der richtige Weg sein wird.
Jowitherm wird zu ETHERMA Benelux – erzählen Sie uns den Weg dorthin?
Bas Spekreijse: Die Zusammenarbeit ist immer sehr eng gewesen. Als Jowitherm hatten wir auch unsere eigenen Ideen, die wir oft gemeinsam mit ETHERMA entwickelt haben. Zum Beispiel wurden die SOLAMAGIC Terrassenstrahler zuerst in den Niederlanden eingeführt und dann bei ETHERMA. Da wir nah an der deutschen Grenze sind, hatten wir auch schon immer Kunden im Euregio Gebiet (Anm. deutsch-niederländischer Kommunalverband). Thomas und ich haben 2008 festgestellt, dass es aus ETHERMA Sicht an einer klaren gemeinsamen Strategie für Deutschland fehlt. Mit der Gründung der ETHERMA Deutschland haben wir damals den Grundstein der ETHERMA Gruppe gelegt. Von Anfang an haben Thomas und ich gesagt: wenn wir in Deutschland Fuß fassen, gehen wir den nächsten Schritt. 2017 kam dann dieser Moment und jetzt kann ich sagen, dass der Übergang von Jowitherm in die ETHERMA Gruppe reibungslos verlaufen ist. Es fühlt sich an, als ob es nie anders war.
2018 hat sich der Heizungsbauer VIESSMANN an der ETHERMA beteiligt. Welche Auswirkungen hatte dieser Schritt auf Ihr Unternehmen?
Thomas Reiter: Wir haben uns sehr gefreut, als Viessmann 2017 mit der Idee einer Kooperation an uns herangetreten ist; wir sahen und sehen in dieser Verbindung eine Win- Win-Situation. ETHERMA erhält die Möglichkeit, schneller zu wachsen, Viessmann hat gemeinsam mit ETHERMA den wichtigen Markt des elektrischen Heizens betreten. Die Vertriebswege und Produktportfolios ergänzen sich ideal. Und soviel sei verraten, wir haben noch viel vor.
Welche Rolle spielt elektrisch Heizen heute?
Thomas Reiter: Wir sind davon überzeugt, dass die Zukunft des Heizens rein elektrisch ist. Und wir glauben auch, um in der Zukunft etwas zu bewegen, muss man heute damit anfangen. Die moderne Elektroheizung ist längst mehr als eine Alternative. Elektrische Heizsysteme sind unsere einzige Chance, die Umwelt nachhaltig zu entlasten und eine saubere Umwelt für zukünftige Generationen zu erhalten. Das Ziel ist, CO2-frei zu sein, nicht nur CO2-neutral.
Was zeichnet die ETHERMA besonders aus?
Thomas Reiter: Wahrscheinlich waren wir mit unseren Ideen und Visionen immer ein wenig zu früh dran. Aber langsam wandelt sich die Zukunft zur Gegenwart. Grund für unsere Beharrlichkeit ist sicher auch, dass unsere Mitarbeiter die Leidenschaft für CO2-freies Heizen in ihrer DNA haben. Nachhaltigkeit der Produkte und eine sauberer Zukunft für unsere Kinder und Enkel sind für uns kein Lippenbekenntnis, sondern gelebte Unternehmenskultur. Wir sind trotz des schnellen Wachstums ein Familienbetrieb geblieben - also schnell in unseren Entscheidungen, wir legen einen hohen Anspruch an die Qualität unserer Produkte und sind sehr Serviceorientiert und nah am Kunden.
Digitalisierung in der Heizungsbranche
Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf die Heizungsbranche?
Thomas Reiter: So wie in allen Bereichen ist die Digitalisierung wahrscheinlich der größte Umbruch des Jahrhunderts. Derzeit sind Smart-Home-fähige Systeme noch nicht der Standard, aber in ein paar Jahren werden Häuser und Systeme immer intelligenter und selbständiger. Wichtig ist, dass es für den Anwender bedienerfreundlich bleibt. Es muss intuitiv zu bedienen sein, sonst wird es sich nicht durchsetzen. Aber die Digitalisierung bietet unendliche Möglichkeiten, dem Kunden Service zu bieten und sein Leben einfacher zu machen. Dabei spreche ich von Themen wie cleveres Energiemanagement, die Optimierung des Eigenstromverbrauchs, die Möglichkeit von Strom-Sharing. Und natürlich Themen wie Wartung und Service von außen - ohne, dass ein Techniker ins Haus kommen muss, sogar ohne, dass man selbst zu Hause sein muss. Das ist ein unglaublicher Komfortgewinn für den Kunden.
Ist das Heizen von gestern noch mit dem Heizen von heute zu vergleichen?
Thomas Reiter: Hier hat sich wahnsinnig viel verändert – und daher ist es umso ärgerlicher, dass in manchen Köpfen beim Thema elektrisch Heizen die alten Nachspeicheröfen aufpoppen. Moderne Elektroheizungen haben mittlerweile nichts mehr mit diesen Systemen gemeinsam. Moderne Gebäude und thermisch sanierte Altbauten zeichnen sich durch einen geringen Heizwärmebedarf aus – viele der traditionellen Heizsysteme sind daher schlicht überdimensioniert. Die elektrische Heizung eignet sich hier ideal, da sie besonders effizent einsetzbar ist – denn jeder Raum kann einzeln und individuell temperiert werden. Kombiniert man das elektrische Heizsystem mit einer PV-Anlage, einem Batteriespeicher und Energiemanagement-System und einer smarten Steuerung, hat man das intelligente ZERO EMISSION HOME, ein Konzept an dem wir seit einigen Jahren arbeiten. Wir haben hier bereits einige Projekte, die mehr Strom produzieren als sie verbrauchen. Einfamilienhäuser, die für den Gesamtstrom (also inklusive Haushaltsstrom) nicht mehr als 80 Euro pro Monat an Kosten haben. Grundsätzlich sehen wir die Transformation vom Verheizen fossiler Brennstoffe zum CO2-freien Heizen. Ziel ist nicht nur, ein Heizsystem zu verkaufen, sondern ein Energiekonzept, das alle Bedürfnisse von der Stromerzeugung über die Stromspeicherung, bis zur Mobilität und der gesunden Wärme und Luft alles abdeckt.
Was wünschen Sie sich für die nächsten 40 Jahre ETHERMA?
Thomas Reiter: Dass unsere Vision des CO2-freien Heizens Wirklichkeit wird - und wir so für unsere Kinder und Enkel eine saubere, lebenswerte Umwelt hinterlassen in der sie aufwachsen können.