Bidirektionales Laden : Der Fuhrpark als Stromspeicher

Elektrofahrzeuge können viel mehr als Strom saugen. Als Stromspeicher gewährleisten sie Versorgungssicherheit.

Elektrofahrzeuge können viel mehr als Strom saugen. Als Stromspeicher gewährleisten sie Versorgungssicherheit.

- © Wallbox Chargers

Im Bereich der Elektromobilität haben die heimischen Unternehmen eine Vorreiterrolle. Die Elektrifizierungsquote bei Flottenfahrzeugen ist so wesentlich höher als im generellen Fahrzeugbestand. Grund dafür ist zumeist die dadurch erzielbare Reduktion des CO2-Fußabdrucks und der sogenannten Scope-1-Emissionen.

Vielen Unternehmen ist dabei nicht bewusst, dass die Elektroflotte bei einem Einsatz bidirektionaler Ladetechnologie noch weitere Vorteile bietet. Beispielsweise mehr Unabhängigkeit vom Stromnetz sowie zusätzliche Energie- und damit auch Kosteneinsparungen.

Bidirektionales Laden gilt als eine Schlüsseltechnologie der Energiewende. Elektrofahrzeuge können damit nicht nur Energie aus dem Stromnetz beziehen, sondern auch zurückspeisen. Das ist gut für die Versorgungssicherheit. Denn einem zunehmenden Strombedarf stehen schwankende Erzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energiequellen gegenüber.

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Die CO2-Bilanz gemäß Scope-Modell: Scope 1 beinhaltet die von den eigenen Anlagen verursachten Emissionen, Scope 2 indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie und Scope 3 vor- und nachgelagerte Emissionen (Geschäftsreisen, Materialien etc.).

- © Wien Energie

Von V2L bis V2G

Künftig wird es immer wichtiger, die volatile Stromversorgung durch Stromspeicher abzusichern. Vielversprechend erscheint in diesem Zusammenhang die Nutzung bereits vorhandener Batteriekapazitäten von Elektrofahrzeugen.

Bidirektionales Laden ermöglicht unterschiedliche Formen der Rückspeisung, darunter die Rückspeisung an Geräte, die an das Fahrzeug angeschlossen sind (V2L = Vehicle to Load). Die technologischen und regulatorischen Hürden sind hier besonders niedrig. Anspruchsvoller gestaltet sich die Stromrückspeisung ins Gebäude (V2B = Vehicle to Building) oder ins öffentliche Stromnetz (V2G = Vehicle to Grid).

Mit V2B können Unternehmen essenzielle Betriebsabläufe auch im Falle eines Blackouts mit Hilfe ihres bidirektionalen Flottenkraftwerks aufrecht erhalten. Der Fuhrpark fungiert hierbei als Back-up-Stromquelle. Ganz allgemein sorgen V2L- und V2B-Technologien für höhere Resilienz der Produktions- und Unternehmensprozesse.

Die Königsdisziplin ist Vehicle to Grid, dabei wird der Fuhrpark ins Stromnetz integriert.
Daniel Utges, Wallbox Chargers

Mehr E-Mobilität, weniger Kosten

Darüber hinaus sind Kosteneinsparungen auf unterschiedlichen Ebenen realisierbar. So können Flottenkraftwerke Spitzenlasten oberhalb der maximalen Anschlussleistung abfedern, wodurch sich das Unternehmen unter Umständen die teure Erhöhung der Anschlussleistung erspart.

Potenziale ergeben sich auch im Rahmen flexibler oder dynamischer Stromtarife. Mit Hilfe von EV-Speicherkapazitäten könnten in Zukunft gezielt Niedrigpreisphasen im Tagesverlauf genutzt werden, indem Strom dann bezogen wird, wenn er günstig ist.

Besonders hohe Einsparungen erzielen Unternehmen mit eigenem Solarpark. Durch die Speicherkapazität der Elektroflotte lässt sich der Anteil des eigenproduzierten Stroms am Gesamtverbrauch deutlich steigern.

Die Königsdisziplin freilich ist V2G: Wird der Fuhrpark ins Stromnetz integriert, lässt sich über diesen elektrische Energie direkt ins Netz einspeisen. Perspektivisch ergeben sich damit für Unternehmen attraktive Verdienstmöglichkeiten, beispielsweise im Rahmen von Arbitrage-Stromverkäufen.