Licht : Modernes Lichtdesign für die U-Bahn

Zwei Zeichnungen des U-Bahn-Inneren: Links die Aufwachanwendung in Blautönen und rechts die Abendanwendung in Rottönen.

Links das Aufwachlicht und rechts die Abendanwendung.

- © Anna Wawrzyniak

Um als moderne Mobilitätslösungen in der Stadt zu funktionieren und zur Entlastung fahrzeugverstopfter Innenstädte beizutragen, muss die U-Bahn vor allem eines: Eine praktikable und attraktive Alternative zum PKW darstellen. Die zwei Lichtdesignerinnen Anna Wawrzyniak und Meggy Rentsch von Andres + Partner zeigen mit ihren detaillierten Konzepten, wie bedürfnisorientiertes Lichtdesign die Aufenthaltsqualität und damit die Akzeptanz des unterirdisch fahrenden öffentlichen Verkehrsmittels steigern kann.

Lichtwagon in Hamburg

Europäische Berufstätige verbringen im Durchschnitt etwa 20 – 60 Minuten pro Tag in öffentlichen Verkehrsmitteln. Lichtdesignerin Anna Wawrzyniak hat in einer Studie untersucht, wie sich diese verhältnismäßig kurze Verweildauer bestmöglich nutzen lässt, um Stadtmenschen bedürfnisorientiert mit melanopisch wirksamem Licht zu versorgen und so in ihrem Schlaf-Wach-Rhythmus zu unterstützen. Zeitpunkt und Dauer der Lichtexposition, Einfallswinkel und Leuchtdichteverteilung wurden bei der Untersuchung ebenso berücksichtigt wie die Lichtintensität und die spektrale Komposition.

In Zusammenarbeit mit der Hamburger Hochbahn wurden die Resultate anschließend simulativ auf einen Wagon der aktuellen DT5-Flotte angewendet. Das Ergebnis: Ein Lichtwagon, der Berufspendler*innen zu bestimmten Tageszeitabschnitten eine aktivierende Lichtdusche auf freiwilliger Basis bietet.

Aufwachlicht am Morgen, Erholungslicht am Abend

Zwischen 6:00 und 9:00 Uhr regt etwa helles, neutralweißes Licht den Organismus an und hilft den Fahrgästen so, einen aktiven Wachzustand zu erreichen. Während der Feierabendzeit zwischen 16:00 und 19:00 Uhr schafft eine Mischung aus rotem und gedimmtem warmweißem Licht entspannende, aber nicht ermüdende Lichtsituation. Mit vier Personen auf einem Quadratmeter bietet der Lichtwagon ein höheres Licht-Pro-Kopf-Verhältnis als jede Human-Centric-Lighting-Bürolösung. Zwischen den Berufsverkehrszeiten fährt der Lichtwagon mit einer energiesparenden Standardbeleuchtung. Am Wochenende begeistern künstlerische Lichtkompositionen, die beleuchteten Flächen können dazu mit
Informations- oder Unterhaltungsinhalten bespielt werden. Für ihr Konzept wurde Wawrzyniak bereits zwei Mal ausgezeichnet. 2019 erhielt sie den Luxi-Award in der Nachwuchskategorie „Bestes Lichtkonzept“ und wurde von der British Society of Light and Lighting zum „Young Lighter 2019“ gekürt.

Hier geht's zum Streifzug durch Europas U-Bahnen via Fotostrecke!

Explosionszeichnung des Lichtwagons.
© Anna Wawrzyniak