Fazit 2022 : Windkraftausbau schwächelt weltweit

Weltweiter Windkraftausbau 2001 bis 2022
© IG Windkraft

Von dem erhofften weltweiten Windkraftausbauboom war 2022 wenig zu spüren. Fast alle Märkte blieben hinter den Erwartungen zurück, informiert die IG Windkraft. Die instabile wirtschaftliche Lage und die nach wie vor ungünstigen politischen Bedingungen seien die Hauptgründe dafür. „Damit die Energiewende endlich beschleunigen kann, brauchen wir langfristig stabile Rahmenbedingungen für die Windenergie auch in Österreich“, erklärt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft.

Die österreichische Zulieferindustrie zur Endfertigung von Windkraftanlagen konnte sich trotz der schwierigen Situation am Markt behaupten. Die Unternehmen ziehen eine positive Bilanz und blicken hoffnungsvoll in die Zukunft.

Ein Einbruch bei den Investitionsentscheidungen für neue Windparks zeichnet ein besonders negatives Bild der Windkraftzukunft.
Stefan Moidl, IG Windkraft

16 Prozent weniger

Trotz der Energiekrise hat sich der weltweite Windkraftausbau 2022 um 16 Prozent deutlich verlangsamt. Insgesamt 77,6 GW wurden ausgebaut, 49 Prozent davon in China und 21 Prozent in der EU. Nach den starken Ausbaujahren 2020 und 2021 wies der Windsektor 2022 bezogen auf den Bestand eine Ausbaurate von rund 11 Prozent auf – eine der niedrigsten Raten seit Beginn der modernen Windkraftnutzung.

„Nicht ausreichende Rahmenbedingungen, Änderungen der Förderbedingungen, schwierigere Finanzierung und Steigerungen der Anlagenpreise konnten trotz oftmaliger politscher Ansagen den Windkraftausbau nicht ausreichend anreizen“, bemerkt Moidl. Lediglich in Europa konnte den Zubau leicht verstärkt werden, dennoch wurde nur die Hälfte der selbst gesteckten Ausbauziele erreicht. „Ein Einbruch bei den Investitionsentscheidungen für neue Windparks zeichnet noch dazu ein besonders negatives Bild der Windkraftzukunft“, so Moidl.

Der Windsektor braucht stabile und vorhersehbare Vergütungssysteme sowie reibungslosere und schnellere Genehmigungsverfahren.
Stefan Gsänger, World Wind Energy Association

Warum sich der Ausbau verlangsamt

Als Hauptgründe für die Verlangsamung des Ausbaus identifiziert die IG Windkraft die schwierige wirtschaftliche Lage mit Problemen in der Lieferkette. Zudem würden noch immer geeignete politische Rahmenbedingungen auf vielen Ebenen fehlen. „Die Entwicklung des Windenergiemarktes im Jahr 2022 ist für uns enttäuschend. Nach mehr als zwei Jahren der Konjunkturprogramme und sechs Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen waren wir etwas zuversichtlich, dass die Windenergiebranche die Grundlage für ein stetiges Wachstum hat - obwohl wir gravierende politische Lücken festgestellt haben“, führt Stefan Gsänger, Generalsekretär der World Wind Energy Association (WWEA), aus.

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Auch in Österreich fehlen noch immer Rahmenbedingungen. Auf Bundeebene spielt etwa die geplante Verschärfung der Erlösabschöpfung eine Rolle. Zudem warte man auf eine Anpassung der Marktprämien für Neuprojekte, welche durch Preissteigerungen der Anlagen und erhöhte Finanzierung erforderlich sei, so die IG Windkraft. Ebenso wartet man auf die Umsetzung des Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetzes und den Beschluss des Klimaschutz-Gesetzes.

„Nach wie vor fehlt aber, dass die Bundesländer ihre Hauptkompetenz bei der Umsetzung der Erneuerbaren Energien erkennen und dementsprechend handeln“, fordert Moidl. Die Windkraft benötige in allen Bundesländern neue Flächenausweisungen für neue Windparks und zusätzliches Personal für die Genehmigung. Dazu brauche es aktive Bundesländer.

Österreichische Zulieferfirmen auf Erfolgskurs

Trotz schwieriger Windmarktsituation 2022 konnten sich die österreichischen Zulieferfirmen am internationalen Windmarkt behaupten. Mittlerweile können fast alle Teile einer Windkraftanlage auch in Österreich hergestellt werden. Einige Österreichische Zulieferbetriebe zählen zu den Marktführern in ihrer Sparte. So wird jedes dritte Windrad mit einer Steuerung der Vorarlberger Firma Bachmann ausgestattet und jedes zweite Windrad ist mit einer Bremse der oberösterreichischen Firma MIBA versehen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer österreichischer Unternehmen, die am Weltmarkt positionieren:

  • Der Wälzlagerhersteller NKE Austria aus Steyr, der Lager unter anderem für Getriebe, Generatoren oder als Hauptrotorlager für Windturbinen-Hersteller produziert, verzeichnete im Vorjahr ein Wachstum von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Weltweit wurde ein Umsatzrekord von 60 Mio. Euro erwirtschaftet.
    • Die Firma Palfinger mit Sitz in Salzburg ist einer der führenden Kranhersteller weltweit. Palfinger Marine entwickelt spezialisierte Hebelösungen auch für den Bereich Windenergie, insbesondere im Offshore-Bereich. Man rechnet mit großem Marktpotenzial in Korea, Australien und den USA, aber auch in Europa gibt es Bewegung etwa in Dänemark, Deutschland, den Niederlanden oder Frankreich.
    • Das Familienunternehmen Geislinger ist für Antriebsstranglösungen, die auch im Windenergiebereich eingesetzt werden, bekannt. Sie tragen dazu bei, dass die Zuverlässigkeit der Windenergieanlagen steigt und die Schallemissionen, die durch das Getriebe von Windrädern entstehen, reduziert werden. 2022 wurden Kupplungen und Dämpfer für Windparks im On- und Offshore-Bereich mit einer Gesamtleistung von 1820 MW installiert. Für das Jahr 2023 liegen bereits Aufträge für Offshore-Anwendungen in der Höhe von etwa 920 MW für die Compowind Kupplung vor.
    Weltweiter Windkraftausbau 2022
    © Palfinger