Stromversorgung : APG zieht Bilanz zu 2022

Entwicklung des wöchentlichen Stromverbrauchs 2022 in GWh, bezogen auf den Durchschnitt aus 2017-2021

Entwicklung des wöchentlichen Stromverbrauchs 2022 in GWh, bezogen auf den Durchschnitt aus 2017-2021

- © APG

Extremwetterereignisse, veränderte Rahmenbedingungen aufgrund geopolitischer Ereignisse, sowie die Transformation des Energiesystems brachten 2022 deutliche Herausforderungen für die sichere Stromversorgung Österreichs. Für Austria Power Grid (APG) belegt ein Rückblick auf 2022 deutlich, dass ein rascher Ausbau der Strominfrastruktur nötig ist. Die geopolitischen Entwicklungen rund um den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine haben die energiewirtschaftliche Gesamtlage zu Beginn des Jahres 2022 verschärft. Reale Rohstoffengpässe etwa bei Gas und daraus resultierende Preissteigerungen waren die Folge. Zusätzlich zeigten sich im Jahr 2022 vermehrte Anzeichen der fortschreitenden Klimakrise. Eine hohe Anzahl an Extremwetterereignissen in Europa (u.a. Hitzeperioden, wenig Niederschläge) in den Sommermonaten hatten energiewirtschaftliche Folgen, Stromsparen wurde zum Gebot der Stunde.

Entscheidend für die Verfügbarkeit von preisgünstigem Strom ist der Ausbau der gesamten Netzinfrastruktur.
Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG

Stromverbrauch leicht sinkend

Im Jahr 2022 wurden in Österreich 61.634 GWh Strom verbraucht. Etwa zwei Prozent weniger als der Referenzwert aus dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Wichtig dabei waren die Monate September bis November, in denen sogar fünf Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum eingespart werden konnte. Dies entspricht auch der Zielsetzung der Stromverbrauchreduktion der seit Dezember 2022 in Kraft befindlichen EU Stromnotfallmaßnahmenverordnung.

„Mit dem APG-Powermonitor, für den die APG im Dezember 2022 den Startschuss gab, wurde es für die österreichische Bevölkerung möglich, die effektivsten Stromsparstunden zu sehen und einen aktiven Beitrag zu leisten. Dies war ein wichtiger Beitrag dafür, dass Stromsparen nicht nur in absoluten Zahlen gelungen ist, sondern auch zu den ausgewiesenen Stunden besonders effektiv wirkte. Damit konnte nicht nur der Stromverbrauch, sondern auch der CO2-Ausstoß reduziert werden. Dies wirkt insgesamt auch preisdämpfend“, erklärt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. So erfreulich der sinkende Stromverbrauch auch sei, so wichtig sei es in Zukunft eine kapazitätsstarke Netzinfrastruktur verfügbar zu haben, wie die APG betont. Nur dann werde ein nachhaltiges Energiesystem versorgungssicher managebar.

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Klimakrise bei Erneuerbaren sichtbar

Gerade bei den Erneuerbaren macht sich die Klimakrise bemerkbar. Der trockene Juli 2022 führte zu 24 Prozent weniger Niederschlag als im Vorjahr. Dies äußerte sich in einer Reduktion an Produktion aus Laufkraftwerken um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der August lag um 38 Prozent unter dem Vorjahresniveau, wobei der Nachfolgemonat September mit plus 5 Prozent gegenüber dem Vormonat etwas besser war. Für ein „Wasserland“ wie Österreich – Strom wird nicht nur aus der Laufwasserkraft für die Stromproduktion genutzt, sondern auch mittels Pumpspeichern – sind dies wichtige Daten für die Zukunft, da andere Erneuerbare wie Wind und PV diese Defizite aktuell nur teilweise kompensieren konnten. Im Juli konnten 77 Prozent des Stromverbrauchs in Österreich mit Erneuerbaren gedeckt werden (2021: 96 Prozent). Die Folge war, dass Österreich bereits im August zu einem Strom-Importland wurde.

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Im Mai und Juni 2022 konnte die Stromerzeugung durch nachhaltige Energiequellen dank des wärmeren Wetters gegenüber den Vormonaten zulegen. Rund 87 Prozent im Mai und 95 Prozent im Juni betrug die Bedarfsdeckung Österreichs mit Erneuerbaren. Dies führte dazu, dass in den Kalenderwochen 20, 23 und 24 sogar 100 Prozent des Stromverbrauches (bilanziell) mit Stromerzeugung durch Erneuerbare aus Österreich gedeckt werden konnten.

Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien pro Woche in GWh, in den letzten 12 Monaten

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Zu Jahresende lagen die durch Redispatch-Maßnahmen ausgelösten Kosten des Jahres für die österreichischen Stromkund*innen bei rund 94 Millionen Euro.
Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG

Redispatch-Maßnahmen an 237 Tagen

Mit dem Zuwachs und der vermehrten Integration von erneuerbaren Energiequellen sowie der zunehmenden Elektrifizierung steigen die Anforderungen an das Stromnetz außerdem. Die aktuellen Netzkapazitäten werden diesen jedoch nicht gerecht. Laut APG mussten im vergangenen Jahr an 237 Tagen Redispatch-Maßnahmen ergriffen werden. Dabei wird hohen Leitungsbelastungen durch gezielte Eingriffe und den Einsatz von thermischen und hydraulischen Kraftwerken entgegengesteuert.

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„Das verursacht Kosten, die letztendlich die Stromkund*innen bezahlen müssen", wie Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG, betont. Daher habe der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur oberste Priorität. Auch interessant: Die aus dem Ausland angefragten Redispatch-Maßnahmen brachten Zusatzkosten von 718 Mio. Euro (diese belasten allerdings „nur“ ausländische Stromverbraucher*innen).
Redispatch-Kosten in der APG im Jahresvergleich 2012 – 2022
Redispatch-Kosten in der APG im Jahresvergleich 2012 – 2022 - © APG