Janitza Energy Forum : Wege aus der Klimakrise
Die Zielsetzung des Janitza Energy Forums skizziert Österreich-Niederlassungsleiter Wolfgang Peherstorfer: „Der Tag heute soll das Bewusstsein wecken, dass wir alle etwas unternehmen müssen. Die vielen Begrifflichkeiten, Fakten, Vorgaben und Vereinbarungen auf dem Weg zur CO2-Neutralität sind schwer zu überblicken. Mit unserer Veranstaltung wollen wir etwas Übersicht und Klarheit schaffen.“
Janitza selbst hat diesen Weg unter dem Motto „Crack the Carbon Code“ beschritten. Dazu wurde zuerst unter anderem mithilfe der hauseigenen Messtechnik der Status-quo erhoben. „In Summe wurden 29 Kriterien zur Ermittlung der Emissionen abgefragt“, erzählt Vertriebsmanager Gerhard Ruzicka. Darin enthalten: Die Daten von 120 automatisierten Messgeräten, 1.500 Dienstreisen und mehr als 2.600 bezogene Artikel.
Das Ergebnis: 99,5 Prozent aller Emissionen sind Scope 3 zuzurechnen, entstehenden somit in der vorgelagerten Wertschöpfungskette und in den nachgelagerten Prozessen vom Transport zu Kund*innen über den Betrieb der Produkte bis hin zur Entsorgung. Was auch zeigt, wie effizient die Produktion am Standort bereits ist.
Die Bilanzierung konnte binnen sechs Monaten abgeschlossen werden. Um die CO2-Bilanz zu verbessern, hat Janitza ein Bündel an Maßnahmen ergriffen. Dazu zählen die Umstellung auf Ökostrom und der Ausbau der PV-Kapazitäten. In Summe wurden so 426 Tonnen Kohlendioxid im Jahr 2023 eingespart. Die nächsten Schritte werden in der Umstellung des Fuhrparks und der Nutzung unvermeidbarer Abwärme bestehen.
Hier geht’s zur Anmeldung

Legehühner fühlen sich unter Photovoltaikmodulen sogar wohler als auf der freien Wiese, denn diese bieten Schutz vor Greifvögeln.Andreas Jäger
Plädoyer für Agri-PV
Wie wichtig Initiativen wie jene von Janitza sind, betonte TV-Meteorologe Andreas Jäger, der die Veranstaltung moderierte und auch selbst einen packenden Vortrag dazu beisteuerte. Seine Botschaft: „Wir haben die Lösung für die Klimakrise. Aber wir müssen uns sehr beeilen, wenn wir die Katastrophe abwenden wollen.“
Ausdrückliches Lob gab’s für die EU. Die Taxonomie-Verordnung biete insofern einen vielversprechenden Ansatz, als sie Finanzprodukte in Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit kategorisiert. Dies erfordert wiederum belastbare Daten. Weshalb die Europäische Union mit der CSRD-Richtlinie (Corporate Sustainable Reporting Directive) Unternehmen ab einer bestimmten Größe dazu verpflichtet, Informationen zur Nachhaltigkeit ihrer Geschäftstätigkeit zu liefern.
Jäger brach auch eine Lanze für die in Österreich zum Teil immer noch verpönte Agri-PV. „Legehühner fühlen sich unter Photovoltaikmodulen sogar wohler als auf der freien Wiese, denn diese bieten Schutz vor Greifvögeln.“ Spezielle, durchscheinende Module lassen das Sonnenlicht durch, halten Hagelschlag ab und leiten das Regenwasser neben die Pflanzen, sodass diese vor Pilzbefall geschützt sind. „Auch Hopfen, der Halbschatten generell bevorzugt, gedeiht gut unter den Paneelen.“

Mit der Einführung des Audits entfällt das alte Verfahren, bei dem Unternehmen Maßnahmen an den Energieversorger abliefern mussten.Peter Sattler
Energieeffizienz braucht Gesetz
Einblicke in die Umsetzung des Energieeffizienzgesetzes gab Energieauditor Peter Sattler. Großunternehmen mit Sitz in Österreich müssen bekanntlich bis zum 30. November dieses Jahres erstmals sowie danach alle vier Jahre ein Energieaudit durchführen. Zuständige Monitoringstelle ist die E-Control.
„Mit der Einführung des Audits entfällt das alte Verfahren, bei dem Unternehmen Maßnahmen an den Energieversorger abliefern mussten“, weiß Sattler. Das Energieaudit bietet einen sanften Einstieg ins Energiemanagement und erfasst drei große Verbrauchsbereiche: Prozesse, Gebäude und Mobilität. Der Tipp des Energieexperten: „Unternehmen werden mit vielen Fördermaßnahmen bei der Umsetzung klimafreundlicher Maßnahmen unterstützt. Entgegen einem verbreiteten Vorurteil gilt das auch für Großbetriebe.“

Wer Standard setzt, setzt Trends. Wenn alle die gleiche Sprache sprechen, beschleunigt das Innovationen. Und mit der Normung finden diese Innovation ihre Markttauglichkeit.Daniel Herbst
Spannend statt sperrig
Daniel Herbst weiß, wie man das Thema der Normen und Standards unterhaltsam aufbereitet – eben, weil es aus Sicht des Universitäts-Projektassistenten an der Technischen Universität Graz (Institut für Elektrische Anlagen und Netze) nur scheinbar sperrig, in Wahrheit jedoch ebenso wichtig wie aufregend ist: „Wer Standard setzt, setzt Trends. Wenn alle die gleiche Sprache sprechen, beschleunigt das Innovationen. Und mit der Normung finden diese Innovation ihre Markttauglichkeit.“
Nicht zuletzt die großen Unternehmen hätten dies erkannt. Sie zeigen strategisches Interesse an der Mitentwicklung im Entstehen befindlicher Normen. „Für sie ist dies ein Hebel zur Produktpositionierung, der frühzeitigen Einblick in aktuelle Entwicklungen und Zugang zu Expertennetzwerken bietet.“
Ohne Normen keine effiziente Nutzung elektrischer Energie. Herbst verweist in diesem Zusammenhang auf den sich mit Energieeffizienz befassenden Teil 8-1 der „Bibel der österreichischen Elektrikerinnen und Elektriker“, der OVE E 8101: „Im Teil 8-1 wird versucht, die ISO 50001 auf Elektrotechnik herunterzubrechen. Es ist ein Leitfaden für die Planung energieeffizienter elektrischer Anlagen.“ Konkrete Beispiele sind in den Anhängen aufgeführt. „Anhang A etwa befasst sich mit dem Barycentre-Verfahren, um die optimalen Standorte von Maschinen, Trafos etc. samt der zugehörigen Trassierung zu ermitteln.“
