Bidirektionale Ladestationen : Österreichischer Solarpreis für bidirektionales Laden von E-Autos

Carsharing-Auto von fahrvergnügen.at an einer bidirektionalen Ladesäule des Projekts Car2Flex aus dem Green Energy Lab.

Carsharing-Auto von fahrvergnügen.at an einer bidirektionalen Ladesäule des Projekts Car2Flex aus dem Green Energy Lab.

- © Green Energy Lab

Im Rahmen des Forschungsprojekts Car2Flex wurde eine österreichweite Pilotanwendung für den bidirektionalen Betrieb von Elektrofahrzeugen in Verbindung mit Carsharing realisiert. Bidirektional - das bedeutet, dass die Fahrzeugbatterie nicht nur mit Strom geladen wird, sondern diesen bei Bedarf auch wieder ans Netz abgeben kann. Die Anwendung von fahrvergnügen.at wurde im Oktober durch die Verleihung des Österreichischen Solarpreis in der Kategorie Transportsysteme mit Erneuerbaren Energien gewürdigt.

„Wir gratulieren allen Partnern des Projekts Car2Flex zur verdienten Auszeichnung. Durch bidirektionales Laden können Elektroautos als Pufferspeicher genutzt werden. Dies kann den weiteren Ausbau erneuerbarer Energieproduktion ermöglichen, die Integration von Elektromobilität ins Energiesystem unterstützen und zugleich das Stromnetz stabilisieren", erklärt Andrea Edelmann, Obfrau der Forschungsinitiative Green Energy Lab.

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Energiemanagement der Fahrzeugbatterie

Der Mobilitätsverein fahrvergnügen.at kombiniert sein Carsharing-Angebot mit einer Anwendung als Stromspeicher für Mehrparteienwohnhäuser. Konkret stehen den Mitgliedern E-Autos mit einer 40 kWh-Batterie zur Verfügung. Die Reservierung der Fahrzeuge erfolgt über eine Buchungsplattform. Werden die Autos nicht genutzt, parken sie vor einer Wohnhausanlage der NÖ Bau- und Siedlungsgenossenschaft in Stockerau bzw. des Niederösterreichischen Siedlungswerks in Absdorf. Dort sind die Fahrzeuge mit einer eigens entwickelten, bidirektionalen Ladesäule verbunden.

Tagsüber werden die Elektroautos mithilfe der hauseigenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Wohnhäuser geladen. In Abhängigkeit der Buchungslage steht die Fahrzeugbatterie aber auch als „mobiler Speicher“ für die Stromversorgung der Wohnhausanlage zur Verfügung, beispielsweise für die Beleuchtung des Stiegenhauses oder den Betrieb der Liftanlage. Durch eine intelligente Steuerung wird sichergestellt, dass stets mindestens 40 Prozent Ladestand für spontane Fahrten verfügbar sind. Für eine bessere Planbarkeit gibt es außerdem finanzielle Anreize für frühzeitige Buchungen der Fahrzeuge: Bis sechs Stunden vor dem geplanten Fahrtantritt kostet die Nutzung 7,50 Euro pro Stunde (statt 9,90 Euro). Das vereinfacht das Energiemanagement der Fahrzeugbatterie und zeigt, wie durch Anreizsysteme das Nutzerverhalten positiv beeinflusst werden kann.

„Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung und die damit verbundene Anerkennung unserer Pionierarbeit. Insbesondere, weil wir uns auf diese Weise darin bestätigt sehen, dass das vernetzte Denken von Mobilitätdienstleistungen und Stromversorgung zukünftig von ganz zentraler Bedeutung sein wird", so Matthias Zawichowski, Obmann des Mobilitätsvereins fahrvergnügen.at.

>>> Forschung an automatisiertem Laden von Elektrofahrzeugen

Eröffnung der ersten bidirektionalen Ladesäule in Stockerau: Matthias Zawichowski, Verein fahrvergnügen.at / im-plan-tat Raumplanungs GmbH & CoKG, Matthias Komarek, Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich, Martin Schuster, NÖ Bau und Siedlungsgenossenschaft, Ludwig Fliesser, Forschungsinitiative Green Energy Lab (v.l.n.r.)
Eröffnung der ersten bidirektionalen Ladesäule in Stockerau: Matthias Zawichowski, Verein fahrvergnügen.at / im-plan-tat Raumplanungs GmbH & CoKG, Matthias Komarek, Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich, Martin Schuster, NÖ Bau und Siedlungsgenossenschaft, Ludwig Fliesser, Forschungsinitiative Green Energy Lab (v.l.n.r.) - © Raumplanungsbüro im-plan-tat
In Zukunft können wir dann den Strom aus den Fahrzeugbatterien nutzen, um den fehlenden Strom im Netz auszugleichen und brauchen dazu keine großen fossilen Kraftwerke in Betrieb zu setzen.
Georg Lettner, Projektleiter Car2Flex.

Worum geht's bei Car2Flex?

Das Projekt Car2Flex demonstriert, wie man Elektrofahrzeuge optimal in das Energiesystem integriert, indem die Kapazitäten der Antriebsbatterien intelligent genutzt werden. Dank einer innovativen Ladesäule können E-Fahrzeuge sowohl be- als auch entladen werden, um etwa als Pufferspeicher für Haushalte mit PV-Anlage zu dienen oder sogar das Stromnetz zu entlasten. So können Elektroautos tagsüber mit Überschussstrom aus Photovoltaik geladen werden und abends wieder Strom ins Netz abgeben. Nutzer*innen können dabei mit der Car2Flex-App definieren, wieweit ihre Batterie als netzdienlicher Stromspeicher zur Verfügung steht. Bei Flotten und Carsharing-Fahrzeugen kann dies durch den Betreiber festgelegt werden.
E-Autos könnten bis zu 200 GWh Strom speichern

In Österreich gibt es über 5 Millionen Pkw. Wären alle mit einer Batterie von 40 kWh (Kilowattstunden) ausgestattet, dann ergäbe das eine Speicherkapazität von insgesamt 200 GWh (Gigawattstunden) - das ist mehr als der nationale Stromverbrauch eines ganzen Tages. Durch das Laden von Strom bei vorhandenen Energieüberschüssen und das Wiedereinspeisen ins Netz bei erhöhtem Strombedarf können die Fahrzeuge das System insgesamt entlasten. Damit unterstützen sie auch den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energieproduktion, wie Solar- und Windkraft, die aufgrund wechselnder Bedingungen sehr volatil sind.

„Manchmal haben wir über den Tag gesehen zu wenig Stromerzeugung, um momentane Verbrauchsspitzen abzudecken. Es kommt also zu kurzfristigen Engpässen auf der Verbraucherseite. In Zukunft können wir dann den Strom aus den Fahrzeugbatterien nutzen, um den fehlenden Strom im Netz auszugleichen und brauchen dazu keine großen fossilen Kraftwerke in Betrieb zu setzen", beschreibt Georg Lettner, Projektleiter von Car2Flex, die Vision des Forschungsprojektes.