Erhebung : Österreich: 74 % wollen einen dach- oder fassadenintegrierten PV-Ausbau

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Nach einem Rückgang im ersten Pandemiejahr hat sich die Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte wieder deutlich verbessert: Das zeigt die aktuelle Erhebung des jährlichen Stimmungsbarometers der Universität Klagenfurt, WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie. Eine große Mehrheit wünscht sich demnach den Ausbau von Photovoltaikanlagen auf Dächern, Fassaden und Freiflächen. Viele Konsument*innen wollen sich auch an Energiegemeinschaften beteiligen. Das Kaufinteresse an Elektroautos stagniert hingegen.

Schon zum achten Mal wurde die Meinung der österreichischen Bevölkerung rund um das Thema erneuerbare Energien erhoben. Über 1.000 Personen wurden im Rahmen einer repräsentativen Studie um ihre Einschätzungen gebeten. Das Ergebnis: Die Zustimmung für erneuerbare Energieprojekte steigt wieder. Unterschiedliche Ansichten gibt es bei der Frage, welche Technologien zur Sicherung der Stromversorgung weiter ausgebaut werden sollten. Nahezu 60 Prozent der Befragten stimmen für den weiteren Ausbau von Kleinwasserkraftwerken. Rund die Hälfte der Studienteilnehmer*innen befürwortet den weiteren Ausbau von Windkraft, Freiflächenphotovoltaik sowie großen Wasserkraftwerken. Mit 74 Prozent findet der weitere Ausbau von dach- oder fassadenintegrierten Photovoltaikanlagen die höchste Zustimmung.

Die Gewinner: Photovoltaik und EEGs

Photovoltaik

„Die Studie zeigt vor allem die anhaltend hohe Zustimmung für den Ausbau der Photovoltaik in Österreich“, betont Nina Hampl, Studienautorin der Universität Klagenfurt und WU Wien. „Ein Fünftel der Befragten gibt sogar an, dass auf dem eigenen Haus oder Wohngebäude die Installation einer oder einer weiteren Photovoltaikanlage geplant ist.“ Der Anteil jener Personen, die dieses Vorhaben innerhalb der nächsten zwei Jahre umsetzen wollen, ist um 5 Prozentpunkte gestiegen. „Der langjährige Vergleich verdeutlicht, dass die Umsetzung dieser Vorhaben immer konkreter wird und sich der Zeithorizont kontinuierlich verkürzt“, so Hampl weiter.

Zudem wollen immer mehr Eigenheimbesitzer*innen einen Stromspeicher installieren. Unter den befragten Eigenheimbesitzer*innen, die eine PV-Anlage haben, meldeten 23 Prozent, sich für einen Stromspeicher entschieden zu haben. Weitere 48 Prozent haben darüber nachgedacht, aber noch keine Entscheidung getroffen.

Nina Hampl
Nina Hampl, Studienautorin der Universität Klagenfurt und WU Wien - © Photo Riccio/Walter Elsner

Energiegemeinschaften

Finanzielle Bürger*innenbeteiligungen zur Nutzung erneuerbarer Energien sind seit Beginn der jährlichen Erhebung eines der zentralen Themen – und das Interesse daran flacht nicht ab. Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) 2021 ist es für Verbraucher*innen seitdem möglich, mit anderen Teilnehmer*innen Energiegemeinschaften zu bilden. Laut Umfrage können sich zwei Drittel der Österreicher*innen eine solche Beteiligung vorstellen, um mit anderen Personen Strom oder Wärme zu erzeugen, zu verbrauchen, zu speichern und zu verkaufen. Nahezu jeder fünfte Studienteilnehmer*innen könnte sich sogar vorstellen, selbst eine Energiegemeinschaft zu gründen.

„Wir sind davon überzeugt: Energiegemeinschaften sind ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Mit solchen Projekten erfahren die Menschen, dass sie selbst Teil der Lösung sein können“, erklärt dazu Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung. Man habe bereits vor fünf Jahren mit einem Pilotprojekt in Wien die Weichen für das neue gemeinschaftliche Modell gestellt. Mit dem daraus gewonnenen Wissen könne man nun ähnliche Energiegemeinschaften am Markt rasch umsetzen - denn die Nachfrage sei groß.

Michael Strebl
Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung - © Wien Energie/Ian Ehm

Sorgenkind Elektromobilität, Hoffnungsträger Wasserstoff

Die Stimmung unter den Österreicher*innen hinsichtlich Elektromobilität war in den letzten Jahren schon einmal besser. Während sich 2018 noch die Mehrheit (54 Prozent) als potenzielle Elektroautokäufer*innen gesehen hat, sank das Interesse mit der Zeit. Derzeit ziehen nur noch 43 Prozent in Betracht, selbst ein Elektroauto anzuschaffen. Zudem befürwortet lediglich ein Drittel der Befragten ein Zulassungsverbot für Verbrennungsmotoren ab 2030. „Beim Thema Elektromobilität gibt es in Österreich definitiv Handlungsbedarf. Die Zustimmung zum Elektroauto muss viel stärker und rascher wachsen“, bestätigt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich. „Es braucht mehr Anreize wie den flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, um die Lust auf die Elektromobilität zu heben.“

Es gibt aber auch Lichtblicke bei der Transformation der Mobilität: „Die Akzeptanz von Wasserstoff als Teil nachhaltiger Mobilität steigt“, freut sich Deloitte Experte Marterbauer. Aber auch Wasserstoff wird sich nur mit Förderungen seitens der öffentlichen Hand etablieren können. Zudem muss er aus grünen Quellen stammen, um tatsächlich einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Eine Grundvoraussetzung ist daher der weitere Ausbau erneuerbarer Energie – hier zeigt die Studie, dass sich die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung (78 Prozent) in diesem Bereich mehr Engagement von der Politik wünscht.

Zur vollen Studie

Gerhard Marterbauer
Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich - © feel image - Fotografie Fotos: Felicitas Matern