Fachkräftemangel in der Elektrotechnik : „Join the Future“: Brancheninitiative für Elektrotechnik-Nachwuchs

„Join the Future“: Brancheninitiative für Image der Elektrotechnik
© zukunftserfinderinnen.at

Die Elektrotechnik-Branche bemüht sich mit einer neuen Initiative um Nachwuchs-Fachkräfte. Als erste gemeinsame Maßnahme von OVE, FEEI, Österreichs Energie, Bundesgremium des Elektro- und Einrichtungsfachhandels und der Bundesinnung der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker*innen startet eine österreichweite Kampagne, die sich vor allem online an Schüler*innen richtet – im Mittelpunkt der Appell: Werde Zukunftserfinder*in mit Elektrotechnik!

Jede vierte Stelle kann in der der Elektro- und Informationstechnik aktuell nicht besetzt werden. Damit fehlen der Branche fast 14.000 Fachkräfte – Tendenz steigend, laut Hochrechnungen könnten 2030 schon rund 22.000 Fachkräfte fehlen. „Das sind sehr alarmierende Zahlen", betont OVE-Präsident Kari Kapsch. Aber: Man wolle nicht jammern, sondern Taten setzen.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, soll das Image Elektrotechnik ins Hier und Jetzt geholt werden: Der Bereich ist kreativ, innovativ und spielt eine wesentliche Rolle auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft. Ob Energietechnik, Robotik oder Mikroelektronik – in der Elektrotechnik werden Technologien der Zukunft gestaltet.

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  • Kari Kapsch
    Kari Kapsch, OVE-Präsident


    „Mit unserer Kampagne zeigen wir Schüler*innen, was die Elektrotechnik in der Vergangenheit alles ermöglicht hat und laden sie ein, die Zukunft mitzugestalten."

Zurück in die Zukunft mit neuer Kampagne

Von der Lehre über die HTL bis hin zu Fachhochschule und Universität bietet die Elektrotechnik unterschiedliche Ausbildungswege und Möglichkeiten auf allen Bildungsebenen. Die Kampagne „Join the Future“ wirft einen Blick auf herausragende Persönlichkeiten und Innovationen der Vergangenheit und entwirft gleichzeitig ein zeitgemäßes Bild der Elektrotechnik und der vielen Möglichkeiten, die das Berufsfeld heute bietet. Die Kernbotschaft dahinter: Mit Elektrotechnik lässt sich die Zukunft erfinden.

Historische "Role Models" wie Hedy Lamarr, Paul Eisler und Nikola Tesla sollen der Elektrotechnik dabei ein Gesicht gegeben werden. „Ziel und Zweck ist es, dass wir lernen, die gesamte Ausbildung mehr purpose-driven zu gestalten", so Kapsch. Anstatt sich darauf zu fokussieren, was die Jugendlichen zu tun haben, soll der Fokus mehr auf dem "Warum" liegen.

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Mit kurzen Online-Videos soll die Aufmerksamkeit der jungen Zielgruppe geweckt werden. Auf der Website www.zukunftserfinderinnen.at können Interessierte durch die verschiedenen Themenfelder navigieren, freie Ausbildungsplätze finden und Bildungswege entdecken. Ein Persönlichkeitsquiz bringt der Zielgruppe nicht nur Grundinformationen der Elektrotechnik näher, sondern dient auch als Wegweiser in die richtige Fachrichtung. Zielpublikum der Kampagne sind 10- bis 18-Jährige.

  • Stefan Preishuber
    Stephan Preishuber, Bundesinnungsmeister-Stv.


    „Die Lehrlingsausbildung bietet die Möglichkeit einer Spezialisierung je nach Interesse und bereitet damit auf die Anforderungen vor, mit denen die künftigen Elektriker*innen in ihrer Arbeitsrealität konfrontiert sind.“

Lehrberuf Elektrotechnik beliebt

Mit rund 10.000 Lehrlingen ist der Lehrberuf Elektrotechnik ein gut besuchter Ausbildungsweg. „Im letzten Jahr ist der Modullehrberuf der Elektrotechniker der führendste und der meistgefragte Beruf von allen Lehrberufen gewesen. Wir bilden 12 Prozent aller Lehrlinge in Österreich aus", weiß Bundesinnungsmeister-Stv. Stephan Preishuber. Derzeit ist auch eine Aktualisierung des Berufsbildes in Begutachtung.

Dieses soll die Lehrlinge künftig noch besser auf die Herausforderungen der Energiewende und der Digitalisierung vorbereiten, sagt Preishuber: „Kompetenzen in Bereichen wie Gebäudetechnik, Smart Home, Erneuerbare Energien und Elektromobilität rücken künftig mehr in den Fokus. Die Lehrlingsausbildung deckt damit noch besser die gesamte Breite des Berufsfeldes ab. Sie bietet die Möglichkeit einer Spezialisierung je nach Interesse und bereitet damit auf die Anforderungen vor, mit denen die künftigen Elektriker*innen in ihrer Arbeitsrealität konfrontiert sind.“

Robert Pfarrwaller, Obmann des Bundesgremiums Elektro- und Einrichtungsfachhandel, ergänzt: „Immer neue Technologien und Produkte verlangen nach qualifizierten Fachkräften, die diese auch entsprechend einsetzen können und damit mithelfen, unsere Zukunft nachhaltig zu gestalten. Auch der Elektrohandel bietet unzählige spannende Berufe und eine Vielzahl an Ausbildungswegen, um aktiv einen Beitrag zu leisten."

  • Robert Pfarrwaller (Rexel Austria)
    Robert Pfarrwaller, Obmann Bundesgremium Elektro- und Einrichtungsfachhandel


    „Immer neue Technologien und Produkte verlangen nach qualifizierten Fachkräften, die diese auch entsprechend einsetzen können und damit mithelfen, unsere Zukunft nachhaltig zu gestalten."

Green Jobs für die Energiewende

Vor allem die Umsetzung der Energiewende stellt die Branche aktuell vor eine große Herausforderung. Rund 2.000 Fachkräfte fehlen allein im Bereich der Energiewirtschaft. Fachkräfte, die dringend für den Umbau des Energiesystems benötigt werden und um einen Flaschenhals zu vermeiden, sagt Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie: „Die Energiewirtschaft bietet jungen Menschen großartige Möglichkeiten, um aktiv am Aufbau einer nachhaltigen Energiezukunft mitzuarbeiten. Viele junge Menschen wollen die Welt zum Besseren verändern – wir bieten ihnen die Gelegenheit dazu."

Schmidt plädiert auch für fundierte Ausbildungen, die eine Systemsicht fördern: „Wir haben derzeit das Problem, dass jeder die Energiewende will, keiner will aber die Infrastruktur. Jeder will PV-Module, versteht aber nicht, dass es trotz Eigenversorgung am Dach auch ein Netz braucht, dass man dann Teil des gesamten Systems ist."

  • Barbara Schmidt
    Barbara Schmidt, Generalsekretärin Oesterreichs Energie


    „Vor allem jungen Frauen würden wir gerne stärker für die Arbeit an der Energiewende begeistern – aktuell ist nur eine von fünf Kolleg*innen eine Frau."

Zu wenige Frauen in der Elektrotechnik

Generell ist das Potential an weiblichen Fachkräften in der gesamten Branche noch bei Weitem nicht ausgeschöpft. Dabei ist die Elektrotechnik „echt ein Beruf, den Frauen genauso gut machen können wie Männer", wie Preishuber betont. Von den rund 10.000 Elektrotechnik Lehrlingen waren Ende 2022 nur rund 650 Frauen.

Diese werden aber dringend gebraucht. Herausforderungen wie unterbrochene Lieferketten oder der Chip-Mangel der letzten Jahre haben deutlich vor Augen geführt, wie wichtig es für den Wirtschaftsstandort ist, Entwicklung und Produktion in Österreich und Europa zu halten, um strategisch autonom zu bleiben. Das gilt ganz besonders für den Bereich der Halbleiterindustrie. FEEI-Geschäftsführerin Marion Mitsch: „Mit 300 Unternehmen, rund 72.000 Beschäftigten und einem Produktionswert von 23,34 Mrd. Euro im Jahr 2022 ist die Elektro- und Elektronikbranche eine der treibenden Wirtschaftskräfte in Österreich. Qualifizierte Fachkräfte sind die Voraussetzung für einen starken Wirtschaftsstandort."

  • Marion Mitsch Geschaeftsfuehrerin FEEI
    Marion Mitsch, FEEI-Geschäftsführerin


    „Unsere Branche bietet eine Vielzahl spannender Jobs, die aufgrund der aktuellen Herausforderungen im Hinblick auf Dekarbonisierung und Digitalisierung stetig mehr werden und an Bedeutung gewinnen. Arbeitskräfte in der EEI machen nicht nur einfach einen Job – sie gestalten die Zukunft und sind Taktgeber der Innovation."