Einkaufsverbund : ITK- und Sicherheitstechnik: Ein neuer Player am heimischen Markt
In Deutschland blickt GFT (ursprünglich als „Gemeinschaft Fernmelde-Technik“ gegründet) auf eine fast 50-jährige Geschichte zurück. Seit dem 1. Jänner ist die Genossenschaft als GFT Austria mit Sitz in Schwechat auch hierzulande präsent. Sie ist damit der erste österreichische Einkaufsverband speziell für Facherrichter in den Bereichen Telekommunikation, Sicherheits- und Informationstechnik. Ergänzt wird das Angebot von einem Produktsortiment für passive Netzwerktechnik und Gebäudeautomation.
In allen diesen Bereichen konnte die deutsche GFT eG zuletzt deutlich an Umsatz zulegen. „Insgesamt erzielten wir damit im Jahr 2020 einen Rekordumsatz von 132 Millionen Euro“, schildert Vorstandssprecher Rudolf H. Saken. Wovon letztlich die Mitglieder selbst profitierten: So stiegen auch die ausgeschütteten Erträge um rund 30 Prozent auf 4,95 Millionen Euro.
Wachsendes Geschäft
Einen signifikanten „Corona-Effekt“ gab es vor allem in und nach dem ersten Lockdown durch den Trend zu Home Office und Co. Auffällig war hingegen die gedämpfte Entwicklung bei Kleintelefonie-Anlagen. „Durch die wirtschaftliche Unsicherheit hat wohl zeitweise auch die Investitionsneigung kleinerer Unternehmen gelitten.“ Nachhaltige Produkttrends sieht der GFT-Vorstandssprecher in den Bereichen Fernbedienung und Fernwartung sicherheitskritischer Anlagen sowie in DSGVO-konformen Cloud-Lösungen. Letzteres insbesondere deshalb, weil auch die Telekommunikation vermehrt in die Cloud abwandert, aufgrund der hinzukommenden Sprachkomponente wird die Einhaltung komplexer Datenschutzvorgaben erforderlich. „Durch das Pandemie-bedingte Infrastrukturbedürfnis vieler Unternehmen dürfte der verstärkte Netzwerkausbau auch 2021 weitergehen.“
GFT-Mitglieder zeichnen einen oder mehrere Geschäftsanteile in Abhängigkeit vom jeweiligen Umsatz. Sie sind damit in der Generalversammlung stimmberechtigt (ein Mitgliedsunternehmen – eine Stimme) und profitieren von der genossenschaftlichen Warenrückvergütung, einer Form der Verteilung des Jahresgewinns an die Mitglieder auf Grundlage der Umsätze, die die Genossenschaft mit dem jeweiligen Mitglied tätigt. Die Leistungen gehen darüber hinaus: GFT organisiert den gemeinsamen Einkauf und ermöglicht damit Vorteile bei Einkaufskonditionen und Boni durch hohes Einkaufsvolumen im Streckengeschäft zwischen Anbietern und Fachhändlern. Zudem bietet sie Zentralfakturierung mit flexiblen Zahlungszielen für Mitglieder sowie Dienstleistungen wie Artikelstammverwaltung bis hin zu vergünstigten Versicherungen und Firmenfahrzeugen. „Wir sichern das Überleben mittelständischer Betriebe in unseren Branchen“, so Saken.
Das soll künftig auch den heimischen Marktakteuren zugute kommen. GFT ist auf Expansionskurs und unternimmt dazu die ersten Schritte in Österreich. „Unser Angebot zunächst über die DACH-Region auszurollen, ist ein naheliegender Ansatz. Natürlich ist uns bewusst, dass der österreichische Markt im Hinblick auf die Unternehmen kleiner strukturiert ist als der deutsche.“
Die Pläne für Österreich
Mit Günter Rappan hat man daher für die Bearbeitung dieses Marktes einen heimischen Branchenkenner gewählt. Rappan war zwei Jahrzehnte für Honeywell tätig, zuletzt als europäischer Marketingleiter für Brandmeldeanlagen. „GFT war in dieser Funktion ein langjähriger Kunde von mir. Das Konzept ist ebenso spannend wie einzigartig.“
Als vermittelnde Instanz zwischen Facherrichtern und deren Lieferanten bietet GFT Austria eine neue Form der Beschaffung am österreichischen Markt. Es geht somit nicht um Abwerbe-Aktivitäten, sondern um Überzeugungsarbeit. Die Errichter können mit ihren bisherigen Lieferanten weiterarbeiten oder weitere Lieferanten aus dem GFT-Netzwerk, je nach Bedarf, nutzen. Der Entscheidungs- und Beschaffungsprozess wird für beide Fälle vereinfacht. Von den insgesamt 180 GFT-Mitgliedern sind acht Unternehmen mit Sitz in Deutschland auch hierzulande über Töchter oder Beteiligungen tätig.
„Nach unseren Recherchen gibt es rund 200 Betriebe in Österreich, die gut zur Genossenschaft passen würden und denen wir deutlichen Mehrwert bringen könnten“, erzählt Rappan. „Mittelfristiges Ziel ist es, zehn bis 20 neue Mitglieder zu gewinnen.“ Eine vorerst nicht ganz einfache Aufgabe in Zeiten von sozialen und mobilen Einschränkungen durch die Pandemie. Rappan denkt jedoch langfristig: „Unser Geschäftsmodell ist auf Nachhaltigkeit angelegt. Zunächst gilt es, die nötige Vertrauensbasis zu den Errichtern zu schaffen.“
Zeitgleich arbeitet der Geschäftsführer bereits daran, ein österreichspezifisches Lieferanten-Netzwerk aufzubauen. Dabei findet sein Angebot nach eigener Auskunft vielfach Anklang: „Gerade die österreichischen Lieferanten sehen Potenzial. Ihnen steht damit neben den künftigen GFT Austria-Mitgliedern auf einen Schlag ein Netzwerk von 180 deutschen Mittelstandsunternehmen offen.“
Gelegenheit zum Kennenlernen wird es womöglich schon im Herbst geben. Dann steht die traditionelle Tagung/Generalversammlung inklusive einer Lieferantenausstellung an. Heuer wird diese von 30. September bis 1. Oktober in Leipzig stattfinden.