Brandschutz für Photovoltaik : Neuer Brandschutzleitfaden für PV-Branche

Günther Schwabegger von der Brandverhütungsstelle Oberösterreich, Thomas Becker, Vorstandsmitglied von PV Austria und Gutachter für PV-Anlagen, Christian Bräuer, Bundesinnungsmeister für Elektrotechnik und Martin Mittnecker  vom österreichischen Bundesfeuerwehrverband (v.l.n.r.) mit den neuen Leitfaden.

Günther Schwabegger von der Brandverhütungsstelle Oberösterreich, Thomas Becker, Vorstandsmitglied von PV Austria und Gutachter für PV-Anlagen, Christian Bräuer, Bundesinnungsmeister für Elektrotechnik und Martin Mittnecker vom österreichischen Bundesfeuerwehrverband (v.l.n.r.) mit den neuen Leitfaden.

- © Michael Hedl | objektiv.gesehen

Worauf muss bei der Montage einer Photovoltaik-Anlage geachtet werden? Welche brandschutzrechtlichen Vorgaben müssen eingehalten werden? Und was passiert bei Missachtung brandschutzrechtlicher Vorgaben? Der neu veröffentlichte Leitfaden zum Brandschutz für Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher des Branchenverbands Photovoltaic Austria (PVA) fasst die wichtigsten brandschutztechnischen Vorgaben zusammen und gibt Präventionstipps, um Photovoltaik-Brände zu vermeiden. Der Leitfaden richtet sich sowohl an planende Unternehmen, PV-Anlagenerrichter*innen sowie Sachverständige.

Was der Verband gleich zu Beginn betont: Weniger als 0,5 Prozent aller PV-Anlagen brennen; zumeist aufgrund fehlerhafter Montage, denn die Technologie an sich sei sicher. „Das Ziel bis 2040 ist bekannt. Mindestens 32 Prozent der zukünftigen Stromnachfrage in Österreich sollen rein mit Sonnenstrom aus PV-Anlagen gedeckt werden. Photovoltaik wird damit klar zu einer tragenden Säule der künftigen Stromversorgung“, so Thomas Becker, Vorstandsmitglied von PV Austria und selbst als Gutachter für PV-Anlagen tätig.

Der Austausch mit Feuerwehr sowie Brandverhütung sei essenziell, um nicht nur ein Verständnis füreinander, sondern auch um Sicherheit zu schaffen, betont der Gutachter. Mit dem nun vorliegenden Brandschutzleitfaden sei es gelungen, sowohl die geltenden gesetzlichen Auflagen zusammenzufassen als auch die Interessen aller Beteiligten zu harmonisieren.

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„Photovoltaik wird klar zu einer tragenden Säule der künftigen Stromversorgung“, ist sich Thomas Becker, Vorstandsmitglied von PV Austria, sicher.
„Photovoltaik wird klar zu einer tragenden Säule der künftigen Stromversorgung“, ist sich Thomas Becker, Vorstandsmitglied von PV Austria, sicher. - © Michael Hedl | objektiv.gesehen
Mit dem Leitfaden gelingt es einerseits die PV-Branche für das Brandschutzthema besser zu sensibilisieren sowie anderseits Fehler im Zuge der Planungs- und Montagephase bereits vorab zu vermeiden.
Günther Schwabegger, Brandverhütungsstelle

Auslöser für Brand meist Montage- oder Planungsfehler

Internationale Studien belegen, dass PV-Anlagen selten brennen (unter 0,5 Prozent), so PVA. Die Brandursachen seien dabei meist dieselben. „Zu den häufigsten Brandauslösern zählen Montage- oder Planungsfehler, wie mangelhafte Verbindung der Leitungen oder schlechtes Kabelmanagement. Diese Fehler könnten durch mehr PV-Wissen leicht vermieden werden“, so Becker. Der nun veröffentlichte Leitfaden fasst daher die wichtigsten Brandschutzvorgaben für PV-Anlagen und Batteriespeichersysteme bis 100 kWh zusammen. „Mit dem Leitfaden gelingt es einerseits die PV-Branche für das Brandschutzthema besser zu sensibilisieren sowie anderseits Fehler im Zuge der Planungs- und Montagephase bereits vorab zu vermeiden, womit wir am Ende die gewünschte hohe Anlagen-Qualität bekommen“, betont Günther Schwabegger, Pressesprecher der BVS – Brandverhütungsstelle für Oberösterreich.

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Erarbeitet wurde der Leitfaden in Kooperation mit Fachverbänden sowie Expert*innen der Branche, um die bestehenden Regelwerke kompakt und schlüssig zusammenzufassen. Das gemeinsame Ziel: Die Einhaltung höchster Sicherheitsstandards und die Minimierung von Risiken durch ordnungsgemäße Planung, Errichtung und regelmäßige Überprüfung der Anlagen. Auch die rechtlichen Konsequenzen bei Missachtung der Vorgaben werden im Leitfaden thematisiert. „Qualität hat in unserer Branche stets oberste Priorität. Dazu zählt auch das Vorbeugen von Bränden. Der Leitfaden bietet eine gute Zusammenfassung aller einzuhaltenden Regelwerke, damit wir Elektriker*innen weiterhin langfristig qualitativ hochwertige PV-Anlagen errichten und verlässliche Partner*innen bleiben“, sagt Christian Bräuer, Bundesinnungsmeister für Elektrotechnik.

Christian Braeuer Bundesinnungsmeister
Christian Bräuer, Bundesinnungsmeister für Elektrotechnik - © Michael Hedl | objektiv.gesehen

Tipps zur Vermeidung von PV-Bränden

  • Professionelle Installation vom Fachunternehmen: PV-Anlage sollten von Fachleuten installiert werden. Ein PV-Profi kennt die geltenden Bauvorschriften sowie rechtlichen Vorgaben und sorgt für einen sicheren Anlagenbetrieb. Dank Mehrwertsteuerbefreiung für PV-Anlagen bis 35 Kilowattpeak (kWp) sparen Endkund*innen derzeit auch die 20%ige Mehrwertsteuer auf die Arbeitsleistung des Profis.
  • Hochwertige Komponenten wählen: Bei der Auswahl sollte auf qualitativ hochwertige PV- Komponenten mit CE-Kennzeichnung geachtet werden. Auch auf den Kauf der Komponenten für eine PV-Anlage bis 35 kWp entfällt derzeit die 20%ige Mehrwertsteuer.
  • Regelmäßige Wartung: Viele PV-Profis bieten an, einen dauerhaften Wartungsvertrag abzuschließen. Denn dank regelmäßiger Wartung der Anlage können potenzielle Störquellen frühzeitig erkannt und behoben werden.
Die Feuerwehr muss sich auf die Einhaltung aller Brandschutzvorgaben verlassen können, um im Falle eines Brandes einen sicheren Löscheinsatz für unsere Leute zu garantieren.
Martin Mittnecker, Österreichischer Bundesfeuerwehrverband

Was zu tun ist, wenn es doch brennt

Im Brandfall steht die Sicherheit an erster Stelle, wie der PVA betont und die ersten Schritte umreißt: Bevor die Feuerwehr unter 122 alarmiert wird, müssen alle Personen in Sicherheit gebracht werden. Wenn möglich, sollte die Stromversorgung unterbrochen werden. Wichtig: Dabei ist unbedingt die Gefahr eines Stromschlags zu beachten. Die Feuerwehr soll dann über die PV-Anlage, den Standort des Wechselrichters sowie ggf. den Standort des Stromspeichers informiert werden. Beim Warten auf die Einsatzkräfte muss ausreichend Abstand zur Brandstelle gehalten werden.

„Die Feuerwehr muss sich auf die Einhaltung aller Brandschutzvorgaben verlassen können, um im Falle eines Brandes einen sicheren Löscheinsatz für unsere Leute zu garantieren“, hebt Martin Mittnecker, Österreichischer Bundesfeuerwehrverband, hervor. „Genau da kommt der Brandschutzleitfaden ins Spiel, mit dem es gelingt, allein schon durch korrekte Planung und Ausführung der PV-Anlage Brände an sich zu verhindern. Im Brandfall ist durch die Einhaltung aller Vorgaben auch die notwendige Sicherheit der Einsatzkräfte gewährleistet.“

PV Austria Mitgliedern steht der Leitfaden kostenfrei zur Verfügung. Nicht-Mitglieder können ihn auf der Website von PV Austria um einen Preis von 45 Euro erwerben.

Martin Mittnecker, Österreichischer Bundesfeuerwehrverband
Martin Mittnecker, Österreichischer Bundesfeuerwehrverband - © Michael Hedl | objektiv.gesehen