Brandschutz für Jagdschloss Eckartsau : Kaiserliches Sicherheitskonzept
Baudenkmäler sind historische Gebäude, an deren Erhaltung ein großes gesellschaftliches Interesse besteht. Erst recht, wenn sie als Schauplatz der Weltgeschichte gedient haben, so wie im Fall Schloss Eckartsau in den Donau-Auen östlich von Wien. Kaiser Karl I. verbrachte dort gemeinsam mit seiner Familie den letzten Winter in Österreich, nachdem er seiner Amtsgeschäfte enthoben wurde. Mit dem Ende der Monarchie wurde das Anwesen in das Eigentum der Republik übernommen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute können die Privatgemächer der einstigen Herrscherfamilie aus der Dynastie Habsburg-Lothringen nicht nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden – das Schloss dient auch als beliebter Standort für Feierlichkeiten, Konzerte, Firmenveranstaltungen oder sogar als Kulisse für Filmsets wie beispielsweise „Das Sacher“ oder die Dokumentationsreihe „Universum History“.
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„Damit ein Brandschutzkonzept in einem historischen Gebäude erfolgreich umgesetzt werden kann, bedarf es mehr als nur ein Grundverständnis für die Interessen aller BeteiligtenBernhard Lang, Schlossbetreuer
Brandschutzkonzept in einem historischen Gebäude
Der Betreiber des Jagdschlosses, die österreichische Bundesforste AG, trägt dafür Sorge, dass das gesamte Objekt im Sinne des Denkmalschutzes instandgehalten wird. Als Unterstützung für die Brandsicherheit des Schlossbetriebs wurden die Expert*innen von Labor Strauss, kurz LST, buchstäblich ins „Schloss geholt“.
Mit ihrer Brandmelderzentrale Serie BC600 wird ein flächendeckender Schutz des gesamten Schlossgebiets von 6.700 Quadratmetern gewährleistet. Das Kernstück des Systems hat die Aufgabe, die Informationen der insgesamt 341 angeschlossenen Brandmelder zu bündeln und zu analysieren, Risiken zu erkennen und optische sowie akustische Signale zu produzieren, falls Gefahr in Verzug ist. Ergänzend dazu sorgt die Not- und Sicherheitsbeleuchtungsanlage mit mehr als 200 funküberwachten Leuchten für eine sichere Evakuierung im Notfall.
Automatische Branddetektion
Bei dieser Art von Kulturstätte müssen zudem mehrere Anforderungen und Bedürfnisse in Bezug auf automatische Branddetektion berücksichtigt werden. „Nur von Anforderungen zu sprechen, wird unserem Auftrag nicht gerecht. Worauf es ankommt, ist das Meistern der Herausforderungen, die die brandschutztechnische Ausstattung solch eines Gebäudekomplexes mit sich bringt“, berichtet Thomas Stöcklhuber, Projektleiter bei LST. „Damit ein Brandschutzkonzept in einem historischen Gebäude erfolgreich umgesetzt werden kann, bedarf es mehr als nur ein Grundverständnis für die Interessen aller Beteiligten“, betont auch Bernhard Lang, Schlossbetreuer bei der Österreichischen Bundesforste AG. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Planung und Umsetzung setze den offenen Dialog aller Projektverantwortlichen wie Beauftragte des Bundesdenkmalamts, Architekt*innen, externe Berater*innen sowie Handwerker*innen voraus, resümiert er.
Linearmelder schützen Stuckdecken
Ähnlich wie bei Museen wird auch bei Schlössern viel Wert auf ein ästhetisches Gesamterscheinungsbild gelegt. Dennoch hat die Sicherheit wie in allen Schutzobjekten die oberste Priorität. Dort wo die Fluchtwegleuchten die Wege nicht ausreichend belichten können, wurden weitere Sicherheitsleuchten installiert. Damit so wenig wie möglich von der vorgeschriebenen Technik sichtbar ist, wurden in manchen Räumen die Brandmelder lackiert und Notleuchten in dezenterer Ausführung eingebaut, erläutert Stöcklhuber. „Jeder Kontakt mit der Bausubstanz geschieht in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt“, erklärt er.
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Um die ursprüngliche Optik des Jagdschlosses möglichst unverändert und ohne Beeinträchtigung zu erhalten, sind viele Linearmelder im Einsatz, wie beispielsweise im prunkvollen Festsaal. „Somit kann vermieden werden, dass aufwändig gestaltete Stuckdecken oder Deckengemälde durchbohrt werden“, so Stöcklhuber. Der Linearmelder sendet einen Lichtstrahl von einem Ende des Saals zum anderen. Wird dieser Lichtstrahl etwa durch Rauchpartikel getrübt, meldet das System sofort einen Brand.
Weiters verlangte die Umsetzung des automatisierten Brandschutzkonzepts mehr als 10.000 Meter Kabel, die größtenteils über den Dachboden verlegt wurden, sowie den Einbau von brandsicheren Schiebetüren, um das Gebäude in Brandabschnitte zu gliedern. Hinzu kommt der Einsatz von Brandfallsteuerungen in Aufzügen sowie die Installation und Ansteuerung von Rauchabzügen und Fluchtwegleuchten in den Treppenhäusern oder Gängen. „Moderner Brandschutz in historischen Gebäuden ist ein komplexes Thema, das sich nicht nur mit Fachkompetenz bewältigen lässt", so Lang abschließend.