Energiemonitoring : Die Aussagekraft von Grundlast und Spitzenlast
Energiemonitoring hat einen einfachen Grundgedanken, meint Michael Krammer: „Es geht immer um zwei Themen, die Grundlast und die Spitzenlast“, sagt der Business Manager Industrial Automation Region Ost von Rexel Austria. Hat man diese Daten erhoben, kann man daraus sofort erste Schlussfolgerungen ziehen und Energie einsparen.
Steigt beispielsweise die Grundlast bei gleichbleibenden Verbrauchern an, liegt ein Fehler vor, den man beheben muss. In einem von Krammer betreuten Bürogebäude war das ein plötzlicher zusätzlicher Wasserverbrauch von zwei Kubikmeter pro Tag, auch an Wochenenden. Der Grund war eine defekte WC-Spülung, die nur durch das installierte Energiemanagement-System entdeckt werden konnte – ohne das Monitoring-System wären weiterhin unbemerkt 2.000 Liter Wasser täglich in den Kanal geronnen.
Für Krammer ist das ein anschauliches Beispiel, wie mit digitaler Überwachung des Ressourcenverbrauchs rasch Ergebnisse erzielt werden können. Doch wie kommt ein Business Manager für Industrial Automation eines Elektro-Großhändlers überhaupt dazu, sich mit dem Wasserverbrauch in Gebäuden zu beschäftigen?
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Energieverbrauch: Das Licht brennt zu oft
Gemeinsam mit David Mayrbäurl, seinem Pendant als Business Manager Industrial Automation Region West, baut Krammer seit 2018 das Thema Energiemonitoring bei Rexel Austria auf. Begonnen wurde im eigenen Haus: Die ersten Energiezähler wurden im Zentrallager in Weißkirchen montiert und in weiterer Folge als Dienstleistung für Industriekunden angeboten.
Im Kern geht es immer darum, Verbräuche aufzuzeichnen und daraus Schlüsse zu ziehen. So ist für Produktionsmaschinen das Wissen um den Energieverbrauch ein Schlüssel zur vorausschauenden Wartung: Beginnt ein Kompressor plötzlich mehr Strom zu ziehen als üblich, ist Instandhaltungs-Bedarf angezeigt.
Durch den Erfolg dieser Industrie-Schiene hat sich Rexel auch in die Gebäudetechnik bewegt. Mayrbäurl: „Wir haben begonnen, das Gebäude ganzheitlich zu sehen, und die Kundenbeziehung entsprechend weiterentwickelt.“ Über den Energiebeauftragten für die Produktion kam man mit den Facility Manager*innen des Büro-Komplexes ins Gespräch und konnte so Energiemonitoring im ganzen Unternehmen einsetzbar machen.
Erste Erkenntnis ist erfahrungsgemäß – so Krammer: „Das Licht brennt dauernd!“ Sehr oft sind über das Wochenende die Büroleuchten an, mit digital steuerbaren LED-Lösungen kann einfach Abhilfe geschaffen werden. Von diesem Punkt aus hanteln sich Krammer und Mayrbäurl zu weiteren, komplexeren Erkenntnissen.
Energiemonitoring nachrüsten
Technisch ist Energiemonitoring für Industrie und Gebäude ident. Es braucht einen Energiezähler, Datenlogger und andere Netzwerktechnik, dazu die entsprechende Software und, wenn nötig, zusätzliche Sensorik zum Erheben fehlender Daten wie Temperatur oder Luftfeuchtigkeit. All diese Komponenten hat Rexel von vielen verschiedenen Herstellern im Portfolio, sodass für jede Anforderung die passende Lösung gefunden werden kann.
Beim Energiemonitoring setzt Rexel auf die drei großen Anbieter ABB, Schneider Electric und Siemens, was große Flexibilität mit sich bringt. Energiemonitoring im Gebäude ist dabei nahezu ausschließlich ein Nachrüstungs- und Sanierungs-Thema, sagt Krammer: „Es gibt fast überall installierte digitale Geräte, auf die wir zugreifen können.“ Dazu kommen Funk-Komponenten, die das Nachrüsten einfacher machen als mit fix verkabelten Geräten. Kein Hindernis stellt die „sprachliche“ Vielfalt der Geräte dar: „Es gibt für jeden BUS eine Übersetzung“, so Mayrbäurl.
Energiemonitoring ist ein Zukunftsthema, daran führt kein Weg vorbei.David Mayrbäurl, Rexel
ESG-Reporting wird notwendig
Das Interesse, Energieflüsse zu erheben und auf Einsparpotenziale zu überprüfen, ist seit Februar 2022 deutlich gestiegen. Das können Krammer und Mayrbäurl an den Kundenanfragen ablesen. Neben der Kostenersparnis sollte ein weiteres Thema mittelfristig für Nachfragesteigerung sorgen: Gesetzliche Rahmenbedingungen werden ESG-Reporting überall nötig machen. In der Industrie wird über die Aufzeichnung der Datenströme beispielsweise ein „grüner Produktpass“ möglich sein, der den CO2-Fußabdruck jedes produzierten Teils abbildet.
In der Gebäudetechnik, die da schon einen Schritt weiter ist, sind es Vorgaben der Taxonomie-Verordnung, die das Reporting verändern. Krammer: „Mit Energiemonitoring können sehr einfach Live-Daten erhoben und Reportings erstellt werden.“ Energiemonitoring bildet zudem die Basis für Energiemanagementsysteme. Nur wer über die Energieverteilung in seinem Unternehmen oder seiner Anwendung Bescheid weiß, kann darauf aufbauend Optimierungen in betrieblichen Abläufen durchführen bzw. Einsparungsmaßnahmen planen und umsetzen. Mayrbäurl: „Energiemonitoring ist ein Zukunftsthema, daran führt kein Weg vorbei.“