Verteilernetze effizient betreiben : Verteilernetze: Netzbetreiber wollen mehr Eingriffsmöglichkeiten
Für das Gelingen der Energiewende, ist ein Ausbau der Wind- und Sonnenenergie erforderlich – das stellt jedoch die Verteilernetze vor wachsende Herausforderungen. Denn diese müssen nicht nur ausgebaut werden, um mit dem Erneuerbaren-Zuwachs mithalten zu können, sondern auch ihre Effizienz erhöhen.
Das Forum Versorgungssicherheit – und damit fünf Verteilernetzbetreiber Wiener Netze, Netz Niederösterreich, Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich – fordern daher vom Gesetz sowie von der Regulierungsbehörde größere Eingriffs- und Steuerungsmöglichkeiten, um vorhandene Effizienz-Potenziale zu nutzen. Auch die APG sprach erst kürzlich von einem dringenden Netzausbaubedarf.
„Durch größere Flexibilität können wir die Verteilernetze möglichst kostengünstig und schonend für alle Marktteilnehmer in die Energiezukunft zu führen. Aber man muss uns die Möglichkeit dazu in die Hand geben“, betont der Geschäftsführer der Wiener Netze, Thomas Maderbacher, beim Energiepolitischen Hintergrundgespräch des Forums im September. Im Hinblick auf die volkswirtschaftlichen Kosten sei es ein Gebot der Stunde, das vorhandene Potenzial an Flexibilitäten zu nutzen, mahnt zudem die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer.
Die Kosten für den Netzausbau dürfen nicht aus dem Ruder laufen, der Ausbau der Netze muss vernünftig geplant werden.Brigitte Ederer, Forum Versorgungssicherheit
Dezentrale Energieversorgung fordert Netze
Maderbacher erinnert zudem an die Rolle der Energienetze als das „technische Rückgrat der Energiewende": „Je weiter die Transformation der Stromversorgung zu erneuerbaren Energiequellen voranschreitet, desto umfangreicher werden die Aufgaben für die Verteilernetze“.
Wind- und Sonnenenergie kommen nicht aus einigen wenigen Großkraftwerken, vielmehr müssen viele dezentrale Erzeuger vernetzt werden. Die großen natürlichen Schwankungen bei Photovoltaik und Wind erfordern zusätzliche Netz-Kapazitäten. Da immer mehr Wohngebäude PV-Module installieren und diese Haushalte somit zu sogenannten "Prosument*innen" werden – und damit Strom nicht nur konsumieren, sondern auch produzieren – muss die Energie immer öfter in beide Richtungen transportiert werden. Nicht zuletzt müssen dafür auch Speicher integriert sowie Energiegemeinschaften gemanagt werden.
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Mehr Flexibilität fürs Stromsystem: 4 Möglichkeiten
Damit der notwendige Ausbau der Strom-Infrastruktur nicht mehr Kosten verursacht, als nötig, müssten den Netzen zusätzliche Instrumente für mehr Flexibilitäten in die Hand gegeben werden, appelliert das Forum für Versorgungssicherheit. Maderbacher vergleicht den Vorgang mit einer Autobahn: „Wenn zu viele Autos gleichzeitig unterwegs sind, kommt es zum Stau. Es wäre aber unsinnig, eine Autobahn so groß zu dimensionieren, dass auch bei der einmal im Jahr auftretenden Verkehrsflut zu Ferienbeginn kein Stau entstehen kann.“
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Im Stromsystem gäbe es Möglichkeiten für mehr Flexibilitäten durchaus, vielfach müsse dafür aber noch die gesetzlichen und regulatorischen Voraussetzungen geschaffen werden:
- Netzbetreiber sollen Speicher als Betriebsmittel in den Netzen einsetzen dürfen, was derzeit nicht zulässig ist.
- Verstärkt sollen auch vertragliche Vereinbarungen mit Kund*innen zum Einsatz kommen, bei denen die Netzbetreiber den Strombezug der Konsument*innen gezielt auf Tageszeiten mit geringerer Belastung verlegen. Maderbacher: „In einfacher Form bewährt sich dieses Prinzip seit langem beim Nachtstrom."
- Um Konsument*innen Anreize für netzschonendes Verbrauchsverhalten zu geben, wünschen sich die Netzbetreiber eine leistungsabhängige Staffelung der Netzgebühren: Wer das Netz weniger stark beansprucht (indem z.B. langsames Laden für das E-Mobil gewählt wird), soll dafür belohnt werden.
- Beim Einspeisen von Wind- und Sonnenstrom sollen die selten auftretenden extremen Lastspitzen bei Bedarf abgeregelt werden können. Diese Dynamische Leistungsregelung würde den Produzenten Ausfälle lediglich im niedrigen einstelligen Prozentbereich bescheren, so das Forum, die Netze würden dafür aber insgesamt wesentlich mehr an Strom aufnehmen können.
Neue Regulierungsperiode 2024
Maderbacher verweist in diesem Zusammenhang abschließend auf die bevorstehende neue Regulierungsperiode, die mit 1. Jänner 2024 beginnt: „Die Regulierung muss die Voraussetzungen schaffen, um die kommenden Herausforderungen meistern zu können, das gilt sowohl für die Finanzierung als auch für die nötigen Rahmenbedingungen.“ Eine konkrete Forderung der Netzbetreiber richtet sich auf die flexiblere Handhabung des sogenannten Betriebskostenfaktors: Nicht vorhergesehene Mehrkosten sollen rascher vom Regulator anerkannt werden und in die nächste Tarifänderung einfließen können.