Blackout Spanien & Portugal 2025 : Was bedeutet die Störung im EU-Stromnetz für Österreich?

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© Jacqueline Weber - stock.adobe.com

Ein technischer Zwischenfall mit europäischer Tragweite: Am 28. April 2025 kam es um die Mittagszeit zu einer größeren Störung in den Stromnetzen Spaniens und Portugal, der Vorfall führte zu einem großflächigen Stromausfall in den Stromnetzen beider Länder. Auch einige Gebiete nahe der Grenze zwischen Frankreich und Spanien waren vom Blackout betroffen.

Der plötzliche Stromausfall legte zentrale Infrastrukturen lahm: U-Bahnen, Züge und Ampeln fielen aus, Flughäfen schränkten ihren Betrieb ein, Krankenhäuser arbeiteten mit Notstrom und Mobilfunknetze waren vielerorts nicht mehr verfügbar. In Madrid und Lissabon kam es zu Verkehrschaos, und Großveranstaltungen wie das Madrid Open wurden unterbrochen. Auf den Kanarischen Inseln, den Balearen sowie in Ceuta und Melilla blieb die Stromversorgung indessen stabil. 

Die Wiederherstellung des Stromnetzes ist seither im Gange, in Spanien unter anderem mit der Unterstützung durch Stromnetzressourcen wie Wasserkraftwerke und die bestehenden Verbundnetze mit Frankreich und Marokko. In Portugal sei man jedoch nur nationale Produktionsressourcen angewiesen gewesen, wie der Übertragungsnetzbetreiber Redes Energéticas Nacionais (REN) erklärte. In Portugal konnte noch am 28. April gegen 23.30 Uhr der Betrieb aller Umspannwerke des nationalen Übertragungsnetzes wiederhergestellt werden. Damit sei das portugiesische Netz laut REN wieder vollkommen stabilisiert. Am 29. April um 07:00 informierte auch der spanische Übertragungsnetzbetreiber Red Eléctrica (REE) auf X, dass 99,95 Prozent der Nachfrage (25.794 MW) wiederhergestellt werden konnten. Man arbeite von der Stromkontrollzentrale aus weiter an der vollständigen Normalisierung des Systems. 

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Blackout-Ursache noch ungeklärt

Die genaue Ursache des Blackouts ist weiterhin Gegenstand von Untersuchungen. Zu den Ursachen erklärte der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez, dass „wir noch keine schlüssigen Informationen über die Gründe für den Stromausfall haben“, weshalb er die Öffentlichkeit aufforderte, „sich über die offiziellen Kanäle zu informieren“. Es ist besser, nicht zu spekulieren“, sagte er, ‚wir werden die Ursachen kennen, wir schließen keine Hypothese aus, aber jetzt müssen wir uns auf das Wichtigste konzentrieren, nämlich die Wiederherstellung der Stromversorgung in unseren Häusern‘.

REE sprach von einem „absolut außergewöhnlichen“ Ereignis, bei dem es in Spanien zu einem abrupten Ungleichgewicht zwischen Stromerzeugung und -nachfrage kam, was eine automatische Trennung des iberischen Netzes vom europäischen Verbund zur Folge hatte. Nach der zweiten Sitzung des spanischen Sicherheitsrates erklärte Pedro Sanchez zudem, dass nach Angaben der Techniker von Red Eléctrica um 12:33 Uhr plötzlich 15 Gigawatt Leistung - das entspricht etwa 60 Prozent der Nachfrage des Landes zu diesem Zeitpunkt - aus dem Netz fielen, und zwar innerhalb von nur 5 Sekunden, was noch nie zuvor passiert sei.

In Portugal mutmaßte REN zuerst über die Beschädigung einer französischen Hochspannungsleitung zwischen Perpignan und Narbonne aufgrund eines Brandes, der französische Netzbetreiber RTE dementierte das auf X. Später benannte REN ein „seltenes atmosphärisches Phänomen“ und erhebliche Spannungsschwankung im spanischen Stromnetz zu einem Zeitpunkt, als Portugal Energie aus Spanien importierte als Auslöser. Infolge dieser Schwankung seien die Kontroll- und Schutzsysteme der portugiesischen Kraftwerke ausgefallen.

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Das spanische Nationalinstitut für Cybersicherheit (INCIBE) untersuche, ob ein Cyberangriff für den Stromausfall verantwortlich sein könnte, wie die spanische Zeitung El País berichtete. Bisher gibt es keine Hinweise auf eine gezielte Sabotage. „Nichts ist ausgeschlossen, aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass es sich um eine Cyberattacke handelt", bekräftigte auch der portugiesische Premierminister Luís Montenegro. 

APG: Kann so ein Stromausfall auch in Österreich passieren?

Auch der österreichische Übertragungsnetzbetreiber APG bestätigt, dass es auf der Iberischen Halbinsel am 28. April 2025 gegen 12:33 Uhr zu einem technischen Zwischenfall kam. Die österreichische Stromversorgung sei und war jedoch zu keinem Zeitpunkt durch den Zwischenfall betroffen. Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG, benannte im Ö1 Morgenjournal, dass Gründe für solche Ausfälle in der Vergangenheit auf „technische Gebrechen oder Überlastungen von Stromleitungen" zurückzuführen gewesen seien, auch menschliches Verschulden sei eine Möglichkeit. Sogenannte atmosphärische Schwankungen würde er jedoch als Spekulation betrachten.

Auf die Frage, warum bisher noch ein Grund ausgeforscht werden konnte, antwortete er, dass alles sehr schneller passiert sei – das Netz sei im Millisekunden bis Sekundenbereich de facto zusammengebrochen, weshalb es auch schwierig sei, die genaue Ursache sofort zu finden. Ähnlich wie bei einem Flugzeugabsturz, für dessen Auswertung zuerst die Blackbox gefunden werden muss, liefere auch bei Stromnetzen tausende bis Millionen Daten, die nun durchforstet werden müssen.

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In Österreich selbst sei laut Christiner aufgrund des europäischen Verbundnetzes – das auch den Binnenmarkt ermöglicht – ein leichter Frequenzabfall zu spüren gewesen. Der Grund dahinter: Spanien hat zum Zeitpunkt des Blackouts Strom im Bereich von etwa 800 MW exportiert, die dementsprechend im Netz gefehlt haben. Die Regelreserven in Europa konnten diese fehlende Leistung ausgleichen, das Blackout sei wie ein "wie ein größerer Kraftwerksausfall" wahrnehmbar gewesen. Genau diese Regelreserven dürften in Spanien möglicherweise nicht mehr ausgereicht haben, um das "Imbalancing" – also eine Ungleichheit zwischen Stromangebot und -nachfrage – im Netz auszugleichen. „Wenn das nicht mehr möglich ist, dann geht das wirklich im Sekundenbereich, wo das System dann kollabiert", so Christiner. 

Der österreichische Übertragungsnetzbetreiber setze jedenfalls alles daran, dass eine ähnliche Situation in Österreich nicht passiert. Dennoch: „Ein Restrisiko besteht immer, wie wo wir das als sehr, sehr gering erachten."

Gerhard Christiner, APG-Vorstand
Gerhard Christiner, APG-Vorstand - © APG/Ricardo Herrgott

Netz NÖ: "Wir sind vorbereitet"

Auch die Netz Niederösterreich gibt zum Anlassfall Einblick in die heimische Stromversorgung: Die Lage Österreichs im Herzen Europas bedinge eine Einbettung in den Stromverbund der Nachbarstaaten. Im konkreten Fall eines Blackouts handeln die europäischen Übertragungsnetzbetreiber rasch, um die Katastrophe abzuwenden. „Kommt es zu einer großflächigen Störung, werden die Netzverbindungen getrennt und das betroffene Land im Inselbetrieb stabilisiert“, erklärt Christian Schirmer von der Netz NÖ. Österreich sei für den großräumigen Störungsfall vorbereitet und könne auch im entkoppelten Zustand die Stromversorgung selbstständig wieder aufnehmen. 

Für den Ernstfall sei man ebenso gerüstet, indem etwa die interne Kommunikation sowie die mit Behörden und Einsatzorganisationen auf Funk umgestellt wird. In regelmäßigen Übungen zwischen Land, Bundesheer und dem Netzbetreiber wird der Ablauf trainiert und optimiert. Die Geschäftsführer der Netz NÖ Werner Hengst und Harald Dammerer beruhigen: „Die Krisenpläne der Netz NÖ sind umfassend und erprobt. Auch wenn wir hoffen, dass der Fall nie eintritt: Wir sind vorbereitet.“