Erneuerbare Energien : Neuer OMV-Gasfund unter der Lupe

Letzte Woche hat die OMV den größten heimischen Gasfund seit 40 Jahren bekannt gegeben. Die Explorationsbohrung Wittau Tief-2a hat einen neuen Gasfund bestätigt. Die von der OMV betriebene Bohrung, befindet sich in Niederösterreich und wurde nach fünfmonatigen Bohrarbeiten auf eine Endteufe von 5.000 Metern niedergebracht. Eine vorläufige Bewertung deutet auf potenziell förderbare Ressourcen von rund 48 TWh hin.

„Das positive Ergebnis unserer Exploration ist eine spannende Nachricht für die OMV und ihre Kund*innen. Da wir an unserer Strategie arbeiten, unsere Gasbezugsquellen zu diversifizieren, ist dieser neue Fund ein wichtiger Beitrag zur Gasversorgung unserer Kund*innen, insbesondere in Österreich, mit einer erwarteten Erhöhung unserer lokalen Produktion“, erklärt Alfred Stern, Vorstandsvorsitzender und CEO der OMV AG. Nach der vollständigen Erschließung des Fundes erwartet die OMV, dass sich ihre Gasproduktion in Österreich um 50 Prozent erhöht.

Nicht beeindruckt vom Gasfund zeigen sich die IG Windkraft Österreich und Austria Solar. Die beiden Interessenvertretungen für Erneuerbare Energien vergleichen:

Der Gasfund ist ...

OMV Exploration Wittau
OMV Exploration Wittau - © OMV
Der Wind hört aber nicht auf zu wehen und kann Generation für Generation weiter genutzt werden, ganz ohne Treibhausgasausstoß.
Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft

... äquivalent zu 100 Windrädern

Die IG Windkraft rechnet vor: Die Energiemenge von 48 TWh entspricht der Produktion von 100 Windrädern über die wahrscheinliche Nutzungsdauer des Gasfeldes von 25 Jahren. Wenn der Strom der Windräder noch mittels Wärmepumpen veredelt wird, braucht es in etwa 30 Windräder, um die gleiche Wärmemenge bereitzustellen. 2022 sind allein in Niederösterreich 38 Windräder errichtet worden.

Diese Windräder würden in ihrer Laufzeit mehr Energie als der größte österreichische Gasfund seit 40 Jahren erzeugen, bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft: „Der Unterschied ist nur, dass das Gasfeld nach 25 Jahren leer ist und Österreich zusätzlich 10 Mio. Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen hat. Der Wind hört aber nicht auf zu wehen und kann Generation für Generation weiter genutzt werden, ganz ohne Treibhausgasausstoß.“

Die OMV verfüge über viele Flächen in windstarken Regionen Österreichs, fügt Moidl hinzu. Dies würde die Chance eröffnen, dort Windräder zu betreiben und „das Erdgas im Boden zu lassen, statt das Klima weiter anzuheizen.“ „Die Steinzeit ist auch nicht beendet worden, weil es keine Steine mehr gegeben hat, sondern weil neue Technologien zur Verfügung gestanden sind. Die OMV sollte in erneuerbare Energien und nicht in fossile investieren", fordert Moidl auf.

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Stefan Moidl
Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft - © Astrid Knie
Alle Solarwärmeanlagen Österreichs erzeugen derzeit gleich viel Energie, wie das neue Gasfeld bringen würde.
Roger Hackstock, Geschäftsführer Austria Solar

... äquivalent zu 4 Stunden Sonnenergie

Die Sonne brauche etwa vier Stunden, um 48 TWh auf ganz Österreich einzustrahlen, führt Austria Solar an. Wie die Energiemenge des Erdgasfeldes zu verordnen sei, ließe sich auch daran erkennen, dass es knapp zwei Prozent (1,9 TWh) des Erdgasverbrauchs in Österreich pro Jahr (2020: 85 TWh) abdecken würde, wenn man von einer Nutzungsdauer des Gasfeldes von 25 Jahren ausgeht.

„Alle Solarwärmeanlagen Österreichs erzeugen derzeit gleich viel Energie, wie das neue Gasfeld bringen würde“, betont Roger Hackstock, Geschäftsführer von Austria Solar. „Würde man den Bestand an Solaranlagen in den nächsten Jahren verdoppeln, wird das klimaschädliche Gasfeld komplett überflüssig.“

Es sei „weitaus vernünftiger", Solarenergie statt Gas zu nutzen, „noch dazu fossiles Gas entgegen allen Klimazielen", ergänzt Hackstock. Er plädiert dafür, im Nationalen Energie- und Klimaplan der Regierung, der gerade in Arbeit ist, Weichen zu stellen, um die Gaspläne der OMV durch eine Solaroffensive zu ersetzen.

Roger Hackstock, Geschäftsführer von Austria Solar
Roger Hackstock, Geschäftsführer von Austria Solar - © Wilke