Energieversorgung : April 2022: Stromdeckung durch drei Viertel Erneuerbare

Im Vergleich zu März 2022 ist die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im April 2022 gestiegen.

- © APG/APA-Auftragsgrafik

Die Stromerzeugung durch nachhaltige Energiequellen hat im April gegenüber den Vormonaten laut der APG wieder zugelegt. Rund 76 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs konnten durch Erneuerbare gedeckt werden. Bei einem Gesamtverbrauch von 4.666 Gigawattstunden (GWh) in den Kalenderwochen 14 bis 17, sind das rund 3.546 GWh. In Kalenderwoche 15 war es sogar möglich, den heimischen Strombedarf zu 87 Prozent nachhaltig zu decken.

Die Produktion aus Windkraft war mit 610 GWh um rund 100 GWh geringer als noch in den Märzwochen 9 bis 13. Die Laufwasserkraft konnte sich mit 2.209 GWh - trotz geringem Niederschlag - gegenüber dem Vormonat steigern. In den Märzwochen waren es rund 14 Prozent weniger.

Gerade im Frühling und Sommer, wenn es wärmer wird, erkennt man auch eine steigende Produktionskraft der Erneuerbaren, vor allem bei der Wasserkraft.
Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG

Stromexport im April

Überwiegend musste im April zwar nach wie vor Strom importiert werden, jedoch waren heuer erstmals wieder mehrere Exporttage dabei. „Insgesamt war im April eine importierte Strommenge von 477 GWh nötig. An sieben Tagen konnte bilanziell exportiert werden. Hier reden wir von 85 GWh“, weiß Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG. Im März musste noch deutlich mehr als das Doppelte eingekauft werden. Im Vergleichsmonat des Vorjahres (928 GWh) war es nicht ganz das Doppelte.

Die einzelnen Bundesländer beziehen Strom aus dem APG-Netz und können Überschüsse auch in das überregionale Netz einspeisen und damit österreichweit nutzbar machen. In Summe wurde mit rund 1.018 GWh mehr Strom von den Bundesländern entnommen, als mit rund 903 GWh eingespeist werden konnte. Die drei Bundesländer mit der höchsten Stromentnahme waren Wien (203 GWh), die Steiermark (187 GWh) und Kärnten (186 GWh). Am meisten in das österreichweite APG Netz konnten Niederösterreich (232 GWh), das Burgenland (189 GWh) und Tirol (141 GWh) einspeisen.

Knapp 81 Prozent der bisherigen Redispatch-Maßnahmen 2022 geschahen durch den Einsatz von Wärmekraftwerken.

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Redispatching kostet

Um das Stromnetz sicher betreiben zu können, muss APG in die Fahrpläne von Kraftwerken eingreifen bzw. den geplanten Kraftwerkseinsatz korrigieren. Dazu werden unter anderem Reservekraftwerke (sogenannte Netzreserve) zur Entlastung der Netze hochgefahren. Diese Maßnahme nennt man Redispatching. „Derartige Eingriffe waren heuer und bis Ende April bereits an 88 Tagen notwendig. Verglichen zum Durchschnitt aus den letzten drei Jahren (82 Tage) sind das sechs Tage oder auch rund sieben Prozent mehr", erklärt Karall. Gleichzeitig verursache Redispatching Kosten, die am Ende die Stromkund*innen bezahlen würden. Ende April lagen diese Kosten bei rund 19 Mio. Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 betrugen die Kosten für Redispatching insgesamt 99,4 Mio. Euro.

Die APG nutzt die Gelegenheit, um auf den Aus- und Umbau der heimischen Strominfrastruktur zu pochen. „Dazu braucht es eine umgehende Gesamtsystemplanung sowie entsprechende Kapazitäten in den Bereichen Netze, Speicher, Produktion sowie eine umfassende Digitalisierung zur Nutzung der Flexibilitäten aller Akteure des Systems. Dies alles muss umgehend erfolgen. Die Beschleunigung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren sind dabei ein zentraler Hebel“, stellt Christiner klar.

Investitionspläne seitens APG

Bereits letztes Jahr gab der österreichische Übertragungsnetzbetreiber eine Investition von 3,5 Mrd. Euro in den kommenden zehn Jahren für die Energiewende bekannt. Dieses Jahr alleine sollen rund 370 Mio. in die Stromzukunft fließen. Der Grund: Ein erneuerbares Stromsystem verhält sich anders als das Stromsystem der vergangenen Jahrzehnte. „Die zusätzlich nötigen Einspeiseleistungen aus Erneuerbaren von rund 19 GW zur Erreichung der Ziele des EAG 2030 bedingen eine zumindest Verdopplung der Leitungskapazitäten im Übertragungsnetz", erklärt Christiner.