Der Sonne entgegen : Das Photovoltaik-Jahr 2023
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Ob Planungstool, PV-Module, Montagesysteme, Wechselrichter oder Speicher – alles, was es für sonnige Aussichten im Energiesystem braucht, war in Wels zu sehen. Beginnen wir die Geschichte daher mit einem Messerundgang mit dem Rexel-Experten Christian Hofstadler:
Eines der Highlights auf der Rexel Expo war das brandneue PV-Planungstool des Großhändlers. Der „PVexpert“ funktioniert herstellerübergreifend und erspart Anwender*innen damit viel an Zeit und Aufwand. „Alle gängigen Lieferanten von Unterkonstruktionen sind damit in einer Software zusammengefasst“, erklärt Rexel-Spezialistin Barbara Schachner. „Sollte etwas nicht lieferbar sein, muss nicht neu geplant werden, sondern es genügt, im Programm einige Schritte zurückzugehen.“
Als Ausgangspunkt des Planungsprozesses dient eine Luftaufnahme des Gebäudes aus Google Maps. Das Programm leitet anschließend durch die Planung und bis zur Darstellung der projektierten Anlage. Stücklisten werden automatisch erstellt und die Artikeldaten aus dem Webshop von Schäcke übernommen. Schachner: „Es handelt sich um ein All-in-One-Tool für die Photovoltaik-Planung.“
Nach Wechselrichter- und Speicherauslegung werden Daten zu Verbrauch, Netzbezug oder auch -einspeisung im Rahmen einer Simulation hochgerechnet. Am Ende steht ein Projektbericht, der gleichermaßen als Handbuch für Endkunden wie auch als Anleitung für Monteur*innen dient – das geht bis in Details, beispielsweise zum Zuschnitt der Schienen. Auch das Logo der jeweiligen Solarteur*in bzw. Elektrotechniker*in kann in diesen Bericht eingefügt werden.
Für die Nutzung des PVexpert ist ein Jahresbetrag zu entrichten. Nach den entsprechenden Lizenzschulungen der Partner lässt sich die Software ab Mitte März nutzen. Erste einstündige Workshops fanden bereits im Obergeschoss der Messe Wels auf der Rexel Expo statt. Ab Mitte März sind die Spezialist*innen des Großhändlers auch in den Niederlassungen der Bundesländer auf Schulungstour.
Die Hersteller bauen ihre Produktionskapazitäten aus, allerdings wächst die Nachfrage noch schneller.Christian Hofstadler, Rexel
Boom mit Flaschenhals
Hochzufrieden ist Christian Hofstadler, Produktmanager Erneuerbare Energien bei Rexel, mit dem Photovoltaik-Geschäft. Sowohl 2021 wie auch 2022 wuchs das Geschäftsfeld jeweils um rund 200 Prozent. Im Vorjahr trug dieses damit einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag zum Gesamtwachstum des Großhändlers von zirka 100 Millionen Euro bei.
„In absoluten Zahlen erwarte ich auch für heuer ein starkes Plus, prozentuell gesehen wird dieses 2023 aber wohl niedriger ausfallen.“ Der Großhändler rüstet sich nicht nur im Bereich der Logistik, sondern auch personell für die Betreuung der Partner. 25 Mitarbeitende umfasst die PV-Abteilung bei Rexel zurzeit, mittelfristig sollen zehn weitere hinzukommen.
Ein Flaschenhals bleibt wohl auch 2023 die Liefersituation bei Wechselrichtern. Hofstadler: „Zwar bauen die Hersteller ihre Produktionskapazitäten beständig aus, allerdings wächst die Nachfrage noch schneller.“ Hinzu kommt die nach wie vor angespannte Situation in China als einem der Hauptlieferländer: Nach den Dauer-Lockdowns der vergangenen Jahre sind gegenwärtig viele chinesische Industriebeschäftigte im Corona-bedingten Krankenstand.
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Angesichts des Blackout-Themas verlangen Endkund*innen von sich aus nach dem Gen24-Plus-Wechselrichter mit integriertem Notstrom.Franz Breitwieser, Fronius
Neues bei den Wechselrichtern
Eine Neuheit aus europäischer Sicht am Messestand von Fronius: der Wechselrichter Symo Advanced mit Lichtbogenerkennung. In den USA sind die Geräte bereits erhältlich. Aufgrund einer neuen EU-Norm, die Mitte des Jahres kommen soll und anschließend in nationales Recht überführt werden muss, ist der Lichtbogendetektor samt Abschaltautomatik künftig auch hierzulande erforderlich. Die Markteinführung erfolgt Ende Mai.
„Unser Bestseller ist nach wie vor der Gen24-Plus-Wechselrichter mit integriertem Notstrom“, so Produktmanager Franz Breitwieser. „Angesichts der Blackout-Thematik verlangen die Endkunden das Modell aktiv bei den Elektrotechnikern nach.“ Entsprechend lang sind hier derzeit auch die Vorlaufzeiten. Ergänzt wird die Wechselrichter-Range in absehbarer Zeit im Bereich zwischen 20 kW (Symo) und 50 kW (Tauro). Unterdessen baut Fronius die Produktion weiter aus. Noch im ersten Halbjahr werden fünf zusätzliche Fertigungslinien in Betrieb genommen.
Fronius-Wechselrichter kamen auch in der Energielösung für Haushalte zum Einsatz, die von Victron Energy in Wels gezeigt wurde. Diese bestand aus drei Wechselrichtern und einer 10-kWh-Speicherbatterie. „Bei einem Stromausfall wird so schnell umgeschalten, dass man es als Bewohner*innen gar nicht einmal mitbekommen", so Hofstadler.
Seitens der Montagesysteme stellten Schletter Solar und der österreichische Aluminium-Spezialist Alumero aus. Aufgrund der immer günstiger werdenden PV-Module sieht Hofstadler hier einen Trend zur Ost- oder West-Ausrichtung der PV-Anlage. „In Summe beziehe ich so zwar weniger Solarstrom, dafür verteilt sich dieser über einen längeren Zeitraum als bei einer rein südlichen Ausrichtung.“
>> Lesen Sie auch: Fronius knackt Umsatzmarke von einer Milliarde Euro
Im Vorjahr überstieg die Nennleistung der verkauften PV-Module erstmals eine Million Kilowatt peak.Andreas Kreutzer, Branchenradar
Sei Umschulungen, Million
Ausgezeichnet lief das Vorjahr nicht nur im Großhandel, sondern auch für den Gesamtmarkt: Laut den aktuellen Zahlen des Marktanalyse-Unternehmens Branchenradar dürfte 2022 erstmals der Wert von einer Million Kilowatt peak überschritten worden sein – und das gleich deutlich.
Konkret spricht Geschäftsführer Andreas Kreutzer von verkauften PV-Modulen mit einer Nennleistung von 1.370 MWp – ein Plus von 86 Prozent gegenüber dem Vorjahr: „Die Wachstumsbeiträge kommen primär aus der Nachrüstung im Gebäudebestand.“ Erstaunlich ist dabei, dass sich die Preise trotz empfindlich gestiegener Herstellkosten lediglich seitwärts entwickelt haben. Kreutzer: „Der durchschnittliche Herstellerpreis stagniert bei 233 Euro pro Kilowatt peak.“
Die Nachfrage stellt die Anbieter vor Herausforderungen. Wer liefern kann, gewinnt Marktanteile: 2022 kam dies der REC Group entgegen, die erlösseitig die Marktführerschaft übernahm. Überdurchschnittlich entwickelten sich auch Hanwha Q Cells und Canadian Solar. „Dominiert wird der Markt weiterhin von chinesischen Importen, die bereits mehr als drei Viertel der heimischen Nachfrage decken.“
Die Förderschiene für rasch umsetzbare PV-Projekte kommt genau zur richtigen Zeit.Vera Immitzer, Bundesverband Photovoltaic Austria
Regierung macht Geld locker
Im laufenden Jahr wird das PV-Geschäft voraussichtlich von einer zusätzlichen Förderschiene für schnell umsetzbare Projekte angeschoben. Neben der bekannten Investitions- und Marktprämienförderung im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz sind 268 Millionen Euro für diesen „Fast Track“ in die Energiewende vorgesehen.
„Das kommt genau zur richtigen Zeit“, freut sich Vera Immitzer. „Projekte, die in der Schublade liegen, könnten damit rasch umgesetzt werden“, so die Geschäftsführerin des Bundesverbands Photovoltaic Austria. Der Verband ist im Fachgremium vertreten, das vom Klimaministerium für die Ausarbeitung der Förderung eingerichtet wurde.
Angekündigt ist des Weiteren ein „Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz“ (EABG), das die Umsetzung von PV-Anlagen vereinfachen und teilweise genehmigungsfrei stellen soll. Auch dieses wird zurzeit erarbeitet. Immitzer: „Für den Ausbau der Erneuerbaren braucht es neben dem Bund vor allem die Länder und eine aktive Energieraumplanung. Das Gesetz kann dafür eine gute Grundlage sein, sofern alle Beteiligten engagiert mitarbeiten.“
Von Menschen und Maschinen
Der Photovoltaik-Boom beflügelte zuletzt auch das Geschäft von OBO Bettermann. Der steigenden Nachfrage wurde durch erweiterte Lagerkapazitäten entsprochen. Zu bestaunen sind diese bei einem für heuer geplanten Sommerevent am neuen Standort. Auch OBO Bettermann zeigte Flagge auf der Rexel Expo und stellte Produkt-Highlights wie die schraubenlose Universal-Steckklemme, die WIN-Series an Unterputz- und Hohlwanddosen und die VH-Versorgungseinheiten aus. Dank Letzter, die sich speziell für Arbeitsumgebungen wie Fertigungs- und Montagebereiche oder auch Autowerkstätten eignen, braucht es keine störenden Verlängerungskabel und -schläuche mehr. Mit Hilfe einer Knotenkette werden die kompakten, würfelförmigen Verteiler frei von der Decke hängend im Raum positioniert.
Ein Topprodukt für die Sanierung ist der kombinierte Heizungs- und Elektro-Sockelleistenkanal Rauduo. Damit können Elektro- und Heizungsleitungen normgerecht in einem gemeinsamen Kanal verlegt werden. Ein Thermopuffer stellt die funktionsgerechte und geprüfte Wärmedämmung sicher. Rauduo ist eine Frucht der 2019 erfolgten Akquisition des Cable-Management-Bereichs von Rehau. Bis 2024 laufen noch die Markenrechte an Rehau, die Produkte sind längst ins OBO-Sortiment überführt.
Mehr Lager, mehr Fertigung
Von den in Summe 30.000 OBO-Produkten sind 3.500 in Österreich auf Lager. Durch die Ende 2021 erfolgte Übersiedlung der OBO Bettermann Austria GmbH in einen Neubau in Gramatneusiedl hat sich die Lagerfläche verfünffacht – inklusive Warm- und Kalthalle für die unterschiedlichen Produkte. Nachdem Eröffnungsfeierlichkeiten zum damaligen Zeitpunkt Corona-bedingt unterbleiben mussten, wird dies nun nachgeholt: „Im Juni geben wir einen Sommerevent für Kund*innen und Mitarbeitende“, freut sich Geschäftsführer Jürgen Marksteiner. Bei dieser Gelegenheit gibt es nicht nur Führungen durchs Gebäude, sondern es werden auch einige Neuigkeiten vorgestellt.
Für das abgelaufene Jahr berichtet Marketing- und Technik-Chef Andreas Köpf von einem zweistelligen Plus. „Das Geschäft verlagert sich zunehmend von der klassischen Elektrotechnik hin zu erneuerbaren Energien sowie zum Brandschutz.“ Mit dem ersten Quartal verfügbar ist die Brandschutzkanal-Serie Pyroline Rapid PLM. Es handelt sich um ein geschlossenes System aus Stahlblech mit profilierter Deckelverschlusskontur und innenliegendem Brandschutzgewebe, das im Brandfall aufschäumt und Brandlasten der brennbaren Leitungsisolierungen kapselt.
Der gegenwärtige Photovoltaik-Boom ist gekommen, um zu bleiben, ist Köpf überzeugt. „Was wir brauchen, sind die Menschen und Maschinen, um der Nachfrage nachzukommen. Bei einzelnen Produkten hat sich diese locker verzehnfacht.“ An den Produktionsstandorten im deutschen Menden und im ungarischen Bugyi werden daher aktuell neue Produktionshallen gebaut. In Österreich wiederum wird das Innendienst-Team verstärkt: Zwei Neuzugänge werden gesucht.