Photovoltaik : Sonnige Aussichten mit leichter Preisbewölkung
Suntastic.Solar-Geschäftsführer Markus König setzt sich gern ambitionierte Umsatzziele. 2020 lag der Plan bei plus 70 Prozent und wurde nach eigenen Angaben "übererfüllt – bei einem hervorragenden Ergebnis". Nicht nur der Photovoltaik-Umsatz legte zu, auch der Anteil der Stromspeicher stieg. "Mittlerweile werden bei 25 bis 30 Prozent der Projekte auch Speicher mitgeliefert."
Der größte heimische Photovoltaik-Distributor wächst mit den Solateuren – konkret mit den rund 100 Suntastic-Partnern sowie rund aktiv 450 aktiv kaufenden Kunden. Suntastic konnte damit im Vorjahr in einem wachsenden Geschäftsfeld Marktanteile dazugewinnen. Zeitgleich wurde begonnen, in Deutschland mit zwei Mitarbeitern einen eigenen Vertrieb aufzubauen.
Stop & Go ist Gift für den Markt
Kritisch merkt König an, dass im ersten Halbjahr vergeblich auf die Verlängerung der KLIEN-Förderung gewartet wurde. "4.000 bis 5.000 Anlagen wurden dadurch nicht gebaut. Das entspricht einem Volumen von 20 bis 25 Megawatt, das vernichtet wurde. Das lässt sich nicht mehr aufholen!" Der Suntastic-Chef vertraut auf den Lerneffekt: "Man hat hoffentlich erkannt, dass dieses Stop & Go bei den Förderungen Gift für den Markt ist." Die aktuellen Fördermodelle geben Anlass für Zuversicht: Im KLIEN-Fonds sind aktuell mehr als 21 Millionen Euro verfügbar – umgerechnet 100 Megawatt peak für Private und KMU.
Mit 16. Februar startete die mit 36 Millionen Euro dotierte OeMAG 2-Investförderung. Davon 24 Millionen für den PV-Bereich (rund 100 Megawatt peak) und 12 Millionen für Speicher (entspricht 60.000 Kilowattstunden). König: "Schon 2020 hat sich der Speichermarkt dadurch verdreifacht, bei uns sogar zumindest vervierfacht."
Verdoppelung auf 300 Mio. Euro
2021 rechnet König mit einer Verdoppelung des Suntastic-Umsatzes auf gut 30 Millionen Euro. Dazu sollen neue Produkte beitragen wie jene von Enphase, dem Weltmarktführer in der Mikro-Wechselrichtertechnologie. Die Mikro-Wechselrichter IQ 7, IQ 7+ und IQ 7 X sind einfach und – dank verbessertem 2-Draht-Kabel – auch schneller zu installieren. Hersteller Enphase gewährt 25 Jahre Garantie: Die neuen Wechselrichter-Modelle wurden mehr als eine Million Stunden unter Spannung getestet. Sie sind für Hochleistungsmodule optimiert und verfügen über Gehäuse der Schutzklasse II mit doppelter Isolierung. Zudem sind die Produkte bestens für Smart Grids geeignet: Sie erfüllen komplexe Netzanforderungen beim Spannungs- und Entkopplungsmanagement und sind für unterschiedliche Netzprofile konfigurierbar.
Die Parkfläche als PV-Anlage
Size does matter, heißt es bei den Photovoltaik-Modulen: "Um die Kosten für die Errichtung von PV-Anlagen weiter zu senken, schaffen einige der weltgrößten Produzenten und deren Industriepartner mit Zellengrößen von 182 mal 182 Millimeter, auch M10 genannt, einen neuen Standard." Die neuen Zellendimensionen haben auch Auswirkungen auf die Module, die damit auf eine Breite von 1,13 Meter kommen. Dadurch entsteht eine neue Leistungsklasse: Zwischen 435 und 455 Watt peak werden Module auf M10-Basis haben. Auf Lager hat der österreichische PV-Distributor vorerst auf 182 mm-Wafern basierende Module von JinkoSolar und Sunrise Energy.
Auf der WeBuild 2020 hatte König Solar-Carports und -Terrassendächer für den Privatbereich des österreichischen Anbieters Soltechnik vorgestellt. Wer es einige Nummern größer braucht, wird nun jedoch ebenfalls fündig: Ideal für Parkflächen geeignet ist das Drexler Carport von DC Carport-Systeme. Dank Betonsockel sind die Carports für die direkte Aufstellung auf dem bestehenden Bodenbelag geeignet, ohne dass dafür zusätzliche Einbauarbeiten vonnöten wären. Das beliebig erweiterbare System lässt sich ab acht Pkw sinnvoll einsetzen. Der Flächenverlust durch die Betonsockel mit Anfahrschutz ist minimal. König: "Man verliert nur in etwa jeden zwanzigsten Parkplatz."
Chinesisches Absatzförderprogramm?
Mit der Entwicklung des PV-Marktes insgesamt beschäftigte sich jüngst eine Branchenradar-Studie. "Schon 2019 ist der Markt um ein Drittel absatzseitig – nach Kilowatt peak – gewachsen. 2020 rechnen wir mit einem Plus von 21 Prozent", erklärt Branchenradar-Geschäftsführer Andreas Kreutzer. Unschärfen ergeben sich durch den Jahr für Jahr steigenden Anteil an Importen. "Mittlerweile stammen die Panels bei den installierten Projekten zu zwei Dritteln nicht mehr aus Europa, sondern aus Asien."
Das große Wachstum kommt nicht aus dem privaten Wohnbau, sondern aus dem Nicht-Wohnbau und von PV-Kraftwerken. Entsprechend intensiv ist die Preisschlacht am Markt. "Es stellt sich die Frage, ob öffentliche Hand und Photovoltaik-Kraftwerke verpflichtet werden sollten, inländische PV-Module zu verwenden", merkt Kreutzer an. Sonst würden die heimischen Bemühungen um mehr Klimaschutz zu einem chinesischen Absatzförderprogramm geraten. Zwar bleiben die beiden angestammten Anbieter, Energetica und Kioto, nach den verfügbaren Zahlen die führenden Unternehmen. Sie gewannen zuletzt acht Prozent Marktanteil und halten zusammen absatzseitig rund ein Viertel des Marktes – dies allerdings gegenüber einem Jahr 2019, in dem sie sich halbiert hatten.
Preisspirale nach unten
Kreutzer: "2020 lag der Durchschnittspreis bei 400 Euro pro Kilowatt peak – ein Wert, der in den kommenden Jahren weiter hinuntergehen wird." Zum Vergleich: 2012/13 lag der Preis zwischen 600 und 700 Euro und blieb dann für Jahre relativ stabil. 2015 waren es immer noch rund 600 Euro. Seitdem sinkt der Preis, obwohl vor einigen Jahren Antidumping-Zölle eingeführt wurden.
Und welche Entwicklung ist für 2021 am Photovoltaik-Markt zu erwarten? "Wir gehen in jedem Jahr von zumindest 10-prozentigem Wachstum absatzseitig aus", so der Marktforscher. "Wobei das auch davon abhängt, wie es bei PV-Kraftwerken und Privathaushalten weitergeht. Und natürlich von der Förderpolitik." Kritisch sieht er den laut EAG-Gesetz geplanten Wegfall des Einspeisetarifs bei Kleinanlagen: "Es kann nicht sein, dass ich für eingespeisten Strom deutlich weniger bekomme, als ich für zugekauften Strom bezahle. Das ist ein schlechter Deal!" Wer mehr PV im Neubau und bei der Nachrüstung wolle, müsse bei gesetzlichen Regelungen, Einspeisetarifen und der Bürokratie nachschärfen.
Die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern weicht deutlich voneinander ab. Dies liegt nicht nur an unterschiedlichen Förderregelungen, sondern vor allem daran, dass sich Großprojekte überproportional auswirken. Kreutzer: "In Niederösterreich geht es hinauf und hinunter: 2017 hatten wir 42 Kilowatt peak, 2018 waren es 29 gegenüber 68 im Jahr 2019, und 2020 gehen wir sogar von 100 Kilowatt peak aus. In Oberösterreich wiederum sehen wir eine stetige Steigerung – von 35 auf 49 auf 67 Kilowatt peak. 2020 erwarten wir 70 Kilowatt peak."