Entscheidungen treffen : Warum Intuition ein Führungstool ist

Gappmayer

Kolumnenautor Richard Gappmayer macht sich für die Kunst der intuitiven Entscheidung stark.

- © Gappmayer Trainings

Führungskräfte haben schon heute das Gefühl, ihre Entscheidungen schneller als früher und mit weniger Sicherheit treffen zu müssen. In den kommenden Jahren werden sie dieses Gefühl nicht verlieren, sondern das Problem wird sich noch intensivieren.

Die hurtig voranschreitende Digitalisierung und die massive Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz werden zwar dazu führen, dass digitale Assistenten uns ständig Prognosen, Simulationen und Entscheidungsvorschläge anbieten. Die frühere Sicherheit jedoch, einen Sachverhalt vollständig rational durchdrungen und alle Eventualitäten gegeneinander abgewogen zu haben, um dann eine wirklich sichere Entscheidung zu treffen, wird es für menschliche Führungskräfte wohl nur noch äußerst selten geben.

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Ihre Aufgabe als Leader muss und wird sich in manchen Bereichen weg von den direkten Entscheidungen und hin zur Befähigung der Mitarbeitenden zur eigenen Entscheidungsfindung verschieben.

Komplexe Ausgangssituation

Vielmehr liegt die Führungsanforderung der Zukunft vor allem darin, trotz einer unklaren Datenlage schnelle und konsequente Entscheidungen zu treffen. Ja, das klingt komplex und ist es auch. Wie also können Führungskräfte diese neue, für sie so ungewohnte Herausforderung am besten meistern?

Zum einem werden Führungskräfte immer häufiger Entscheidungen nicht mehr selbst treffen, sondern diese durch Computer treffen lassen. In vielen Fällen sind unsere digitalen Assistenten eben schlauer, analytischer und intelligenter als wir, weswegen Führende ihnen gewisse Entscheidungen auch vertrauensvoll überlassen sollten.

Und was machen dann die Führungskräfte, werden Sie sich jetzt vielleicht fragen? Keine Sorge, diese wandern nicht aufs Abstellgleis! Sie sind nach wie vor gefragt, aber in einer etwas anderen Rolle und Kapazität. Ihre Aufgabe als Leader muss und wird sich in manchen Bereichen weg von den direkten Entscheidungen und hin zur Befähigung der Mitarbeitenden zur eigenen Entscheidungsfindung verschieben.

Zum anderen wird es aber immer noch bestimmte Bereiche geben, in denen Führungskräfte trotz der bereits beschriebenen Unsicherheiten der Ausgangssituation weiterhin selbst die Entscheidungen zu treffen haben. Wenn nun aber die bisherige rationale Analyse zu keiner wie auch immer gearteten Entscheidungssicherheit führt, werden diese Entscheidungen mehr und mehr intuitiv getroffen werden müssen.

Hilfe – intuitive Entscheidung erforderlich

Eine solche Entscheidung „aus dem Bauch heraus“ ist in der Managementwelt noch nicht wirklich populär. Denn der moderne Leader möchte seine Entscheidungen basierend auf Fakten treffen, Gefühle stören dabei und trüben die Entscheidungsfähigkeit.

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Dieser faktische Weg der Entscheidungsfindung wird jedoch zunehmend obsolet, da rein rationale Entscheidungen aufgrund der steigenden Komplexität und Vielzahl der Entscheidungsvarianten kaum mehr möglich sind. Dies wäre daher der Moment, an dem Führungskräfte sich mit ihrer Intuition vertraut machen sollten. Und ja, das macht vielen erst mal Angst – das ist jedoch völlig unberechtigt!

Die Intuition ist schließlich kein allwissendes Orakel, das einfach so auf jede Frage die richtige Antwort parat hat. Im Gegenteil: Intuition ist die unterbewusste Verarbeitung von vorliegenden Wahrnehmungen, Eindrücken und Erkenntnissen. Die Basis für eine gute Intuition ist also das ständige Füttern unseres Unterbewusstseins mit möglichst vielen Informationen. Genau dies praktizieren Führungskräfte sowieso schon immer.

Angesichts zunehmender Komplexität wird die Kunst des intuitiven Entscheidens zu einem der wichtigsten Führungsinstrumente der Zukunft.

Erst mal darüber schlafen

Die zukünftige Führungsmethode der intuitiven Entscheidungen beruht also darauf, das Unterbewusstsein mit all diesen analysierten Informationen und abgewogenen Möglichkeiten zunächst einmal „ruhen zu lassen“ und der Intuition nicht sofort Folge zu leisten. Verantwortungsbewusste Leader sollten immer mindestens zwei Nächte über eine anstehende Entscheidung schlafen und sich einige Tage mit völlig anderen Aufgaben beschäftigen, ohne der anstehenden Entscheidungsfindung allzu viel Raum zu geben.

Erst aus der Distanz heraus kann das Erwünschte eintreten, nämlich dass die intuitiv beste Lösung ganz ohne Zuhilfenahme der Ratio vom Unterbewusstsein ins Bewusstsein „gespült“ wird. Wohl jeder kennt diesen berühmten „Aha-Effekt“ unter der Dusche oder wo auch immer.

Erst ab diesem Augenblick ist es überhaupt möglich, sich für jene Lösung, die sich intuitiv „richtig“ anfühlt, zu entscheiden. Das kann zu Beginn herausfordernd und ungewohnt sein. Aber es ist die Aufgabe als Führungskraft, mit gutem Beispiel voranzugehen und die Mitarbeitenden dazu einzuladen, diese Art des Entscheidens ebenfalls zu praktizieren. Denn eines ist sicher: Die Kunst des intuitiven Entscheidens ist eines der wichtigsten Führungsinstrumente der Zukunft.

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Abgeräumt

Österreichische und internationale Jurys wissen um die Beraterqualitäten Richard Gappmayers: Bereits zweimal heimste der Unternehmensberater, Lifecoach und Buchautor den heimischen Constantinus Award ein (2018 und 2021). Nun kam der „Business Award 2022“ hinzu. Diesen prestigeträchtigen Preis durfte er sich noch vor dem Jahreswechsel in Berlin abholen. Exklusiv für Elektropraxis@Punktum ist Gappmayer seit 2019 regelmäßig als Gastautor tätig.

www.gappmayer-trainings.at