Energiewende : Ruf nach Rahmenbedingungen
Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) wurde im Sommer die rechtliche Grundlage für die Energiewende definiert. Die darauffolgende ökosoziale Steuerreform macht einen raschen Umbau unseres Energiesystems noch lohnender. Damit dieser allerdings in der vorgesehenen Zeit gelingen kann, müssen nun rasch konkrete Maßnahmen folgen, fordert der Österreichischer Verband für Elektrotechnik (OVE) anlässlich der OVE-Energietechnik-Tagung in Linz.
Warten auf Rahmenbedingungen
Bis zum Jahr 2030 sollen 100 % des österreichischen Strombedarfs (bilanziell über das Jahr gerechnet) aus erneuerbaren Energieträgern gedeckt werden. Nur ein funktionierendes Gesamtsystem mit leistungsfähiger Infrastruktur kann die Versorgungssicherheit auch bei einem hohen Anteil an Erneuerbaren Energien gewährleisten. Für die Umsetzung der technischen Möglichkeiten fehlen aber vielfach noch die geeigneten Rahmenbedingungen.
„Technologieoffenheit anstelle bürokratischer Gesetze"
Viel zu lange Genehmigungsverfahren würden derzeit noch die Umsetzung dringend notwendiger Projekte verzögern, kritisiert OVE-Präsident Kari Kapsch. Das bestätigt auch Werner Steinecker, Generaldirektor der Energie AG Oberösterreich: „Damit wir die zusätzlichen 27 TWh Ökostrom noch in diesem Jahrzehnt auf die Strecke bringen, brauchen wir optimale Rahmenbindungen. Es sind daher Pragmatismus und Technologieoffenheit anstelle bürokratischer Gesetze und Verbote gefragt“, so Steinecker mit Verweis auf die neu geschaffenen, ökologischen Kriterien für die Fördervergabe bei Wasserkraftwerksbauten. Auch bei zahlreichen bevorstehenden Gesetzen – darunter etwa die europaweit verbindliche Biodiversitätsstrategie, der „Fit-for-55“-Maßnahmenkatalog der Europäischen Kommission, das Bundes-Energieeffizienzgesetz sowie das Klimaschutzgesetz – werde entscheidend sein, dass diese unbürokratisch und ohne unverhältnismäßige Einschränkungen für die Enabler der Energiewende umgesetzt werden.
Die Notwendigkeit, das System als Ganzes zu betrachten, betont Herbert Popelka, Vorstandsvorsitzender der OVE Energietechnik. Nur mit einem entsprechend leistungsfähigen Stromnetz sei die Integration von deutlich höheren Anteilen an Erneuerbaren Energien möglich und gleichzeitig die Versorgungssicherheit auf dem gewohnt hohen Niveau zu gewährleisten. „Für die erfolgreiche Energiewende werden neben der Errichtung von Erzeugungsanlagen aus Erneuerbaren von rund 18 GW bis 2030 und deren Netzintegration leistungsfähige Stromnetze, Speichermöglichkeiten sowie Flexibilitätsoptionen und innovative Technologien benötigt. Dabei ist insbesondere das Gesamtsystem und das Zusammenwirken mit anderen Sektoren zu berücksichtigen“, betont Popelka.
Beschäftigungsmotor Förderungen
Die ökosoziale Steuerreform mit Investitionsfreibetrag, Gewinnfreibetrag sowie Senkung der Körperschaftssteuer bietet den Unternehmen künftig neue Anreize, in umweltfreundliche Technologien zu investieren. Folgen nun noch zielgerichtete Förderungen, dann sei die Energiewende eine große Chance für den Wirtschaftsstandort Österreich, betont OVE-Präsident Kapsch: „Förderungen im Zusammenhang mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien können ein wichtiger Beschäftigungsmotor sein, wenn heimische Entwicklungen, Produkte und Dienstleistungen genutzt werden und dies im Förderprogramm berücksichtigt wird.“ Im Rahmen des Erneuerbaren- Ausbau-Gesetzes ist eine Verordnung vorgesehen, die die regionale Wertschöpfung stärkt, indem sie diese bei den Förderkriterien berücksichtigt und so Wettbewerbsverzerrungen ausgleicht. Diese Verordnung müsse nun rasch in die Umsetzung gehen, fordert Kapsch.
Neben den rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen spielt für den Erfolg der Energiewende auch die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften eine ausschlaggebende Rolle. Der Fachkräftemangel ist derzeit ein großes Problem, sind sich die Branchenvertreter einig. Damit die Energie- und Klimaziele zeitgerecht umgesetzt werden können, habe die Energiebranche einen hohen Bedarf an gut ausgebildeten Arbeitskräften. OVE-Präsident Kapsch fordert daher eine Ausbildungsoffensive, um Qualifikationen im Bereich Elektrotechnik und Informationstechnik zu fördern.