Pioniere der Energiewende : Lokalaugenschein bei EEG
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Die Erwartungen der Initiatoren hat die EEG Ennstal längst übertroffen. „Kürzlich mussten wir die Software wechseln, da diese nur auf 100 Zählpunkte ausgelegt war“, so EEG-Mitbegründer Josef „Joe“ Gschwandtl.
Mit der Umstellung ist nun wieder Platz für Wachstum. Die Erneuerbare Energiegemeinschaft Ennstal ist im oberösterreichischen Ennstal, südlich von Steyr beheimatet. Eigene Ortsgruppen gab es bislang in Gaflenz, Großraming, Laussa, Losenstein, Maria Neustift und Weyer.
Mit Reichraming wurde soeben eine neue Ortsgruppe gegründet. Potenzial sieht Gschwandtl noch in Ternberg. „Ein Teil der Gemeinde ist ans Umspannwerk Großraming angeschlossen und könnte von uns mit erneuerbarem Strom versorgt werden.“ Der Rest der Gemeinde wird vom Umspannwerk in Steyr versorgt.
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Unsere EEG würde noch schneller wachsen – wären da nicht langfristige Verträge, die große Erzeuger und gewerbliche Abnehmer an die Energieversorger binden.Josef Gschwandtl, EEG Ennstal
Bescheidene Anfänge
Eine Mini-Energiegemeinschaft bestand in Großraming praktisch seit In-Kraft-Treten der entsprechenden gesetzlichen Voraussetzungen zu Beginn 2022. „Den Prototypen habe ich mit meinem Schwiegervater gegründet“, erinnert sich Gschwandtl. Der erneuerbare Strom für die inzwischen mehr als 100 Abnehmer*innen kommt von privaten PV-Anlagen, Kleinwasserkraftwerken und vom Windpark Laussa. Gerade der leistungsfähige Windpark ermöglicht das zukünftig noch raschere Wachstum im Sinne der Energiewende.
Wie viel Zeit er für das Wachsen und Gedeihen „seines“ Babys aufwendet, kann Gschwandtl gar nicht so genau sagen. Er selbst ist ein – ebenso umwelt- wie technikaffiner – Software-Entwickler, unter seinen Mitstreitenden finden sich auch Techniker*innen und HTL-Lehrkräfte. Dass es sich bei der EEG Ennstal mittlerweile um einen an die Gemeinde angebundenen Verein handelt, ist auch der Tatsache geschuldet, dass Gschwandtl zugleich als Gemeinderat im Umweltausschuss tätig ist.
Bei der Festlegung der Tarife wurde darauf geachtet, dass sowohl für Einspeiser*innen wie auch für Verbraucher*innen finanzielle Anreize bestehen. Problematisch sind dabei die oftmals langfristigen Verträge, an die einerseits große Erzeuger*innen durch Exklusivklauseln der Energieversorger, andererseits auch Großabnehmer gebunden sind. „Dazu kommt der komplizierte Registrierungsprozess für Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen. Da hat schon so mancher aufgegeben.“
In technischer Hinsicht ist aus Sicht des EEG-Gründers bei den Smart Metern bzw. bei der Bereitstellung der Verbrauchsdaten nachzubessern. „Wenn ich am Nachmittag zeitversetzt die Daten des Vortages bekomme, ist der Nutzen leider recht begrenzt.“ Gschwandtl verweist in diesem Zusammenhang auf ein Forschungsprojekt der HTL Vöcklabruck, um künftig zeitnahe Daten zur Verfügung stellen zu können.
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Wir tauschen Strom gegen virtuelle Token. Die kann man wiederum gegen Gemeinschaftsenergie eintauschen – oder auch gegen eine Kiste Bier im Dorfladen.Fritz Pichler, EEG Stanzertal
Verbrauchsdaten in Echtzeit
Mithilfe einer Plug-and Play-Lösung erhalten die Mitglieder der Energiegemeinschaft Stanzertal ihre Verbrauchsdaten in Echtzeit. Als Alternative zu den konventionellen Einspeisetarifen für Überschussstrom gibt es zudem eine eigene digitale Währung.
„Das System ist denkbar einfach“, so der Stanzer Bürgermeister und EEG-Mitbegründer Fritz Pichler. „Alle Teilnehmenden können via App den Eigenversorgungsgrad der EEG mitverfolgen, den eigenen Beitrag ablesen und ganz konkret in Echtzeit sehen, von wem gerade Strom bezogen bzw. an wen geliefert wird.“
Für jede Kilowattstunde, die innerhalb der Gemeinschaft keinen direkten Abnehmer findet, kann man statt unattraktiver Einspeisetarife einen virtuellen Token erhalten. Dieser Token lässt sich gegen Gemeinschaftsenergie zu einem anderen Zeitpunkt eintauschen, wenn zum Beispiel die PV-Anlage gerade keinen Strom produziert. „Oder ich kaufe mir in Trixi’s Dorfladen eine Kiste Bier darum“, wie der Bürgermeister anmerkt.
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Die technische Umsetzung basiert auf Blockchain-Technologie. „Mit unserem Produkt MYPWR konnten wir der EEG Stanzertal eine einfache Plug-and-Play-Lösung anbieten“, erklärt Riddle&Code-Geschäftsführer Kai Siefert. Mit im Paket enthalten sind Blockchain Wallets für Smart Meter und sämtliche Endgeräte. So werden Produktion und Verbrauch innerhalb der EEG aufeinander abgestimmt.
Energiegemeinschaften haben häufig mit denselben Herausforderungen zu kämpfen. Eine davon: Sie bekommen zu wenig Daten und das zu spät. Siefert: „Was habe ich davon, wenn ich mit der Monatsabrechnung die Information bekomme, dass ich am Dienstag vor vier Wochen mein Auto billig aufladen und mit dem Geschirrspüler billig waschen hätte können. Wir stellen exakte Daten in Echtzeit bereit. Und falls gewünscht, schaltet die App sogar die Waschmaschine automatisch dann ein, wenn es gerade günstig ist.“