Energiewende : Photovoltaik ist eine historische Chance

Hubert Fechner
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Wenn es gut läuft, ist Zurücklehnen meist der falsche Weg: Denn dann besteht die Gefahr, den Anschluss zu verpassen und überholt zu werden. In diesem Sinn warnt die Technologieplattform Photovoltaik trotz der aktuell guten Entwicklung bei Solarstrom vor einem bösen Erwachen: „Die nächste Generation der Photovoltaik wird in Europa produziert werden“, sagt Plattformobmann Hubert Fechner: „Wenn sich Österreich da jetzt nicht als Standort positioniert, werden wir eine historische Chance verpassen!“

Von 11 auf 4 Millionen

Die Kritik zielt ganz konkret auf die F&E-Ausgaben für PV, die in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken sind. Standen 2016 noch über 11 Millionen Euro zur Verfügung, so erwartet die Technologieplattform heuer nur mehr 4 Millionen Euro, die von der öffentlichen Hand für F&E zur Verfügung gestellt werden. Das löst einen Teufelskreis aus: „Der Rückgang an Forschungsförderung fürht dazu, dass international hoch anerkannte Forscherinnen und Forscher sowie die benötigte Infrastruktur abzuwandern drohen.“

60.000 PV-Arbeitsplätze

Auch die vergebenen Chancen, sofern nicht sehr rasch gegengesteuert wird, lassen sich laut der Technologieplattform sehr genau beziffern. Zieht man die Ausbaupläne der österreichischen Bundesregierung und des „European Green Deal“ heran, nach denen die solare Stromerzeugung auf bis zu 60 Prozent der gesamten Stromaufbringung in Europa ausgebaut werden muss, werden weltweit rund 22 Millionen Arbeitsplätze rund um die Photovoltaik entstehen. In Österreich könnten schon in den kommenden 10 Jahren über 60.000 PV-Arbeitsplätze rund um die PV entstehen – wenn jetzt die Förderungsbremse gelockert wird. Denn diese Arbeitsplätze entstehen nicht nur in der Errichtung, sondern auch in der Produktion. Insbesondere strategische Geschäftsfelder wie etwa bauwerksintegrierte Photovoltaik, die Integration ins Energiesystem auf Basis der durchs EAG eröffneten Möglichkeiten, Mobilität und Agrar-PV erfordern heimisches Know-how. Die relevanten Unternehmen der Elektro- und Elektronikbranche, der Gebäudetechnik und der glasverarbeitetenden Industrie stehen „Gewehr bei Fuß“, den Fokus stärker auf Photovoltaik zu legen. „Hidden Champions“ in Technologienischen rund um Wechselrichter oder Verdrahtung hätten ebenso riesige Wachstumspotenziale – wenn genug Unterstützung für zukunftsweisende F&E zur Verfügung stünde.

Die Zeit drängt

Fechner und Herbert Paierl, Vorstandschef von Photovoltaic Austria, wünschen sich in der Startphase ganz konkret „40 bis 60 Millionen Euro jährlich an Forschungsförderung, um zehntausende österreichische Green Jobs zu schaffen und weiterhin ein relevanter Wirtschaftsstandort für Photovoltaik zu bleiben.“ Und die Zeit drängt, denn keine andere Technologie im Energiebereich entwickle sich derzeit so rasant weiter wie die Photovoltaik.

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"Die nächste Generation der Photovoltaik wird in Europa produziert werden."

Hubert Fechner, Obmann Technologieplattform Photovoltaik

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"Wir brauchen 40 bis 60 Millionen Euro jährlich an Forschungsförderung, um zehntausende österreichische Green Jobs in der Photovoltaik zu schaffen."

Herbert Paierl, Photovoltaic Austria

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