LED statt Leuchtstofflampen : Warum Unternehmen jetzt auf LED umsteigen sollten

So sieht er aus, der sogenannte Phase-out-Plan bei Leuchtstofflampen.

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Zwei EU-Gesetzesvorgaben und deren nationale Umsetzung sorgen heuer für ein weitgehendes Aus der traditionellen Leuchtstofflampe. Die eine, die RoHS-Richtlinie (Restriction of Hazardous Substances) widmet sich umweltgefährdenden Stoffen in Elektro- und Elektronikgeräten. Im Fall der Leuchtstofflampen ist das vor allem Quecksilber, das in geringeren Mengen in diesen Betriebsmitteln vorhanden ist. Die andere, die Ökodesign-Verordnung, macht wenig energieeffizienten Lampen den Garaus.

Der daraus resultierende Phase-out-Plan: Bereits am 25. Februar war Schluss für T5-Leuchtstofflampen in Ringform und Kompaktleuchtstofflampen mit Stecksockel (CFLni). Mit 25. August werden lineare T5- und T8-Leuchtstofflampen, mit 1. September auch Halogen-Pins (G4, G6.35, G9) vom Markt genommen. Alle Details zu den regulatorischen Vorgaben fanden sich in der jüngsten Ausgabe von Elektropraxis@Punktum.

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Es wird Zeit, die alten Leuchtstofflampen gegen effiziente LED-Röhren auszutauschen.
Es wird Zeit, die alten Leuchtstofflampen gegen effiziente LED-Röhren auszutauschen. - © Ledvance/Getty Images/EyeEm
Für Unternehmen gilt: Nicht lange überlegen, einfach machen! Der Umstieg auf LED lohnt sich.
Henning Ellermann, DENEFF

400 Millionen Röhren

Das Potenzial ist gewaltig. Die Europäische Umweltagentur ging für das Jahr 2021 noch von 400 Millionen in Betrieb befindlichen Leuchtstofflampen in Europa aus. „In Deutschland handelt es sich um 80 bis 100 Millionen“, schätzt Andreas Rindt, Head of Customer Satisfaction & Government Affairs DACH bei Signify. „2022 wurden hierzulande immer noch rund 20 Millionen Stück verkauft.“

Diese werden wohl noch einige Zeit Strom fressen. Entsprechend den Empfehlungen sollten Leuchtstofflampen alle vier bis fünf Jahre getauscht werden. Nicht auszuschließen ist, dass manche die Produkte gebunkert haben, wie dies zu Beginn bei der Glühbirne der Fall war, wobei Leuchtstofflampen sicherlich nicht die gleiche Sympathie entgegenschlägt. Sinnvoll ist dies jedenfalls nicht: „Letztlich handelt es sich um eine veraltete Technologie mit einem hohen Verbrauch und um Produkte, die gesundheitsgefährdende Stoff enthalten“, so Rindt.

DENEFF-Geschäftsführer Henning Ellermann: „Smarte Beleuchtungssysteme sparen nicht nur Kosten. Sie generieren relevante Daten und schaffen Mehrwert.“
DENEFF-Geschäftsführer Henning Ellermann: „Smarte Beleuchtungssysteme sparen nicht nur Kosten. Sie generieren relevante Daten und schaffen Mehrwert.“ - © Marco Urban/DENEFF

„Nicht lange überlegen, einfach machen!“, rät Henning Ellermann. „Der Umstieg auf LED lohnt sich.“ Er ist Geschäftsführer der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz DENEFF, der 240 Anbieter von Energieeffizienzlösungen angehören. Ellermann fasst das Thema in drei Thesen zusammen:

  1. Ein Beleuchtungstausch lohnt sich. Aber wer ihn plant, sollte künftige Anforderungen bereits mitdenken.
  2. Reporting-Verpflichtungen, gestiegenes Energiekosten- und Klimabewusstsein sowie kommende Vorgaben zum Energiemanagement bedeuten das Ende des Gebäudes als Black Box.
  3. Smarte Beleuchtungssysteme können nicht nur Kosten sparen, sondern relevante Daten generieren und Mehrwert schaffen.

Energieeffizienz nimmt an Bedeutung zu, gerade angesichts einer europaweiten Diskussion über den Bau zusätzlicher Atomkraftwerke bzw. über die Wiederinbetriebnahme von Kohlekraftwerken. Ellermann: „Durch die Elektrifizierung unseres Energiesystems kommen neue Stromverbraucher hinzu, der Energieverbrauch der bestehenden muss entsprechend gesenkt werden.“

LED-Tubes haben zum Teil Amortisationszeiten von unter einem Jahr.
Andreas Rindt, Signify

Kurzfristige Armotisation

Das rentiert sich auch für Unternehmen, besonders bei den aktuell hohen Strompreisen. „Bei LED-Tubes liegen die Amortisationszeiten zum Teil unter einem Jahr“, weiß Rindt. Wer dennoch die Investitionskosten scheut, kann Light-as-a-Service-Modelle in Anspruch nehmen. Dabei wird die Beleuchtungslösung mittels Contracting zu einem monatlichen Fixpreis gemietet. Die daraus resultierenden CO2- und Energieeinsparungen kommen dem Unternehmen zugute.

Rindt: „Produkttechnisch haben LED längst alle Bereiche erreicht und machen auch in Lager und Werkstatt Sinn.“ Lange Lebensdauer und geringe Serviceanforderungen machen sie gerade für Gewerbe- und Industriebetriebe attraktiv. Zudem wird die Technologie beständig verbessert: Die Ultraefficient-Produktlinie von Signify etwa ist mit mindestens 210 Lumen pro Watt nochmals um 40 bis 60 Prozent effizienter als die bisherigen LED-Lampen. Die Lebensdauer liegt bei 50.000 bis 100.000 Betriebsstunden, die Produktgarantie entsprechend bei bis zu fünf Jahren.

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Die einfachste Umtauschlösung greift auf Retrofit-Röhren zurück, die sich in Abmessungen, Anschlusswerten und Bauart an traditionellen Leuchtstofflampen orientieren und damit für den einfachen 1:1-Austausch an einem KVG oder kompatiblen EVG eignen. Steht eine größere Sanierung an, ist in jedem Fall ein kompletter Systemwechsel zu empfehlen. „Retrofit ist ein Kompromiss, bietet aber nicht den vollen Leistungsumfang einer LED-Komplettlösung“, so der Signify-Experte.

Andreas Rindt (Signify): „Retrofit ist ein guter Kompromiss, bietet aber nicht den vollen Leistungsumfang einer LED-Komplettlösung.“
Andreas Rindt (Signify): „Retrofit ist ein guter Kompromiss, bietet aber nicht den vollen Leistungsumfang einer LED-Komplettlösung.“ - © Signify

Licht im Gebäudemanagement

Es stellt sich die Frage, ob die alte Anlage noch den heutigen Anforderungen an Arbeitsplatzsicherheit und Komfort entspricht. Auf die moderne Beleuchtung können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst – etwa über eine App – Einfluss nehmen. Vernetzte Lichtlösungen generieren Daten, die das Unternehmen fürs Gebäudemanagement oder beispielsweise für Heatmaps im Bereich der Industrie nutzbar machen kann.

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Das Ergebnis ist ein Mehr an Energieeffizienz: Mit Präsenzsteuerung und den Optionen der Vernetzung werden nach Angaben von Signify nochmals rund 25 bis 30 Prozent des Verbrauchs eingespart. Und ein Mehr an Energiemanagement: Vernetzte Lösungen schaffen die Voraussetzung fürs künftig notwendige Monitoring. „Die gesetzlichen Vorgaben an Gebäude steigen“, erklärt DENEFF-Chef Ellermann. „In der Gebäude-Richtlinie der EU von 2018 ist vorgesehen, dass große Wohngebäude mit der Möglichkeit eines Energiemonitorings nachgerüstet werden müssen.“

Das sei der Anfang vom Ende des Gebäudes als „Black Box“. „Derzeit weiß man über Verbrauch und Energiebilanz eines Kleinwagens immer noch mehr als über jenen vieler Gebäude.“ Mit der Konversion von Leuchtstofflampe auf LED wird zugleich eine Infrastruktur geschaffen, die je nach Unternehmensanforderungen und gesetzlichen Vorgaben genutzt bzw. aufgewertet werden kann.

Fünfmal längere Lebensdauer, ein Drittel der Stromkosten: Ultraeffiziente LEDtubes sind um Lichtjahre besser als konventionelle Leuchtstoffröhren.
Fünfmal längere Lebensdauer, ein Drittel der Stromkosten: Ultraeffiziente LEDtubes sind um Lichtjahre besser als konventionelle Leuchtstoffröhren. - © Signify

Das Einsparpotenzial ist erstaunlich: Bis zu 80 Prozent bei einem Umstieg auf moderne LED-Lösungen inklusive Inanspruchnahme professioneller Lichtplanung.

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Selten gab es so gute Gründe, über Licht zu sprechen.
Tobias Metsch, Ledvance

Bewusstseinsbildung vonnöten

„Selten gab es so gute Gründe, über Licht zu sprechen“, freut sich Tobias Metsch. Zuletzt stand die Branche zu Zeiten des Abschieds von der Glühbirne ähnlich stark im Fokus der Aufmerksamkeit, beobachtet der Geschäftsführer bei Ledvance Österreich. Im Gegensatz zu dieser wird der Leuchtröhre nicht mit nostalgischer Wehmut nachgetrauert, die Reibungsverluste sollten daher gering bleiben.

Freilich ist noch Bewusstseinsbildung vonnöten. „Wir nutzen dafür unsere Reichweite in der Branche, zum Beispiel über Socia Media und unsere Messeauftritte. Auch in den Medien wird regelmäßig über das Thema berichtet.“

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Seit der zweiten Jahreshälfte des Vorjahrs werden die bevorstehenden Verbote auch von jenen wahrgenommen, die sie in letzter Konsequenz betreffen: „Ob Garagenbesitzer, Krankenhäuser, der öffentliche Bereich, Industrie oder Gewerbe – wir orten steigende Nachfrage und natürlich auch entsprechenden Informationsbedarf.“ Um Letzterem zu entsprechen, wurde unter anderem ein Tubefinder auf der Ledvance-Webseite eingerichtet, der Schritt für Schritt den Weg zur passenden, kompatiblen LED-Röhre weist.
Ledvance-Vertriebsleiter Tobias Metsch: „Es geht um mehr als nur um einen Technologiewechsel: nämlich um die richtige Menge Licht zur richtigen Zeit.“
Ledvance-Vertriebsleiter Tobias Metsch: „Es geht um mehr als nur um einen Technologiewechsel: nämlich um die richtige Menge Licht zur richtigen Zeit.“ - © Reinhard Ebner

Der Anbieter unterstützt bei Planung und Umstieg und bleibt dabei stets dem dreistufigen Vertriebsmodell treu. „Gemeinsam mit dem besten Vertriebsteam am Markt und dem breiten Sortiment ist das wohl unser größter Erfolgsfaktor“, ist der Ledvance-Chef überzeugt. In Österreich habe man sich daher zuletzt deutlich besser als der Markt entwickelt. Dem Umsatz- entspricht auch das Personalwachstum: Gesucht wird gegenwärtig eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter für den Raum Oberösterreich.

Was für den Leuchtenhersteller Lumen pro Watt sind, das ist für Unternehmen der Energieverbrauch pro Quadratmeter – eine wichtige Kenngröße. LED tragen dazu bei, letztere Kennzahl zu minimieren. Metsch: „Es geht um die richtige Menge Licht zur richtigen Zeit“, also unter anderem um Dimmen statt nur um Ein- und Ausschalten.

Ein dimmbares System mit der bestehenden Leuchte lässt sich etwa mittels eines externen Treibers einrichten. Ebenso simpel wie überzeugend und darüber hinaus CE-konform ist das Leuchten-in-Leuchten-Prinzip – umsetzbar mit Hilfe des Umrüstsatzes „Linear Magnetic Batten T5“. „Entwickelt wurde der Umrüstsatz aus einem Projekt heraus“, schildert Metsch.

Überhaupt sieht der Hersteller einen Trend zu tauschbaren Komponenten. Wo die Leuchtröhre früher einfach weggeworfen wurde, werden heute Leuchtmittel oder Treiber getauscht. Für den Lauf des Jahres kündigt Ledvance gar eine Leuchte mit tauschbarem Lichtmodul an.

Kreislaufwirtschaft: Es dreht sich

Die Anforderungen im Hinblick auf Kreislaufwirtschaft steigen – auch bei den Leuchten. Leuchten mit austauschbaren LED-Modulen oder Betriebsgeräten – wie in der Ökodesign-Verordnung der EU gefordert – vereinfachen die Reparatur und verlängern die Laufzeit der Produkte.

Schon das Produktdesign von Leuchten wirkt sich auf ihre Ökobilanz aus. „Materialien sollten sparsam eingesetzt, schädliche Substanzen auf ein Minimum reduziert werden“, fordert Jürgen Waldorf, Geschäftsführer des Fachverbandes Licht im ZVEI (Verband der Elektro- und Digitalindustrie). Wiederverwertbare Werkstoffe wie Aluminium und Glas schonen Ressourcen, schadstoffarme Produkte können am Ende ihrer Lebensdauer problemlos entsorgt werden.

Um die Nachhaltigkeit einer Lichtanlage über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu betrachten, müssen alle umweltrelevanten Aufwendungen bilanziert werden. Die mit Abstand wichtigste Größe ist hierbei freilich der Stromverbrauch, wobei auf den Betrieb einer Leuchte selbst mehr als 90 Prozent des bilanziellen Gesamtverbrauchs entfallen.

Waldorf: „Im Vergleich zu Bestandsanlagen mit Leuchtstoffröhren spart eine gut geplante und gesteuerte LED-Beleuchtung mit Präsenz- und Tageslichterfassung bis zu 80 Prozent Energie. Ihre lange Lebensdauer reduziert zudem den Wartungsaufwand.“

Leuchtstoffverbot
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