Gerhard Christiner, APG-Vorstand : „Das APG-Zukunftsnetz liegt auf dem Tisch"

Pressekonferenz: APG-Zukunftsnetz

Gerhard Christiner, APG Vorstand sagt: „Wir wissen was zu tun ist. Jetzt braucht es den dringend nötigen Rückenwind von Gesellschaft und Politik."

- © APG/Ricardo Herrgott

Als zentraler Akteur der Energiewirtschaft ebnet Austrian Power Grid (APG) mit seiner Strominfrastruktur den Weg für Energiewende Österreichs. Bis 2030 soll der gesamte Stromverbrauch Österreichs von rund 80 TWh aus erneuerbaren Energien stammen bzw. die gesamte erneuerbare, installierte Leistung von rund 36.000 MW managebar sein. Bis 2040 soll Österreich klimaneutral sein. Das Bestandsnetz der APG sowie die aktuellen gesetzlichen bzw. energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien diesen Anforderungen jedoch nicht gewachsen, kritisiert der Betreiber des österreichischen Übertragungsnetzes.

„Die Erreichung der Ziele ist eine Mammutaufgabe, bei der es neben der Dekarbonisierung der Erzeugung auch die Transformation des Gesamtsystems versorgungssicher zu managen gilt. Damit diese gelingt müssen erneuerbare Anlagen und das überregionale Stromnetz im Rahmen einer Gesamtsystemplanung inklusive Speicherstrategie koordiniert ausgebaut werden“, betont Gerhard Christiner, Vorstand von APG.

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Das kritisiert die APG am Bestandsnetz

Folgende Mängel diagnostiziert die APG dem Bestandsnetz:

  • Fehlende Anschlusskapazitäten für erneuerbaren Energien,
  • einen steigenden Redispatch-Bedarf (2023: 125 Mio. Euro im Vergleich zu 94 Mio. Euro im Gesamtjahr 2022),
  • eine spürbare Strompreisdifferenz zwischen Österreich und dem benachbarten Ausland (rund 26 Euro/ MWh 2022 mit einem volkswirtschaftlichen Schaden, den die APG mit rund 2 Mrd. Euro beziffert),
  • fallweise notwendiges Abriegeln von Wasserkraft- oder Windkraftwerken zur Vermeidung von Netzüberlastungen,
  • zu lange Genehmigungsverfahren,
  • mangelhafte digitale Vernetzung der Akteure des Energiesystems sowie
  • das Fehlen einer abgestimmten Gesamtsystemplanung inkl. einer Speicherstrategie.

Mit diesem Investitionsprogramm geben wir nicht nur die netztechnische Antwort auf die energiewirtschaftlichen Ziele bis 2030ff, sondern setzen auch wesentliche Impulse für Österreich als Wirtschafts- und Lebensstandort.
Gerhard Christiner, APG-Vorstand

9 Milliarden an Investitionen

Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Netzplanung* hat APG die aktuellen Defizite analysiert, die Anforderungen an das Netz eingearbeitet und die notwendigen Investitionsprojekte – als Weiterentwicklung der Bestandsinvestitionen – geplant.

Bis 2034 soll mit diesem 9 Mrd. Euro schweren Investitionsprogramm die Trafokapazität auf 57.000 MVA nahezu verdoppelt werden und die Anzahl der Umspannwerke um rd. 39 Prozent auf 90 bzw. der Trafos um rd. 74 Prozent auf 165 erhöht werden. Es soll außerdem eine gesamtsystemische Verstärkung der West-Ost-Achse durch den Neubau, die Umstellung oder die Verstärkung von rd. 500 km 380-kV bzw. rd. 400 km 220-kV an Stromleitungen realisiert werden. Damit wird die Basis geschaffen, die rd. 500.000 Produktionsanlagen physikalisch und digital managebar zu machen.

Zusätzlich zu den aktuell bereits in Verfahren befindlichen Projekten – wie u.a. das Projekt sichere Stromversorgung Zentralraum Oberösterreich, die Salzburg- bzw. Deutschlandleitung – kommen der Netzraum Kärnten bzw. der Projektcluster Österreich Ost als Schlüsselprojekte hinzu.

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„Mit diesem Investitionsprogramm geben wir nicht nur die netztechnische Antwort auf die energiewirtschaftlichen Ziele bis 2030ff, sondern setzen auch wesentliche Impulse für Österreich als Wirtschafts- und Lebensstandort. Dem Ausbau des Stromnetzes bzw. aller Projekte der APG muss höchste Priorität eingeräumt werden", betont Christiner.

Jede verfahrenstechnische Verzögerung oder Unsicherheit sei nicht nur eine Gefahr für die Versorgungssicherheit, sondern verzögere auch den Netzanschluss der Erneuerbaren oder die Dekarbonisierung der Industrie. Christiner pocht darüber hinaus auf eine baldige Beschlussfassung des Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) sowie des Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG).

*Der Netzentwicklungsplan 2023-2034 der APG wird nach Genehmigung mittels Bescheids der E-Control gegen Jahresende 2023 publiziert.

Gerhard Christiner, APG-Vorstand
APG-Vorstand Gerhard Christiner fordert, dass dem Ausbau des Stromnetzeshöchste Priorität eingeräumt wird. - © APG/Ricardo Herrgott
Das APG-Zukunftsnetz liegt auf dem Tisch. Wir wissen was zu tun ist. Jetzt braucht es den dringend nötigen Rückenwind von Gesellschaft und Politik.
Gerhard Christiner, APG-Vorstand

APG fordert Aktionsplan

Neben der umgehenden Umsetzung aller Netzausbauprojekte auf Verteiler- und Übertragungsnetzebene fordert die APG einen Aktionsplan für eine versorgungssichere Energiewende:

  • Beschleunigung der Genehmigungsverfahren: Umsetzung aktueller Gesetzesnovellen ElWG, EABG, Umsetzung RED III in AG
  • ÖNIP als Ausbaugrundlagenpapier mit großer Wirkungskraft etablieren inkl. einer „sup’ierung“
  • Umfassende Gesamtsystemplanung, die die Produktions- und Verbrauchsziele mit einer Speicher- und Netzausbaustrategie auf allen gebietskörperschaftlichen Ebenen verbindet
  • Investitionsförderndes Regulierungsregime mit marktkonformer Kapitalverzinsung
  • Vereinheitlichung von Grenzwerten bzw. Schutz von Planungs- und Bestandstrassen
  • Genügend Ressourcen für die Behörden (Personal, Sachverständige etc.)

APG-Vorstand Gerhard Christiner schließt: „Das APG-Zukunftsnetz liegt auf dem Tisch. Wir wissen was zu tun ist. Jetzt braucht es den dringend nötigen Rückenwind von Gesellschaft und Politik, damit alle Speicher-, Digitalisierungs- und Netzausbauprojekte im Sinne einer umgehenden versorgungssicheren Energiewende vom Plan in die Realität überführt werden können."