Marketing für KMU : Wie Sie Ihre eigene Marke kreieren
Eine gut etablierte Marke schafft Bekanntheit, verleiht dem Produkt oder der Dienstleistung einen höheren Wert und kann damit einen höheren Preis erzielen. Vor allem aber werden Markenprodukte in Entscheidungssituationen vorgezogen. Die erfolgreiche Selbstvermarktung bedient sich der Übertragung der Ideen der Markenbildung auf die eigene Person, die „Ich-Marke“ entsteht.
Letztlich sind wir alle soziale Wesen und mehr oder weniger davon abhängig, wie wir mit Mitmenschen in Familie, Arbeit und Freizeit auskommen. Auch dabei spielt es eine wesentliche Rolle, wie wir von anderen gesehen und wahrgenommen werden.
Marke(ting) ist überall
Oft klaffen Selbst- und Fremdbild auseinander, das kann enttäuschen und zu Missverständnissen oder Misserfolg führen. Vermutlich sind auch Ihnen schon Menschen begegnet, die frei von jeglicher Selbstreflexion zu sein scheinen und bei denen Sie sich gefragt haben, woher sie ihr (vermeintliches) Selbstbewusstsein nehmen.
Ohne hier die individuellen psychologischen Hintergründe beleuchten zu wollen – es gibt für jedes Verhalten Gründe. Diese zu erkennen und die zumeist unbewussten Verhaltensmuster aufzuspüren, die eigenen Werte zu reflektieren und deren Gültigkeit zu überprüfen, ist unter anderem Teil des Personal Brandings.
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Wenn man sich mit Menschen umgeben möchte, die die eigenen Fähigkeiten zu schätzen wissen und einem Energie geben, anstatt zu rauben, hat das viel damit zu tun, was man ausstrahlt und kommuniziert. Je besser wir uns selbst kennen, je reflektierter, selbstkritischer, aber auch selbstbewusster wir sind, umso zufriedener und erfolgreicher werden wir letztlich sein.
Seien Sie authentisch!
Zurück zum Marken-Gedanken: Genau wie beim Aufbau einer Produkt- oder Unternehmensmarke gilt es auch beim Entwickeln einer „Ich-Marke“, ein eigenes Profil zu finden. Die Fragen, die dafür gestellt werden müssen, sind dieselben: Was macht mich aus? Was kann ich besonders gut? Was unterscheidet mich von anderen? Was schätzen andere an mir? Warum fühlt man sich in meiner Gegenwart wohl und schenkt mir Vertrauen? Was kann ich dazu beitragen, dass ich so wahrgenommen werde, wie ich bin?
Das ist natürlich ein längerer Entwicklungsprozess und setzt voraus, dass man sich auch eingestehen kann, was man NICHT ist und was man NICHT kann. Die Eier legende Wollmilchsau gibt es weder bei Produkten, noch bei Dienstleitungen und schon gar nicht bei einer Personenmarke. Es geht um Authentizität, um das Schaffen eines klaren Profils mit Ecken und Kanten.
Personal Branding ist das, was über Sie erzählt wird, wenn Sie nicht im Raum sind.
Leistungen kommunizieren
Um die Vorteile des Personal Brandings anhand eines Beispiels zu verdeutlichen: Mitarbeiter A stellt fest, dass er aufgrund der allgemeinen Teuerungen mit seinem Gehalt nicht mehr auskommt. Er war immer pünktlich und zuverlässig, hat brav und unauffällig seinen Bürojob erledigt. Nun bittet er den/die Chef*in um eine Gehaltserhöhung mit der Begründung: „Hab immer zuverlässig gearbeitet, alles wurde teurer, ich komme jetzt mit meinem Geld nicht mehr aus.“
Arbeitnehmerin B hat ähnliche finanzielle Probleme. Der große Unterschied allerdings ist, dass sie sich ihrer eigenen Fähigkeiten bewusst ist und diese auch kommuniziert. Sie bringt sich aktiv ins Unternehmen ein, zeigt Interesse am Mitgestalten und setzt ihr Potenzial und ihre Aktivitäten ins rechte Licht. Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ist sie stets da, wenn andere Hilfe benötigen. Das Erlebte erzählt sie gerne in der Kaffeepause ihren Kolleg*innen, die sich immer fragen, woher sie ihre Energie nimmt. Als sie ihre*n Chef*in um eine Gehaltserhöhung bittet, erwähnt sie zuletzt erfolgreich abgeschlossene Projekte und gibt einen Ausblick darauf, was sie in nächster Zeit anpacken und zum Erfolg führen möchte.
Was meinen Sie: Wer hat die größeren Chancen auf eine Gehaltsanpassung? Ganz sicher jene Mitarbeitenden, die nachvollziehbar großen „Nutzen“ für das Unternehmen bringen und deren klares Profil schnell einzuschätzen lässt, ob sich der finanzielle Mehraufwand lohnt. Sie selbst würden auch nicht in ein Produkt investieren, über das sie nicht viel wissen, von dessen Qualität Sie nicht überzeugt sind oder das bloß den Mindeststandard erfüllt.
Wer also nicht in der Masse untergehen will und es sich und seinem Gegenüber erleichtern möchte, Vertrauen aufzubauen, ist gut beraten, seine eigene Marke zu entwickeln und auch jeden Tag etwas dafür zu tun. Das schafft einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Buchtipps
- Die Marke ICH, Conrad Seidl, Werner Beutelmeyer, Redline Verlag
- Man kann nicht nicht kommunizieren, Paul Watzlawick, Hogrefe Verlag