Interview mit Kess-Vertriebsleiter Georg Frühwirth : „Das Bewusstsein steigt“
Elektropraxis@Punktum: Die Netzgesellschaft APG greift an rund 300 Tagen im Jahr ein, um die Stabilität der Stromversorgung aufrecht zu erhalten. Die Netze sind äußerst sensibel geworden. Würden Sie das auch so sehen?
Georg Frühwirth: Es kommt zweifellos zu enormen Veränderungen am Strommarkt. Nur mit Photovoltaik- und Windkraft wird es ohne entsprechende Speichermöglichkeiten nicht gehen. Das ist mit ein Grund, warum Atom- und Gaskraftwerke in der neuen Taxonomie-Verordnung plötzlich unter bestimmten Voraussetzungen als förderwürdig eingestuft werden sollen. Die Herausforderung besteht im Ausgleich zwischen Produktion und Verbrauch. Auch wenn wir in Österreich durch die Wasserkraft verwöhnt sind, sind wir keine Insel der Seligen, sondern Teil eines Verbundnetzes. Regionale Störungen und Kurzausfälle können immer wieder vorkommen. Genau dafür kann man sich rüsten.
Ist diesbezüglich das Bewusstsein bei den Unternehmen gestiegen?
Frühwirth: Den Verantwortlichen in der IT-Branche und in den Rechenzentren ist schon seit zehn, 15 Jahren bewusst, dass es ohne USV-Anlage nicht geht. In den letzten fünf bis zehn Jahren sind auch die produzierenden Betriebe auf diesen Zug aufgesprungen. Bei der Nachfrage sind IT, Industrie und Facility Management inzwischen gleichauf. Die Bereiche wachsen zusammen. Es gibt heute praktisch keine Produktion mehr ohne Rechner und Steuerung. Besonders sensible Produktionsprozesse lassen sich oftmals auch nicht mittendrin stoppen.
Wer sind Ihre Kund*innen?
Frühwirth: Wir sind breit aufgestellt. Das reicht vom Rechenzentrum über Produktionsunternehmen im Pharma-, Stahl- und Autozuliefer-Segment bis hin zu landwirtschaftlichen Betrieben. Banken und Versicherungen gehören zu unseren Kund*innen, Einzelhandelsunternehmen, aber ebenso beispielsweise Arztpraxen – auch diese benötigen eine stabile Internetverbindung für ihre Kundendatenbank und das eCard-System.
Wo sind Sie geografisch unterwegs?
Frühwirth: Unsere Vertriebs- und Service-Leute sind österreichweit unterwegs. Unsere Kund*innen dürfen zu Recht von uns erwarten, dass bei etwaigen Störungen jemand zeitgerecht vor Ort ist. Zusätzlich betreuen wir Einzelprojekte jenseits der Grenzen, dabei arbeiten wir mit Partner*innen zusammen.
Was bieten Sie Ihren Kund*innen?
Frühwirth: Unser Kernprodukt ist die USV-Anlage samt Speicher. Wobei wir nicht einfach das Produkt verkaufen und aufstellen, sondern ein Rundum-Paket anbieten. Um seinen Zweck zu erfüllen, muss das System homogen sein – von den Zuleitungen über den Aufbau bis zur Absicherung der Verbraucher. Auch die Räumlichkeiten müssen passend sein. Wir planen das USV-System, setzen es mit Partnerfirmen um und übernehmen danach die laufende Betreuung. Die Service-Vereinbarung beinhaltet eine jährliche präventive Überprüfung sowie Störungsdienst und Rufbereitschaft. Mittlerweile betreuen wir rund 1.000 USV-Systeme in ganz Österreich.
Wohin geht die Entwicklung produktseitig?
Frühwirth: Im USV-Segment ganz klar in Richtung Modularität. Modulare Anlagen bieten höhere Verfügbarkeit, mehr Flexibilität und erlauben die Bildung von Redundanzen. Gerade in Rechenzentren muss das USV-System mit den Anforderungen mitwachsen können. Im Bereich der Speicher setzen wir nach wie vor hauptsächlich Bleitechnologie ein. Die Technologie ist bewährt und erprobt, hier sind auch die notwendigen Entsorgungssysteme vorhanden. Lithium-Speicher empfehlen sich dann, wenn wenig Platz vorhanden ist oder – aufgrund der höheren Zyklenfestigkeit – wenn die Batterie auch als Pufferspeicher verwendet wird.
Die Auftragslage ist in den meisten Bereichen der Elektrotechnik gut, aber Lieferengpässe bremsen das Geschäft. Wie geht es Ihnen damit?
Frühwirth: Die Verfügbarkeit beginnt beim Lager. In dieses haben wir viel investiert hier in Horn. Auch stehen wir in intensiver Kommunikation mit den Lieferanten. Dadurch sind wir bei der Versorgungslage gut über die Runde gekommen. Sichere Stromversorgung und Blackout-Gefahr beschäftigen die Unternehmen – das merkt man. Wir sind zuletzt in Summe zwischen zehn und 20 Prozent gewachsen. Wobei wir stets auf nachhaltiges Wachstum und langfristige Partnerschaften achten. Schließlich muss auch das Service sichergestellt sein.
Sie bieten auch Überspannungsschutz von Citel. Was zeichnet die Produkte aus?
Frühwirth: Auch hier geht es um sichere Stromversorgung. Wir bieten ein breites Portfolio für Elektriker*innen, Großhändler sowie Anlagen- und Verteilerbauende – beispielsweise Überspannungsschutz für Photovoltaik-Anlagen, LED-Straßenbeleuchtung oder für die Steuerungs- und Netzwerktechnik. Darüber hinaus führt Citel eine Ableiter-Produktlinie mit VG-Technologie. Für die Marke spricht auch die zehnjährige Produktgarantie.
Zum Unternehmen
Kess Power Solutions beschäftigt sich seit mittlerweile 36 Jahren mit Lösungen für eine sichere und stets verfügbare Stromversorgung. Kund*innen wird ein Gesamtpaket von der Planung über die Inbetriebnahme bis zur Wartung von USV-Anlagen und ergänzenden Speichersystemen geboten. Als österreichische Citel-Vertretung bietet Kess Power Solutions darüber hinaus Produkte im Überspannungsschutz.
Neben dem Gründer und CEO Franz Kasyan sind Georg Frühwirth (Vertriebsleitung) und Jochen Mayerhofer (Serviceleitung) seit 2012 Gesellschafter des Unternehmens mit Standorten in Wien XVIII und Horn.