Energie in der österreichischen Nationalratswahl 2024 : Wünsche der Verteilernetzbetreiber an die kommende Regierung
Die österreichischen Stromnetze müssen in den nächsten Jahren ausgebaut und technologisch ertüchtigt werden. Allein die Verteilernetzbetreiber rechnen mit Investitionen von 18 bis 20 Mrd. Euro bis 2030. Damit diese Investitionen langfristig geplant und finanziert werden können, fordert die E-Wirtschaft rechtzeitig zum Wahlkampf klare Rahmenbedingungen.
Die Energiewende müsse daher auch für die nächste Regierung hohe Priorität haben, forderte der Geschäftsführer von Netz Burgenland, Florian Pilz, beim Energiepolitischen Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit. „Unser Appell richtet sich an die künftige Regierung“, betonte Pilz, „aber genauso an die amtierende, die ja nach den Wahlen bis zur Bildung einer neuen Koalition voraussichtlich noch einige Wochen im Amt bleiben wird.“
Die Sprecherin des Forums, Brigitte Ederer, erinnert zudem daran, dass in der auslaufenden Legislaturperiode mehrere wichtige Gesetze nicht fertiggestellt werden können, etwa das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG): „In der Zeit der Koalitionsverhandlungen nach der Wahl werden von der alten Regierung üblicherweise keine großen Reformen mehr in Angriff genommen." Sie hofft, dass der Stillstand nicht allzu lang dauern werde.
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Wir wünschen uns, dass die Energiewende politisch außer Streit gestellt wird.Florian Pilz, Geschäftsführer von Netz Burgenland
Energiewende außer Diskussion
Mit Blick auf die letzten fünf Jahre verweist Pilz darauf, dass die Verteilernetze bereits als Treiber der Energiewende gewirkt hätten: „Von 2019 bis 2023 wurden PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 4,7 Gigawatt zusätzlich ins Netz integriert. Bei Windenergie hinkt Österreich mit Ausnahme des Burgenlands und Teilen Niederösterreichs noch etwas nach, aber auch hier stieg die installierte Leistung von 3,1 auf 3,9 Gigawatt.“ Die Digitalisierung der Netze, etwa durch den Einbau von Smart Meter, liefert zudem die Grundlage für Erneuerbare Energiegemeinschaften.
Doch die Wende sei damit noch nicht geschafft, so Pilz. 2023 stammten 87 Prozent des heimischen Stromverbrauchs aus erneuerbaren, klimaneutralen Quellen. In fünf Jahren sollen es 100 Prozent sein, dazu müssen Produktion und Netzinfrastruktur weiter ausgebaut werden. Erhöhte Anstrengungen seien auch nötig, um den CO2-Ausstoß insgesamt zu senken: „Österreich ist vertraglich verpflichtet, seine Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um 48 Prozent gegenüber 2005 zu senken. Doch ein Bericht des Umweltbundesamts zeigt, dass wir ohne zusätzlich Maßnahmen nur 27 Prozent schaffen werden.“
„Wir wünschen uns, dass die Energiewende politisch außer Streit gestellt wird“, mahnte Pilz abschließend. Das Forum wende sich deshalb mit seinem Appell sowohl an die bestehende als auch an die künftige Regierung - „die Netzbetreiber stehen für einen konstruktiven Dialog bereit".
Dreimal 95 Prozent Strommenge sind in Summe mehr als zweimal 100 Prozent. Das Gesamtoptimum muss hier Vorrang haben vor dem Maximum für den Einzelnen.Florian Pilz, Geschäftsführer von Netz Burgenland
Wünsche der Netzbetreiber
Die Netzbetreiber haben eine Liste von nötigen Maßnahmen zusammengestellt, mit denen die Netze effizienter gemacht und der Ausbau beschleunigt werden können:
- Bei PV- und Windanlagen fordern die Betreiber, eine dauerhafte Möglichkeit zu schaffen, Leistungsspitzen zu kappen. Konkret soll die Einspeisung auf 70 % der theoretischen Spitzenleistung begrenzt werden. Für die Einspeiser entstünden dabei Verluste von etwa 5 % der Jahresproduktion, die Netze könnten aber fast 50 % mehr Anlagen anschließen.
- Die Netzbetreiber fordern umfangreichere Möglichkeiten zur Übermittlung und Nutzung von Smart Meter Daten zur besseren Planung und Steuerung des Netzgeschehens.
- Speicher sollen von Netzentgelten befreit werden, so würde ein Anreiz zur Speicherung von Überschuss-Strom geschaffen.
- Netzbetreiber sollen die Möglichkeit erhalten, auch selbst Speicher zu betreiben.
- Genehmigungsverfahren sollen weiter beschleunigt werden.
- Leistungsabhängige Netztarife sollen eine faire Aufteilung der Kosten des Ausbaus ermöglichen. Nicht nur die verbrauchte Strommenge, sondern auch die beanspruchte Spitzenleistung sollten sich laut Betreibern auf den Strompreis auswirken.
- Das Tarifsystem soll Anreize für Eigenproduktion und Eigenverbrauch liefern, um die Infrastruktur zu entlasten.
- Die Kosten für die Infrastruktur sollen bundesweit fair verteilt werden.