Energiewende : APG betont dringenden Netzausbaubedarf

Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien 2023
© APG

Die APG-Bilanz für den vergangenen Mai ist da und war geprägt von einer außergewöhnlich guten Erneuerbaren Produktion (5.190 GWh). Damit konnte Österreich seinen eigenen Strombedarf (4.101 GWh) im Mai bilanziell durchgehend durch erneuerbare Energie decken. Die Wasserkraft machte im Mai mit 4.281 GWh (Gigawattstunden) rund 82 Prozent der Erneuerbaren aus, das ist knapp ein Drittel mehr als im Vorjahr. Die Windenergie war mit 575 GWh im Vergleich zum vergangenen Jahr sogar um 57 Prozent höher.

„Durch die gute Produktion aus erneuerbaren Energiequellen konnte in Österreich ein Stromüberschuss produziert werden, der dazu führte, dass Österreich an jedem einzelnen Tag im Mai Strom ins Ausland exportieren konnte", betont Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. Das sei in den letzten drei Jahren nicht ein einziges Mal vorgekommen. Aber: Gerade im Frühsommer, wenn es wärmer wird, erkenne man die Bedeutung des Ausbaus der Erneuerbaren und somit die Erfordernis einer kapazitätsstarken Strominfrastruktur „ganz deutlich.“

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Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG - © Karl Michalski
Gerade im Frühsommer, wenn es wärmer wird, erkennt man die Bedeutung des Ausbaus der Erneuerbaren und somit die Erfordernis einer kapazitätsstarken Strominfrastruktur ganz deutlich.
Gerhard Christiner, APG

Stromnetz muss mitziehen

Die beste Erzeugung durch Erneuerbare nutze nichts, wenn die zur Verteilung des Stroms notwendige Infrastruktur zu schwach oder nicht vorhanden ist, kritisiert Christiner. „Leider konnte der produzierte Strom nicht immer in den Westen zu den Pumpspeicherkraftwerken transportiert werden, um dort gespeichert zu werden. Dies muss uns allen ein Warnsignal sein: ohne ein kapazitätsstarkes und sicheres Stromnetz werden wir die für die Energiewende notwendigen Ziele nicht erreichen und gleichzeitig ökonomisch weitere Nachteile erleiden", so der technische Vorstand der APG.

Im Mai musste an 16 Tagen in die Einsatzplanung der Pumpspeicherkraftwerke eingegriffen werden, weil die Netze zu schwach waren, um den Strom zu transportieren. Insgesamt 18.320 MWh an potenzieller Speicherkapazität sind durch zu schwache Netze verloren gegangen. Neben der Nichtnutzbarkeit von Produktionspotentialen führen die fehlenden Netzkapazitäten zu Engpässen auf den Leitungen und erfordern nahezu täglich den Einsatz von Notfallmaßnahmen, dem so genannten Redispatch. Dabei wird hohen Leitungsbelastungen mittels gezielten Einsatzes von thermischen und hydraulischen Kraftwerken entgegengesteuert.

Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den Redispatch-Bedarf erheblich verringern und die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat daher oberste Priorität.
Thomas Karall, APG

„Heuer waren derartige Eingriffe bis Ende Mai bereits an 89 Tagen notwendig. Mit Ende Mai lagen die durch Redispatch-Maßnahmen ausgelösten Kosten bei rund 59 Millionen Euro", weiß Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den Redispatch-Bedarf erheblich verringern und die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur habe daher oberste Priorität, so Karall.

Dazu brauche es eine umgehende Gesamtsystemplanung, entsprechende Kapazitäten in den Bereichen Netze, Speicher, Produktion und eine umfassende Digitalisierung zur Nutzung der Flexibilitäten aller Akteure des Systems, informiert die APG in einer Aussendung. Die Beschleunigung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren seien dabei der zentrale Hebel.

Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG - © Karl Michalski

Regionaler Stromaustausch: NÖ und OÖ speisten am meisten ein

Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht. Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden.

Durch die Wetterlage im Mai und die damit verbundene gute Stromerzeugung aus Wasserkraft und Windenergie konnten die Bundesländer Niederösterreich und Oberösterreich einen hohen Energieüberschuss erzeugen und über das APG-Netz österreichweit zur Verfügung stellen. Niederösterreich konnte damit 532 GWh in das überregionale Netz einspeisen und Oberösterreich 447 GWh. Wien musste mit 206 GWh, neben Vorarlberg (195 GWh) am meisten Strom aus dem Netz beziehen.

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