Interview mit DI Heimo Aichmaier : „Die E-Mobilität braucht eine einheitliche Förderlandschaft“

Herr DI Aichmaier, wie ist es aktuell um die Elektromobilität bestellt?

Man sieht deutlich, dass die am 1. Jänner 2016 in Kraft getretene Steuerreform hinsichtlich der Neuzulassungszahlen von E-Autos wirkt. Hier hat die Politik grundsätzlich etwas Gutes geschaffen, allerdings nur für den Bereich der Fahrzeuge mit null Gramm CO2-Ausstoß. Es wäre sinnvoll, auch für den Bereich Plug-in-Hybrid und Range Extender etwas nachzubessern. Ein zweiter Effekt betrifft die Ankaufsförderung. Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft hat hierzu 2016 eine Förderung für 1.000 E-Fahrzeuge ausgerollt, die bereits im April ausgeschöpft war und dann Mitte Mai mit einem Budget von insgesamt 7,5 Mio. Euro wieder geöffnet wurde. Diese 1.000 Fahrzeuge waren also eindeutig zu wenig. Und schließlich darf nicht vergessen werden, dass die meisten Landesförderungen nur dann abgerufen werden können, wenn der Fördernehmer zugleich eine Bundesförderung bewilligt bekommt. Aus diesem Grund müssten Bund und Länder einheitliche Kriterien für eine Förderlandschaft schaffen, die im Idealfall für alle Fahrzeuge mit einem CO2-Ausstoß unter 50 g/km und einer rein elektrischen Reichweite von mindestens 30 Kilometern gilt. Wenn das Realität würde, dann hätte der Flottenmanager in puncto umweltfreundlicher Mobilität eine breite Auswahl.

Von politischen Entscheidungsträgern sind jetzt Maßnahmen für die Verbesserung und Verlagerung des Verkehrs gefragt. In Zukunft sollten nur mehr Fahrzeuge gefördert werden, die bei einem CO2-Austoß von unter 95 g/km liegen. Der Kaufanreiz könnte über monetäre Vergünstigungen – unabhängig von der Technologie – gesteuert werden. Im Hinblick auf eine effiziente Verkehrsvermeidung wäre eine Lösung mit spürbaren Nachteilen für stark emittierende Fahrzeuge sinnvoll.

Als Hemmschuh für die Elektromobilität wird oftmals die Ladeinfrastruktur genannt. Welche Verbesserungen gibt es auf diesem Gebiet?

Derzeit gibt es in Österreich nur wenige Unternehmen, die ein leistungsfähiges Ladenetz flächendeckend aufrechterhalten können. Gleichzeitig nimmt die Zahl an Start-ups stark zu, die Ladeinfrastruktur ad hoc zugänglich machen. Neben has.to.be e-solutions kann hier auch noch enio als Beispiel für Unternehmen genannt werden, die im E-Ladestellenmanagement international tätig sind. In Österreichs will die Bundesinitiative Elektromobilität (BEÖ) mit dem Projekt Ö-HUB das Roaming innerhalb der Ladestationen der einzelnen Landes- und kommunalen Energieversorger ermöglichen und damit das Angebot deutlich erhöhen und den Bezahlvorgang erleichtern.

DI Heimo Aichmaier, Geschäftsführer Austrian Mobile Power - © Foto Wilke

Ein stark zunehmender Trend geht außerdem in Richtung „managed infrastructure“, das heißt immer mehr Unternehmen entschließen sich dafür, Ladesäulen durch einen Anbieter betreiben zu lassen. Damit wird Parken und Laden auf Firmenparkplätzen möglich. Die Innovationskraft rund um das Thema Infrastruktur wird also immer stärker. Kleine, innovative Firmen haben ihr Know-how sinnvoll gebündelt und befinden sich derzeit auf einem kräftigen Expansionskurs. Unterstützung erfahren sie durch die Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds.

Was können die angesprochenen Start-ups konkret leisten?

Aktuell widmen sich immer mehr Jungunternehmen der E-Mobilität. Dank dieser Entwicklung können sich diese Unternehmen auch regional etablieren. Aktuell besteht die wichtigste Herausforderung darin, die Rahmenbedingungen in den dichter verbauten Gebieten dahingehend zu verbessern, dass diese Firmen einen Heimmarkt schaffen können – getreu dem Motto „Innovationen in der Stadt Raum geben“. Das Ziel ist die Entstehung von bedarfsgerechten Infrastrukturen und Services. Damit gibt man den Start-ups außerdem die Chance, sich konkret zu entwickeln und in weiterer Folge zu profilieren.

Inwieweit wird sich die Mobilität in den Städten verändern?

Referenzprojekte im Rahmen der Stadtentwicklung zeigen schon heute sehr genau, dass E-Mobilität in Städten möglich ist. Ich denke da beispielsweise an E-Carsharing- Projekte. Ein nächster logischer Schritt wäre die Kombination von Ladezonen mit Stromtankstellen. Generell breche ich eine Lanze für intelligente Infrastruktur und das schließt auch rechtliche Aspekte mit ein. Wenn es um Fragen nach der Berechtigung für das Abstellen von Fahrzeugen in speziellen Zonen für E-Fahrzeuge und das Abschleppen bei Nichtbeachtung geht, so ist das vordergründig der Rechtssicherheit geschuldet. Und diese müssen die Städte im Rahmen der Parkraumbewirtschaftung sicherstellen. Von der „smart infrastructure“ sind wir zwar noch weit entfernt, ich bin mir aber sicher, dass dieses System funktionieren würde. Allerdings braucht es hierfür einen kooperativen Prozess zwischen Politik und Industrie, um aufzuzeigen, was technisch machbar ist.