E-MARKEN-CHEF GOTTFRIED ROTTER : „Im Herbst kommt noch eine Welle“
Ob Rohr- und Tragsysteme, Schaltermaterial, Blitzschutz, Kabel und Leitungen oder Niederspannungsverteilungen – einzelne Produktgruppen sahen in diesem Jahr bislang recht deutliche Preiserhöhungen, zum Teil bis in den niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Noch wesentlich stärker legte der Kupferpreis zu, was sich auf die Kosten von Kabeln und Leitungen auswirkte.
„Wir empfehlen daher grundsätzlich, die Materialkosten als variable Kosten ins Angebot miteinzubeziehen“, so Gottfried Rotter. „So werden dann auch die tatsächlichen Materialkosten bei einem Preisanstieg verrechnet.“ Und zwar nur diese. Schwierig bei der Akquise künftiger Projekte könnte es nämlich werden, wenn der Elektrotechniker ins andere Extrem verfällt und mit der Gesamtkalkulation zu stark in die Höhe schießt. Rechnet man Projekte durch, läge die tatsächliche Erhöhung der Gesamtkosten bei Sanierung bzw. Neubau für heuer zwischen 3,5 und 5,5 Prozent und damit – trotz zusätzlicher Berücksichtigung der Lohnerhöhungen – zum Teil deutlich unter der Preissteigerung der erwähnten Produktgruppen.
Ist das Schlimmste bald überstanden?
Dennoch kann noch nicht Entwarnung gegeben werden. Für den Herbst rechnet Rotter mit einer weiteren Teuerungswelle, die ähnlich hoch wie jene im Mai des Jahres ausfallen werde. Dabei werde es aller Voraussicht nach andere Produktkategorien treffen: „Produkte aus PVC oder Elektronik eher weniger, dafür wahrscheinlich Kabeltrassen und alles aus Metall.“ Das Problem aus europäischer Sicht ist der asiatische Markt, der ein halbes Jahr früher aus der Corona-Krise getaucht ist und nun die Produktionsmengen für den eigenen Bedarf beansprucht. Danach sollte jedoch das Schlimmste überstanden sein.
Vorgesorgt hat die Bundesinnung, die sich dafür einsetzte, dass die Kurzarbeit für die Branche weiter in Kraft ist. Vorerst muss das Instrument glücklicherweise noch nicht im großen Stil eingesetzt werden. Sollte es längerfristig zu massiven Bauverzögerungen aufgrund von Engpässen kommen, könnte auf diese Weise jedoch abgefedert werden.
Elektriker Österreichs, vereinigt euch!
Die bislang elitäre e-Marke öffnet sich für alle aktiven Elektriker des Landes, dennoch bleibt der bisherige Qualitätskern erhalten. Das Strukturprinzip ähnelt einer Pyramide, wie Geschäftsführer Gottfried Rotter erklärt. Soll heißen: Es wird ein neues Qualitätsversprechen, ähnlich dem AMA-Gütesiegel, etabliert, darüber bleibt die e-Marke bestehen.
Unter die Marke „Elektriker Österreich“ fallen künftig alle rund 8.500 aktiven Elektrotechniker im Land. Damit soll ein klares Unterscheidungsmerkmal zur vielfältigen Konkurrenz – Installateure, die Elektroheizungen montieren, Energieversorger, die Photovoltaik-Produkte verkaufen, oder auch A1-Mitarbeiter, die Alarmanlagen vertreiben – geschaffen werden. „Der Elektrotechniker hat eine umfassende Ausbildung absolviert, kennt die hierzulande geltenden Normen und bildet sich weiter – das wollen wir deutlich machen.“
Geplant ist ein großes Paket von Image-Werbung über Landing-Pages bis hin zu einem Branchenshop. Näheres weiß man nach einer für Mitte Oktober geplanten Ausschusssitzung der Bundesinnung. Die Kosten der Aktivitäten tragen die Innung und die hoffentlich zahlreichen interessierten Industriepartner. Für den Elektrotechniker ist der Werbesegen somit gratis, aber nicht umsonst.
Über ein Punktesystem (Teilnahme an Schulungen, Messen, Veranstaltungen etc.) kann der interessierte Elektrotechniker so wie bisher schon Zugang zum e-Marken-Kreis erlangen und sich zum Experten für E-Mobilität, Photovoltaik oder auch beispielsweise Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften weiterentwickeln. Die Zielsetzung wurde hier von bislang fünf auf nunmehr zehn Prozent der aktiven Branchenakteure hinaufgeschraubt: Macht nach Adam Riese rund 850 angestrebte Mitglieder.