Energiewende : FH Burgenland erforscht nachhaltige Energieversorgung

Am Bild: Leonhard Schneemann – Landesrat für Wirtschaft und Forschung, Margarete Schramböck – Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Doris Rixrath – Leiterin des Josef Ressel Zentrums der FH Burgenland (von link nach rechts).

Leonhard Schneemann – Landesrat für Wirtschaft und Forschung, Margarete Schramböck – Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Doris Rixrath – Leiterin des Josef Ressel Zentrums der FH Burgenland (v.l.n.r.).

- © FH Burgenland

Die Sicherung einer nachhaltigen Energieversorgung steht im Fokus des am Anfang Februar 2022 eröffneten Josef Ressel Zentrums am Standort Pinkafeld der FH Burgenland. In den nächsten fünf Jahren analysiert das Team rund um Zentrumsleiterin Doris Rixrath komplexe integrierte Energiesysteme, um diese nachhaltiger und effizienter zu machen. Partner sind dabei die Energieunternehmen Energie Burgenland und Wien Energie. Gefördert wird das Zentrum mit knapp 900.000 Euro von den Unternehmenspartnern und über die Christian Doppler Forschungsgesellschaft vom Ministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort. Für die FH Burgenland ist es das zweite Josef Ressel Zentrum seit ihrer Gründung und das erste von der CDG genehmigte.

„In der aktuellen Krise sehen wir, die Energieversorgung ist die Achillesferse Europas. Energie ist ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes. Daher unterstützen wir als Wirtschaftsministerium das neue Josef Ressel Zentrum hier an der FH Burgenland. Für die Mammutaufgabe ‚Klima- und Energiewende‘ braucht es einen Schulterschluss des Bundes, der Länder und Regionen", betont Margarete Schramböck, Wirtschafts- und Forschungsministerin.

Forschungsschwerpunkt

Energiesysteme werden zunehmend komplexer, zum Beispiel wenn der Konsument über seine PV-Anlage am Dach auch zum Produzenten wird. Ebenso wachsen die Anforderungen, die an Energienetze und demnach die Energieversorger gestellt werden. In Österreich werden derzeit 24 Prozent aller Wohnungen mit Nah-/Fernwärme versorgt, die Tendenz ist steigend. Thermische Netze können somit einen bedeutenden Beitrag zur Dekarbonisierung des Wärme- und Kältesektors leisten. In Wien und im Burgenland werden solche Netze bereits betrieben. Das neue Josef Ressel Zentrum „LiSA“ soll in den nächsten fünf Jahren wesentliche Erkenntnisse darüber liefern, wie diese Versorgung mit thermischer Energie aus technischer, ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Sicht nachhaltig(er) bewerkstelligt werden kann. Vorrangig wird dabei mit Computersimulationen und komplexen Modellierungen gearbeitet.

Konkret liegt der Forschungsschwerpunkt im neuen Josef Ressel Zentrum auf der vernetzten Systembewertung einer nachhaltigen Energieversorgung, denn umfassende Bewertungsmethoden zur technischen, ökologischen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit von thermischen Energiesystemen fehlen bisher. Um diese Systeme umfassend zu verstehen und zu bewerten, werden im neuen Zentrum Methoden zur technischen Simulation, sowie ökologische, soziale und ökonomische Lebenszyklusanalysen entwickelt und eine Anwendbarkeit auf thermische Energiesysteme abgeleitet.

Wissenstransfer von der Forschung in die Lehre

Das Josef Ressel Zentrum läuft über fünf Jahre. Leiterin ist die Lehrende und Forscherin Doris Rixrath, selbst Absolventin der FH Burgenland. Ihr Fokus liegt daher umso mehr auf dem Wissenstransfer aus der Forschung in die Lehre. Im Team fördert das Josef Ressel Zentrum zumindest drei Dissertationen. Auch seien Studierende in Form von Masterarbeiten in das Zentrum eingebunden, so Rixrath. Die von der Christian Doppler Forschungsgesellschaft und den Unternehmenspartnern gewährten Fördermittel im Umfang von knapp 900.000 Euro fließen fast ausschließlich in Personalkosten, wie die Forscherin erklärt: „Für unsere Simulationen und Berechnungen brauchen wir keine teuren Versuchsaufbauten. Wir nutzen vor allem IT-Infrastruktur.“ Der wissenschaftliche Fokus liegt in der Entwicklung von Methoden zur Nachhaltigkeitsbewertung.

Die Energieversorgungsunternehmen Energie Burgenland und Wien Energie bringen konkrete Fragestellungen zu ihren regenerativen Erzeugungsanalgen und Fernwärmenetzen ein und stellen Verbraucherdaten zur Verfügung. In den Simulationen können Varianten durchgespielt werden – mit dem Ziel, Auslastung und Effizienz der Anlagen zu optimieren. “Für ein klimaneutrales Wien 2040 spielt die Fernwärme eine zentrale Rolle. Damit uns die Wärmewende gelingt, müssen wir nicht nur an der Dekarbonisierung unserer Energiequellen, sondern auch an der Effizienz unserer Systeme arbeiten. Hier im neuen Josef Ressel Zentrum können wir komplexe Fragestellungen integriert und maßgeschneidert bearbeiten. Die Erkenntnisse setzen wir dann im Feld um", erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung. Geplant ist, den Unternehmen das nötige Handwerkszeug mitzugeben, um auf lange Sicht selbst derartige Bewertungen durchführen zu können.