Markenrevolution bis zum Jahr 2030 : Die Marke, wie wir sie kennen, ist am Ende

Die Erde vom Weltall aus

Der Schutz unseres Planeten rückt immer stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Erfolgreiche Marken müssen der Gemeinschaft etwas zurückgeben.

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Die vergangenen Jahre waren völlig anders, als wir erwartet hatten. Sie haben damit einerseits Perspektiven und Denkmuster verändert, leider aber auch die Existenz vieler Selbstständiger und kleiner Unternehmen in Schieflage gebracht. Aber es waren auch Jahre vieler Chancen. Chancen, globale Herausforderungen neu zu denken und neu zu gestalten– speziell für Unternehmen und ihre Marken. Die Krisen, die in den nächsten zehn Jahren auf uns zukommen, sind vielfältig und werden sich in ihrer Wechselwirkung verstärken. Krisen, die die Unternehmen dazu zwingen, langfristig zu denken und zukunftsgerichtet zu agieren.

Marken, die nachhaltig erfolgreich sein wollen, müssen sich dazu bekennen, was sie ausmacht. Und sie müssen festlegen, was sie in zehn Jahren sein wollen. Für welche Werte sollen sie in der Welt der Zukunft stehen, welche bisherigen Herangehensweisen sollten sie hinter sich lassen?

Dimensionen künftiger Marken

Nur wenn eine Marke in der Lage ist, sich bereits heute aktiv in jedem der drei folgenden Bereiche zu positionieren, wird sie die massiven Veränderungen der nächsten Jahre als Wettbewerbsvorteil für sich nutzen können.

  1. Business to Künstliche Intelligenz
    Marken haben bis 2030 Zeit, sich in der neuen, durch Künstliche Intelligenz entstehenden Weltordnung zu etablieren. In dieser Welt existiert eine neue Form von Intelligenz, die es Unternehmen und Kund*innen ermöglichen wird, ihren Alltag völlig anders zu gestalten. Dabei werden bisherige B2B- und B2C-Zusammenhänge von einer sich ständig weiterentwickelnden maschinellen Dynamik abgelöst. Marken wird es dann durch KI-Gatekeeper und KI-Assistenten möglich sein, direkt mit Endkund*innen zu kommunizieren.

    Damit dies geschehen kann, müssen Unternehmen sich für die neuen Technologien öffnen und mit der rasanten Entwicklung Schritt halten. Dazu braucht es vor allem ein echtes Verständnis von Daten! Werden sie im Rahmen von Künstlicher Intelligenz nicht genutzt, haben sie nämlich keinerlei Wert.

  2. Business to Tribe (Stamm – Zugehörigkeit)
    Beachtung gebührt den sozialen Dynamiken der digitalen Tribes. Der Mensch ist evolutionsbedingt auf das Leben in Stämmen und Sippen ausgerichtet. In unserer Welt mit ihren modernen Technologien entstehen digitale Stämme. Die vielen, miteinander vernetzten digitalen Stämme verändern die Geschäftsdynamiken. Was auch eine Veränderung der Machtverhältnisse zwischen Unternehmen und Kund*innen mit sich bringt.

    Bis spätestens 2030 befinden sich Kund*innen in einer Position, in der sie bestimmte Marken als ihre Partner frei auswählen. Ihre Instrumente, um die Botschaften einer Marke zu verbreiten und sich mit dieser Marke, ihren Werten und ihrer Identität als Teil eines digitalen Stamms zu verbinden, sind die sozialen Medien. Diese Machtstellung bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass Marken in kürzester Zeit erbarmungslos kollektiv abgestraft werden, wenn sie dem „Tribe“ nicht mehr zusagen.

  3. Business to World
    Es ist eine neue Marke entstanden, die es noch nie gegeben hat – die Marke unserer Erde! Obwohl Greta Thunberg viele Menschen dazu gebracht hat, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen, ist es nie wirklich gelungen, alle ins Boot zu holen. Aber nun hat sich „Brand Earth“ etabliert, die größte Marke aller Zeiten. Die Gesundheit unseres Planeten wird weiter ein zentrales Thema darstellen, das Innovationen antreibt. Marken, die erfolgreich sein wollen, müssen sich rasch und intensiv mit der Umwelt-Thematik beschäftigen und diese nach außen darstellen.

    Und nein, das ist keine Phase, die irgendwann wieder vorüber ist! Schließlich haben die Menschen das nachvollziehbare Bedürfnis, das Leben auf diesem Planeten zu erhalten. Wenn nun die Nachhaltigkeit unserer bisherigen Lebensweise immer mehr in Frage gestellt wird, wird es für Marken immer wichtiger, sich in der Tiefe damit auseinanderzusetzen, was dies für ihre zukünftigen Produkte, Inhalte, Werte und Botschaften bedeutet.

Fazit

Bis spätestens 2030 werden Kund*innen von Marken erwarten, dass sie der Gemeinschaft etwas zurückgeben. Die Nachhaltigkeit und der Sinn einer Marke sind dann nicht länger „nice to have“, sondern ein wichtiges Verkaufsargument. Marken werden in Zukunft als aktive Gestalter von Gemeinschaft auch eine viel stärkere Vorbildfunktion übernehmen. Damit sind sie in ihren Handlungen der Gemeinschaft gegenüber in wesentlich höherem Maße verantwortlich als bisher.

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