Klimaneutrale Energieversorgung in Österreich : Ganz konkret: So könnte die österreichische Energiewende aussehen

solar panels and wind turbines that use green energy. artwork in a flat design. Generative AI

Die Österreichische Energieagentur hat im Projekt „Unsere Energiezukunft 2040“ ein modellgestütztes Szenario entwickelt, das die Energiewende Österreichs in konkrete Zahlen gießt.

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Die Energiewende und damit der Weg zu einer klimaneutralen Energieversorgung ist für Österreich eines der zentralsten Vorhaben der kommenden Jahrzehnte. Im Projekt „Unsere Energiezukunft 2040“ hat die Österreichische Energieagentur eins modellgestützten Szenarios erarbeitet, das diese Vision in Zahlen konkretisiert.

„Das Szenario ist ambitioniert, doch im Rahmen der vorhandenen Potenziale und weitgehend mit heute ausgereiften Technologien realisierbar“, betont Christoph Dolna-Gruber, Leiter des Bereichs Strategy & Business Development bei der Österreichischen Energieagentur. Das Modell wurde von einer Vielzahl an Expert*innen der Energieagentur basierend auf fünf eigens ausgearbeiteten Rahmenszenarien in einem mehrmonatigen Prozess entwickelt. 

Als wesentliche Kriterien wurden unter anderem Energiebedarf, Versorgungssicherheit, Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Mehrwert für die Modellierung herangezogen. Das Zieljahr 2040 ist demnach zwar realistisch, die Aussagen des Modells würde aber auch im Falle eines späteren Erreichens der Klimaneutralität ihre Gültigkeit behalten. 

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Das Szenario ist ambitioniert, doch im Rahmen der vorhandenen Potenziale und weitgehend mit heute ausgereiften Technologien realisierbar.
Christoph Dolna-Gruber, Österreichische Energieagentur

Stromwende: Wind- und Wasserkraft ganz vorne

Ein zentrales Element des zukünftigen österreichischen Energiesystems ist eine saisonal ausgeglichene Stromerzeugung. In den kälteren Monaten stammen große Teile der Stromerzeugung aus der Windkraft, in der warmen Jahreszeit dominieren Photovoltaik und Wasserkraft. Der gezielte Einsatz von Wasserstoff in thermischen Kraftwerken beziehungsweise Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen gewährleistet zudem die Versorgungssicherheit. Im Szenario verdoppelt sich die Stromerzeugung von rund 75 TWh (Terawattstunden) im Jahr 2024 auf 149 TWh im Jahr 2040, wovon 22 Prozent auf Photovoltaik, 35 Prozent auf Windkraft, 33 Prozent auf Wasserkraft und 10 Prozent auf thermische Kraftwerke entfallen.

Mobilitätswende und Wärmewende: Elektrifizierung und Kesseltausch

Für den Verkehrssektor zeigt das Szenario der Österreichischen Energieagentur eine weitgehende Elektrifizierung der gesamten Flotte. Dessen Energieverbrauch sinkt den Berechnungen zufolge von 96 TWh im Jahr 2023 auf nur noch 33 TWh im Jahr 2040. Wasserstoff und erneuerbare Kraftstoffe werden eingesetzt, wo die Elektrifizierung nicht oder noch nicht greift - vor allem in Schwerverkehr, Luftfahrt, Schifffahrt und zum Betrieb von Restbeständen an Verbrenner-Pkw. 

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Ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs sowie mehr Möglichkeiten für aktive Mobilität wie Radfahren oder Zufußgehen ergänzen das Bild. In der Raumwärme ist der Ausstieg aus Öl- und Gaskesseln im Jahr 2040 weit vorangeschritten: 38 Prozent der österreichischen Bevölkerung heizen dann via Fernwärme, ein Drittel mit Wärmepumpen und ein Fünftel mit Biomasse.

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Industrie braucht Strukturwandel

„Wir sehen einen Shift der energieintensiven Industrie hin zu Veredelung von Produkten. So werden etwa hochwertige Stahlprodukte mittels moderner Elektrolichtbogenöfen hergestellt", erläutert Günter Pauritsch, wissenschaftlicher Leiter der Österreichischen Energieagentur. „Als Ersatz für fossile Energieträger spielt die Verfügbarkeit von erneuerbaren Gasen wie Wasserstoff und Biomethan sowie von synthetischen flüssigen Grundstoffen eine große Rolle. In Summe geht das Szenario von einem Bedarf von 19 TWh Wasserstoff aus, wovon rund ein Drittel inländisch erzeugt werden kann.“

Sektorübergreifende Elektrifizierung

Die Ergebnisse der Modellierung zeigen: Durch den Wandel zu einer fast vollständig erneuerbaren Energieversorgung - von 40 Prozent auf 97 Prozent erneuerbar - ist zugleich eine massive Reduktion der energiebedingten Treibhausgasemissionen möglich. Diese können dem Szenario zufolge bis zum Jahr 2040 um 96 Prozent reduziert werden. Zugleich wäre das Energiesystem deutlich effizienter als heute: Der Gesamtenergieverbrauch sinkt um 21 Prozent - und dies bei gleichzeitigem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum. Die Energieimportquote verringert sich von 60 Prozent (2023) auf 10 Prozent (2040).

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„Das bedeutet eine deutlich höhere Autonomie in einem sauberen und effizienteren Energiesystem. Der wesentliche Schlüssel für diese Transformation ist die sektorübergreifende Elektrifizierung in Wärme, Mobilität und Industrie, ergänzt durch Biomasse, Umweltwärme sowie erneuerbare Gase und Kraftstoffe“, so Energieexpertin Corina Schwarz, Österreichische Energieagentur. „Mit deutlich weniger Importen bleibt auch sehr viel mehr Wertschöpfung im eigenen Land“, ergänzt Dolna-Gruber. Anstatt jährlich Milliarden für Energieimporte zu zahlen, könne man so in Zukunft die heimische Wirtschaft durch einen wesentlich höheren Eigenversorgungsgrad stärken.