Photovoltaik in Österreich 2025 : „Förderstopp wäre jetzt Gift für den PV-Ausbau"

Solar panels on factory roof photovoltaic solar panels absorb sunlight as a source of energy to generate electricity creating sustainable energy.

PV Austria präsentiert eine Zukunftsagenda für forcierten Photovoltaik-Ausbau

- © Petkov - stock.adobe.com

Eine Zukunftsagenda für mehr Nachhaltigkeit in Österreich durch einen forcierten Photovoltaik-Ausbau präsentierte der Photovoltaic Austria. Dass speziell der PV-Ausbau die Stromrechnungen ab 1. Jänner 2025 in die Höhe treiben lassen würde, wies der Branchenverband in diesem Zusammenhang zurück. Netzkosten seien nur ein geringer Teil der Rechnung, deren Anstieg den notwendigen Investitionen für das neue Energiesystem und der Blockade eines modernen E-Wirtschaftsgesetzes geschuldet ist. Die Mehrwertsteuersenkung für kleinere PV-Anlagen müsse auch über 2025 hinaus fortgesetzt werden, fordert der Verband vor dem Hintergrund der PV-Delle im dritten Quartal 2024. Der Absatz bewegte sich 38 Prozent unter dem Vorjahresquartal

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Die Sorge vor dem Gaslieferstopp durch die Ukraine zeigt, wie unsicher und verletzlich die österreichische Energieversorgung eigentlich ist.
Herbert Paierl, PV Austria

Klare Förderverhältnisse gefragt

„Die Sorge vor dem Gaslieferstopp durch die Ukraine zeigt, wie unsicher und verletzlich die österreichische Energieversorgung eigentlich ist“, sagt Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von Photovoltaic Austria. „Wir müssen raus aus diesen Abhängigkeiten. Die Menschen und die Wirtschaft brauchen auf Perspektive auch wieder stabile Strompreise. Die einzige Chance dafür ist der Ausbau erneuerbarer Energie." Dafür benötige es einen stabilen Kurs über Legislaturperioden hinweg und unabhängig davon, welche Parteien regieren.

>>> Senken Erneuerbare den Strompreis?

Mit dem Jahressoll von 2 Gigawatt ist die österreichische PV-Branche für rund 3,3 Mrd. Euro Umsatz, 1,6 Mrd. Euro an heimischer Wertschöpfung und rund 10.000 Arbeitsplätze in Österreich verantwortlich, rechnet der Verband vor. „Jetzt so zu tun, als würden die 200 Millionen Euro an Steuerkürzung für kleine PV-Anlagen das Land an den Bettelstab bringen, ist lächerlich", kritisiert Vera Immitzer, Geschäftsführerin PV Austria. Sie betont weiter, dass Photovoltaik der einzige Weg in die Energiewende sei, den die Bürger*innen selbst gehen können: „Ein Förderstopp wäre jetzt Gift für den PV-Ausbau. Was wir brauchen, sind klare Förderverhältnisse und zielgerichtete Förderungen.“ 

PVA-Geschäftsführerin Vera Immitzer: „Wir brauchen einen Freiflächen-Anteil von 50 Prozent. Derzeit liegen wir bei nur zehn Prozent.“
Vera Immitzer, Geschäftsführerin PV Austria - © Weinwurm

Höhere Stromrechnungen nicht wegen Erneuerbaren

Ab 1.1.2025 werden die Stromrechnungen für Unternehmen und Haushalte deutlich steigen. Ein Blick auf die Stromrechnungen zeige jedoch, dass für den bezogenen Strom und für Steuern und Abgaben deutlich mehr zu zahlen ist als für den Netzausbau, betont man bei PV Austria. „Bisweilen hört man ja, dass die Erneuerbaren Schuld sind an den höheren Stromrechnungen“, sagt Immitzer. „Diesen Schuh ziehen wir uns aber wirklich nicht an. Erstens würden die Netzkosten weniger steigen, wenn nicht manche das E-Wirtschaftsgesetz blockiert hätten. Zweitens müssen die Netze ohnehin ausgebaut werden – die Hälfte der Kosten sind Regelinvestitionen. Und drittens macht die Steigerung der Netzentgelte für einen typischen Haushalt 70 Euro im Jahr aus – das ist weniger als eine Tankfüllung und das muss der Netzausbau, als Rückgrat für den Wirtschaftsstandort, wert sein.“ 

PV Austria hat daher eine Agenda für das Energiesystem von morgen ausgearbeitet:

Fünf-Punkte-Zukunftsagenda

  • Bekenntnis zu einem neuen Energiesystem:

⇨ Umfasst: Einen verbindlichen Ausbauplan für Erneuerbare von zwei Gigawattpeak (GWp) pro Jahr, eine langfristige Senkung der Mehrwertsteuer für PV-Systeme (unter 35 kWp) und Stromspeicher sowie Planbarkeit bei Gesetzen und Förderungen von zumindest zwei Jahren im Voraus 

  • Optimierte Netze und Netzausbau:

⇨ Umfasst: Den Beschluss eines modernen Elektrizitätswirtschafts-Gesetzes (ElWG), einen flexiblen Netzzugang mit dynamischer Einspeisung, damit bei geringer Netzauslastung mehr eingespeist wird, eine technologie-spezifische Ausweisung von freien Einspeisekapazitäten, eine Bündelung von unterschiedlichen erneuerbaren Erzeugungs- und Speicheranlagen an einem Netzanschluss sowie die Bereitstellung eines Infrastrukturfonds für den Netzausbau und solidarische Kostenteilung durch eine bundesweite Umlage 

  • Raum für Sonnenstrom:

⇨ Umfasst: Die Energieraumplanung durch die Bundesländer mit Festlegung von Beschleunigungsgebieten für PV-Projekte, eine Verankerung der Energiewende als überragendes öffentliches Interesse, eine transparente Flächenausweisung mit jährlicher Evaluierung der Flächennutzung sowie eine Ökologisierung des Finanzausgleichs 

  • Start der Flexibilitätsrevolution:

⇨ Umfasst: Gezielte Anreize für den Ausbau von Stromspeichern durch Förderungen für Private und Unternehmen, die Beseitigung der Doppelbelastung von Stromspeichern, mehr Angebot an dynamischen Stromtarifen und Schaffung flexibler Netztarife, rechtliche Klarheit für die Nutzung von Smart Meter-Daten durch Netzbetreiber sowie die Einrichtung einer österreichischen Flexibilitätsplattform und Aggregatorlösungen

  • Weg mit dem Genehmigungs-Wirrwarr:

⇨ Umfasst: Eine Vereinheitlichung von Gesetzen und beschleunigte Verfahren, die Umsetzung der PV-Verpflichtungen gemäß EU-Gebäuderichtlinie, eine PV-Verpflichtung für neuerrichtete Parkplätze ab zehn Stellplätzen sowie einen PV-Tauglichkeits-Check für öffentliche Gebäude