Austrian Power Grid : "EAG ist nur ein erster Schritt"
Austrian Power Grid (APG) begrüßt grundsätzlich den Beschluss des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) durch das Österreichische Parlament. Dieses Gesetz schaffe Planungssicherheit gerade im Bereich der Errichter und Betreiber von Ökostromanalagen, setze erste Schritte für die Förderung von Wasserstoff als Schlüsseltechnologie der Energiewende und erweitert die Marktakteure des energiewirtschaftlichen Systems in Österreich. Doch, so APG in einer ersten Stellungnahme: "Für ein nachhaltiges UND sicheres Stromsystem braucht es jedoch mehr."
Bevorstehende Mammutaufgabe
Das EAG sieht den Ausbau der erneuerbaren Erzeugungskapazität im Ausmaß von 27 TWh vor. Bis Ende 2030 sollen 11 TWh im Bereich Photovoltaik, 10 TWh im Bereich Wind, 5 TWh Wasser und 1 TWh im Bereich Biomasse zusätzlich erzeugt werden. „Um dies klarzustellen: Das entspricht einer Verdoppelung der heute installierten erneuerbaren Kraftwerksleistung in Österreich bis 2030. Es muss uns bewusst sein, dass der dafür notwendige Umbau des Stromsystems eine Mammutaufgabe ist – alleine oder im Vorbeigehen ist das nicht zu schaffen“, unterstreicht Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG die außerordentlichen Zahlen die das EAG beinhaltet. „Außerordentliche Zielsetzungen bedürfen somit außerordentlicher, weiterführender Maßnahmen. Alleine die Förderseite zu regeln und punktuelle Technologieförderungen umzusetzen, ist zwar wichtig, wir brauchen darüber hinaus aber ein ganzes Maßnahmenbündel: Verlässliche Rahmenbedingungen auch für die übrigen Teile das Stromsystems, nämlich der Netz- bzw. Speicherinfrastruktur, den notwendigen Kraftwerksreserven sowie den zu integrierenden, dezentralen Marktakteuren aus den Bereichen Industrie, Gewerbe sowie Energiegemeinschaften – sind somit das Gebot der Stunde. Nur dann sehen wir die Sicherheit im Stromsystem im Sinne des Wirtschaftsstandorts Österreich nachhaltig gewährleistet.“ Die nun am Tisch liegenden Zahlen machen die Überprüfungsnotwendigkeit der APG-Projektpipeline notwendig. Christiner: „Mit der heutigen Beschlussfassung ist klar, dass die aktuelle Netzinvestitionsplanung der APG in Höhe von 3,1 Milliarden Euro nicht die finale Antwort auf das EAG sein wird.“
Modernes Regulierungsregime notwendig
In Österreich wird ein Großteil des erneuerbaren Stroms (u.a. Wind) im Osten produziert. Große Verbraucherzentren wie etwa die Industrie oder aber die wichtigen Pumpspeicheranlagen befinden sich jedoch auch im Norden, Süden oder Westen des Landes. „Wenn bis 2030 der gesamte Strombedarf aus erneuerbaren Energien gedeckt werden soll, erfordert dies einen zeitgerechten und somit beschleunigten Ausbau der Strominfrastruktur. Zeitverzögerungen bei großen Anlagengenehmigungen wie zum Beispiel der Salzburgleitung in der Vergangenheit wären somit Gift für die Energiewende und würden darüber hinaus große Kosten für den Stromkunden verursachen und die sichere Stromversorgung in der Transformation gefährden. Wir stehen vor dem größten Investitionsbedarf in der Geschichte der Energiewirtschaft. Alleine unser Investitionsplan VOR dem EAG sieht jährliche Investitionen von rund 310 Millionen Euro sowie 2021 rund 357 Millionen Euro vor. Das sind schon jetzt Rekordsummen. Daher muss auch im Bereich der Regulierung der Fokus klar auf ein modernes, investitionsfreundliches sowie Innovation und Forschung ermöglichendes Regulierungsregime gerichtet werden“, stellt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG klar.
Über das EAG hinausdenken
Für die sichere Stromversorgung in einer nachhaltigen Energiewelt sowie ein kundenzentriertes, hochqualitatives Gesamtsystem braucht es über das EAG hinausgehende Maßnahmen. „Es gibt viele Zahnräder die zum Gelingen der Energiewende beitragen. Diese jetzt in Stellung zu bringen und in Gang zu setzen, ist das Gebot der Stunde. Bereits lange diskutierte Themenfelder wie die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren bei energiewirtschaftlichen Anlagen, der fehlende Schutz von Planungs- bzw. Bestandstrassen im Strombereich, fehlende energiewirtschaftliche Raumplanung oder aber der Bedarf einer umfassenden Speicher- bzw. Wasserstoffstrategie müssen jetzt zügig auf den Weg gebracht werden“, legt Christiner die Forderungen klar auf den Tisch.