Aus für Leuchtstofflampen : Lampentausch „noch nicht am Markt angekommen“
Der Besprechungsraum am Standort des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) in der Wiener Innenstadt ist standesgemäß bereits mit LED-Leuchten ausgerüstet, das erkennt Heinrich Sachs mit einem schnellen Blick an die Decke. In vielen Büros und Betriebsstätten in Österreich ist die Beleuchtungssituation jedoch eine andere.
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Aufklärungsbedarf zum Aus für Leuchtstofflampen
Elektropraxis@Punktum: Ende 2023 war laut Schätzung für Österreich die Rede von mehr als 10 Millionen Leuchtstofflampen, die noch im Einsatz sind. Wo stehen wir ein Jahr später?
Heinrich Sachs: Man kann durchaus sagen, dass mehr Bewegung in den Technologiewechsel gekommen ist. Das Bewusstsein für Refurbishment ist gestiegen – nicht nur, weil die Leuchtstofflampe ausläuft, sondern unter anderem auch wegen des Energiesparens und für CO2-Reduktionen. Man muss aber klar sagen, dass das Thema noch nicht ganz am Markt angekommen ist. Hier liegt noch Aufklärungsarbeit vor uns. Ich vermute, dass bisher lediglich rund 15 Prozent getauscht wurden. Eine solche Schätzung ist allerdings schwierig.
Stichwort Aufklärungsbedarf: Wurde der Tausch nicht gut genug verkauft oder woran liegt die mangelnde Geschwindigkeit bei der Umsetzung? Die entsprechenden Regelungen gibt es ja bereits mit der RoHS-Richtlinie der EU.
Sachs: Ich glaube schon, dass der notwendige Tausch oft genug medial erwähnt wurde. Wir haben aber in Österreich sehr viele Klein- und Mittelbetriebe, die wir mit Informationen nur schwer direkt erreichen können. Auch wir als Sparte und die einzelnen Mitglieder leisten Aufklärungsarbeit. Auf der FEEI-Homepage findet man ausreichend Informationen für eine nachhaltige Beleuchtungssanierung. Im Gegensatz zu den vielen kleineren Unternehmen beschäftigen sich gerade größere Firmen intensiver mit diesem Thema. Eine nachhaltige Beleuchtungssanierung ist eine Investition in bessere Lichtqualität bei gleichzeitiger Reduktion der Energiekosten und somit einer maßgeblichen CO2-Reduktion.
Die Umrüstung erzielt eine Energieersparnis von rund 50 Prozent ohne Lichtmanagement und bis zu 80 Prozent mit Lichtmanagement.
Lichttausch: Amortisationszeit unter 3 Jahren
Sie haben den Informationsweg jetzt top-down beschrieben, vom Hersteller bis zu Endkund*innen. Wie häufig passiert es, dass Endkunden die Dinge selbst in die Hand nehmen?
Sachs: Es kommen schon auch Endkunden zu uns, aber vorwiegend größere Unternehmen mit eigenen Nachhaltigkeitsabteilungen. Die Umrüstung erzielt eine Energieersparnis von rund 50 Prozent ohne Lichtmanagement und bis zu 80 Prozent mit Lichtmanagement. Bei großen Unternehmen ist die absolute Kostenersparnis natürlich höher. Gemessen an der Unternehmensgröße und der zu erzielenden Kosteneinsparung zahlt sich eine Umrüstung auf LED-Beleuchtung für jedes Unternehmen aus. Speziell durch die gestiegenen Energiepreise werden aktuell Amortisationszeiten von unter 3 Jahren erreicht, abhängig von der Investitionssumme, die für die neue Lichtanlage notwendig ist.
>>> LED-Nachrüstung im New York Times Building
Welche Faktoren beeinflussen die Amortisationszeit darüber hinaus?
Sachs: Zuallererst spielt die Investitionssumme eine große Rolle. Bei hochwertigen Leuchten mit einem höheren Anschaffungswert dauert die Amortisation über die Energiekosteneinsparung etwas länger. Weitere Faktoren sind die Betriebsdauer der Anlage pro Tag und ob zusätzlich tageslichtabhängiges Lichtmanagement realisiert wird. All diese Dinge beeinflussen die Amortisationszeit positiv.
Die LED-Umstellung im Innenbereich wird noch dazu momentan gefördert, wie ist der Zuspruch dafür?
Sachs: Ja, es gibt sehr attraktive Förderungen für bis zu 30 Prozent der Investition in die Anlage. Auch hier denke ich, dass die breite Masse noch nicht adäquat informiert ist. Es wäre sinnvoll, wenn man die Förderungen vermehrt auf qualitativ hochwertige Produkte mit hoher Effizienz fokussieren könnte. Hier wäre politische Unterstützung für die Anpassung der Förderungsbedingungen notwendig. Natürlich müssen Förderungen aber einfach und leicht zugänglich bleiben.
Förderungen für LED-Systeme im Innenbereich
In Österreich gibt es momentan zwei Förderprogramme, die die Umstellung von konventionellen Beleuchtungsanlagen auf neue LED-Systeme in Betrieben unterstützen. Für eine Anschlussleistung zwischen 0,5 kW und 20 kW gibt es bis zu 30 Prozent Förderung, bei einer Leistung von über 20 kW sind es bis zu 15 Prozent. Die förderungsfähigen Kosten setzen sich aus den Kosten für die Anlage sowie für Planung und Montage zusammen.
Retrofit-Lampen im industriellen oder öffentlichen Bereich würde ich nicht empfehlen.
Refurbishment vor Retrofit
Unterstützt die „Sparte Licht im FEEI“ Elektrobetriebe abseits der Informationsaufbereitung auch mit anderen Services?
Sachs: Ja, die Mitglieder des Fachverbands bieten einige Hilfsmittel an. Wir stellen Amortisationsrechner zur Verfügung und darüber hinaus ein Beratungsangebot und Serviceleistungen, etwa bei der Lichtplanung. Wir beraten Businesskunden sowie Endkunden, das zeichnet uns aus.
>>> Lampentausch: Klarheit bei CE-Kennzeichnung
Haben Sie eine ungefähre Einschätzung, welche Art von Lampentausch aktuell präferiert wird?
Sachs: Der Refurbishment-Ansatz, bei dem die Leuchte bestehen bleibt, ist sehr beliebt, besonders bei Systemen, die in jüngerer Zeit angeschafft wurden. Hier wird nur die Elektronik plus Lampe getauscht, das Gehäuse der Leuchte bleibt bestehen. Es gibt zwei große CO2-Fußabdrücke einer Leuchte: Der eine ist die Produktion einer neuen Leuchte mit Gehäuse und der andere ist der Betrieb einer Leuchte. Ein Refurbishment-Kit für eine bestehende Leuchte könnte beide Faktoren massiv heruntersetzen.
Im Vergleich dazu bezeichnen Sie Retrofit als zweischneidiges Schwert. Warum?
Sachs: Hier muss man differenzieren. Retrofit-Lampen im Privatbereich sind eine Möglichkeit, um Energie zu sparen. Retrofit-Lampen im industriellen oder öffentlichen Bereich würde ich nicht empfehlen. Die Investitionssumme ist zwar geringer, jedoch ist die Lebensdauer einer Retrofit-Lampe deutlich kürzer. Für viele Leuchtsysteme ist eine Retrofit-Lampe auch gar nicht geeignet. Der Einsatz einer solchen Lampe würde dazu führen, dass man keine normgerechte Beleuchtungsstärke erreicht, im schlechtesten Fall die Leuchte ihr Prüfzertifikat verliert und die Lichtqualität für die Mitarbeiter*innen deutlich sinkt.
Zum Betrieb einer Leuchtstofflampe wird immer auch ein elektronisches Vorschaltgerät benötigt, das von vielen Herstellern schon heute nicht mehr produziert wird.
Mangelware Leuchtstofflampe?
Abgesehen von der finanziellen Ersparnis und der Energieeffizienz darf also auch die menschliche Komponente nicht vergessen werden?
Sachs: Ja, die Lichtqualität für die Nutzer*innen ist entscheidend. Es geht nicht nur darum, Leuchten oder Lampen zu ersetzen. Der Einsatzbereich einer LED ist aufgrund ihrer kleinen Bauform sehr vielfältig, sie ist hocheffizient und spart dadurch maßgeblich Energie. Weiters kann man sehr leicht Tageslichtverläufe in Innenräumen nachbilden, was sich auf das Wohlbefinden positiv auswirkt. Sie ist gut mit Lichtmanagementsystemen kombinierbar und bietet eine sehr gute Farbwiedergabe. Wichtig ist aber immer die Beratung durch ein Fachunternehmen. Dann erhält man eine optimale Lichtlösung mit den dazugehörigen Zertifikaten und hat Rechtssicherheit.
All diese Lösungen muss im Endeffekt jemand im Feld einbauen. Gibt es dafür genug Fachkräftepotenzial?
Sachs: Aus meiner Sicht sind aktuell ausreichend Fachkräfte zur Verfügung, da viele notwendige Sanierungen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurden. Sollten zu viele Betriebe gleichzeitig zu sanieren beginnen, könnte es natürlich zu einem Engpass kommen. Dahingehend meine Empfehlung, die Sanierung der Beleuchtungsanlage nicht aufzuschieben. Es lohnt sich in jedem Fall – und bietet besseres Licht mit sofortiger Energiekosteneinsparung
Gilt die Leuchtstofflampe wirklich schon als Mangelware oder liegt noch ein guter Bestand auf Lager?
Sachs: Im Handel wird sie langsam zu Mangelware. Hier noch ein wichtiger Hinweis: Wir sprechen immer über das Verbot der Leuchtstofflampe. Aber zum Betrieb einer Leuchtstofflampe wird immer auch ein elektronisches Vorschaltgerät benötigt, das von vielen Herstellern schon heute nicht mehr produziert wird. Hier wird es kurzfristig zu einem Engpass bei der Ersatzteilversorgung kommen.
Sparte Licht im FEEI
Die Sparte Licht vertritt mit Molto Luce, AE Schréder, signify, SITECO, XAL und Zumtobel namhafte Hersteller und Importeure als Teil des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI). Ziel der Sparte ist es, (inter-)nationale Rahmenbedingungen für die Beleuchtungsindustrie mitzugestalten und zu begleiten.