Erneuerbare Energien Studie 2025 : Zustimmungswerte zu erneuerbaren Energien sinken

Eine aktuelle Studie von WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie unter 1.000 Österreicher*innen zeigt: Die österreichische Bevölkerung erkennt den Klimawandel als das drängendste Problem der nächsten Jahrzehnte. Dennoch ist sie seltener bereit, aktiv individuelle Energiesparmaßnahmen umzusetzen. Auch erneuerbare Energieprojekte im eigenen Umfeld werden kritischer gesehen. Die Mobilitätswende wird durch hohe Anschaffungskosten und vermeintlich geringe Reichweiten von Elektroautos gebremst.
Die zehnte Ausgabe der jährlichen Erhebung belegt, dass der Trend zum Energiesparen nach dem Anstieg in den vergangenen beiden Jahren mittlerweile gesunken ist. Nur 40 Prozent der Befragten erklären sich dazu bereit, ihren Stromverbrauch durch eine Verhaltensänderung zu reduzieren, 32 Prozent senken die Raumtemperatur. Zum Vergleich: 2022 lagen diese Werte noch bei 52 Prozent und 45 Prozent.
Erneuerbaren Energieprojekten in der (Nähe der) Gemeine stehen die Befragten ebenfalls skeptischer gegenüber. 81 Prozent befürworten ein Photovoltaik-Projekt in ihrer Nähe, 69 Prozent ein Kleinwasserkraftwerk und 60 Prozent ein Windkraft-Projekt. Mit einem Durchschnittswert von 70 Prozent liegt die Zustimmung damit auf dem bisher tiefsten Wert seit Studienbeginn.
>> Immer up to date mit Meinungen und News aus der Branche sein? Abonnieren Sie unseren Newsletter – mit uns bleiben Sie informiert!
Hier geht’s zur Anmeldung
Die Umfrageergebnisse zeigen eine sinkende Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte. Die beliebteste Technologie bleibt Photovoltaik, hier ist die Zustimmung für Freiflächen-Photovoltaik im Jahresvergleich sogar leicht gestiegen.Nina Hampl, Studienautorin von der WU Wien
Welche erneuerbaren Technologien die Österreicher*innen ausbauen wollen
Auf die Frage, welche Kraftwerke basierend auf erneuerbaren Energieträgern in Österreich zukünftig ausgebaut werden sollten, um die Stromversorgung zu sichern, ergabe die Befragung folgende Zustimmungswerte:
- Photovoltaikanlagen auf Dachflächen oder Fassaden (69 Prozent)
- Kleine Wasserkraftwerke (56 Prozent)
- Windenergieanlagen (49 Prozent)
- Biomasse- und Biogaskraftwerke (48 Prozent)
- Photovoltaikanlagen auf Freiflächen (42 Prozent)
- Große Wasserkraftwerke (41 Prozent)
Photovoltaik weiter hoch im Kurs
Das Interesse, Eigenstrom durch Photovoltaik zu produzieren, bleibt weiterhin hoch. Fast ein Drittel der Befragten gibt an, dass eine Photovoltaikanlage am eigenen Haus oder Wohngebäude installiert ist. Der häufigste dafür genannte Grund ist die Kosteneinsparung, gefolgt von Umweltschutz und Versorgungssicherheit. Auch der Wille zur Optimierung der eigenen Systeme ist gegeben: So ist der Anteil an Befragten, bei denen neben einer Photovoltaikanlage auch ein Stromspeicher installiert ist, auf 39 Prozent gestiegen.
Der Wille, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen, ist in der Bevölkerung ebenfalls verankert. So kann sich ein Viertel der Befragten eine finanzielle Beteiligung an einem Projekt zur Nutzung erneuerbarer Energien vorstellen, rund die Hälfte der Umfrageteilnehmer*innen könnte sich vorstellen, sich einer Energiegemeinschaft anzuschließen. 8 Prozent sind bereits Teil einer Energiegemeinschaft.

Die Bereitschaft der Bevölkerung zur lokalen Produktion und weniger Abhängigkeit ist da, das zeigt auch die anhaltende Nachfrage nach Energiegemeinschaften und Beteiligungsprojekten.Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung
E-Mobilität: Wenige Kaufinteresse
Während die Wärmewende langsam voranschreitet, wird die Mobilitätswende ausgebremst. Das Kaufinteresse an E-Autos hat weiter abgenommen. 36 Prozent der Befragten gaben an, Interesse am Kauf eines Elektroautos zu haben – der niedrigste Wert seit Studienbeginn. Auch der Zeithorizont, in dem sich wahrscheinliche Elektroautokäufer*innen ein Elektroauto anschaffen wollen, wird länger. Vor allem die teuren Anschaffungskosten (82 Prozent) und vermeintlich geringen Reichweiten (78 Prozent wirken auf viele abschreckend. Für 74 Prozent spielt es eine Rolle, keine Möglichkeit zum Laden am Wohnort zu haben, 73 Prozent bemängeln die lange Ladedauer und 70 Prozent hegen Umweltbedenken.
Bei den Gründen für die Anschaffung eines Elektroautos spielen die Kosten ebenfalls eine zentrale Rolle: Die geringeren Betriebskosten (68 Prozent sowie die öffentliche Förderung (63 Prozent zählen zu den Hauptargumenten für den Kauf, dicht gefolgt von der Emissionsfreiheit (62 Prozent). Der Schutz des Klimas ist für 60 Prozent ein Kaufargument.
Je abstrakter, desto besser
Grundsätzlich zeigt sich Bevölkerung jedenfalls für weitere klimapolitische Maßnahmen offen: 53 Prozent sind der Meinung, dass die zukünftige Bundesregierung mehr Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs in Haushalten, Unternehmen und öffentlichen Gebäuden setzen sollte.
Zusammenfassend zeigen die Studienergebnisse eine Diskrepanz in der Bevölkerung, wie Studienautorin Nina Hampl zusammenfasst: „Während die Österreicherinnen und Österreicher dem Klimawandel mittlerweile sehr große Bedeutung zurechnen und viele die Auswirkungen bereits spüren, gehen die Akzeptanzwerte für erneuerbare Energieprojekte zurück. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Menschen können erneuerbare Energietechnologien grundsätzlich gutheißen und deren positiven Beitrag zum Klimaschutz sehen, aber erneuerbaren Energieprojekten skeptisch gegenüberstehen." Faktenbasierte Bewusstseinsbildung könne einen Beitrag leisten, diese Diskrepanz aufzulösen.
