LTG-Vorstandsvorsitzende Gudrun Schach : „Wollen uns noch mehr öffnen“

Gibt ihr lichttechnisches Knowhow als Lektorin auch an die junge Generation weiter: Gudrun Schach.

Gibt ihr lichttechnisches Knowhow als Lektorin auch an die junge Generation weiter: Gudrun Schach.

- © LTG

Elektropraxis@Punktum: Im Rahmen einer Generalversammlung im November des Vorjahres wurden Sie einstimmig an die Spitze der Lichttechnischen Gesellschaft gewählt. Wie kam es dazu?

Gudrun Schach:
Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, diese ehrenamtliche Aufgabe zu übernehmen. Nachdem ich mir das Angebot eine Zeitlang durch den Kopf gehen ließ, habe ich mich schließlich dafür entschieden. In gewisser Weise bin ich erblich vorbelastet. Bereits mein Vater hatte die Position als LTG-Vorstandsvorsitzender inne. Die Lichttechnische Gesellschaft hat bei uns zu Hause somit schon immer eine wesentliche Rolle gespielt.

Dennoch haben Sie zunächst Architektur studiert …


Schach: Bereits während meines Studiums habe ich mich intensiv mit der Rolle des Lichts in der Architektur auseinandergesetzt. Insbesondere Christian Bartenbach, Pionier im Bereich der Lichtplanung, hat mir die Augen geöffnet. Leider gibt es in Österreich keine universitäre Ausbildung für Lichtgestaltung und Lichtdesign. Architektinnen und Architekten begreifen das Thema daher häufig vornehmlich über die Bauphysik.

Um die nachkommenden Generationen dafür zu sensibilisieren, bin ich neben meiner Tätigkeit in Marketing und Kommunikation für Zumtobel auch als Lehrende tätig. So unterrichte ich am Institut für Raumgestaltung der TU Wien als externe Lektorin. An der Universität für Bodenkultur biete ich alle zwei Jahre ein Wahlpflichtfach zu Außenbeleuchtung und zur Vermeidung von Lichtverschmutzung an sowie eine Block-Lehrveranstaltung im Rahmen des Energy-Building-Studiengangs am FH-Campus in Wien-Oberlaa. Das macht mir sehr unglaublich viel Freude, und ich bin meinem Arbeitgeber dankbar, dass er mir diese Freiheit lässt.

LTG-Vorstandsvorsitzende Gudrun Schach: „Für heuer sind noch Webinare, Workshops und Exkursionen geplant.“
LTG-Vorstandsvorsitzende Gudrun Schach: „Für heuer sind noch Webinare, Workshops und Exkursionen geplant.“ - © LTG
Ich möchte noch mehr Menschen für die LTG gewinnen und die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden intensivieren.

LTG nach außen tragen

Welche Schwerpunkte werden Sie als LTG-Vorsitzende setzen?

Schach: Zunächst einmal bin ich sehr froh darüber, dass mein Vorgänger Rudolf Hornischer im Vorstand verblieben ist, wo er gemeinsam mit Wolfgang Konrad die Stellvertretung ausübt. Schriftführung und Finanzen verbleiben in der Hand von Manfred Mörth. Besondere freue ich mich, dass wir mit Renate Hammer, Johanna Stückler und Thomas Egger drei neue Vorstandsmitglieder gewinnen konnten – zwei davon Frauen. Lange Zeit war ich ja die einzige Frau im Vorstand. Ich bin seit 14 Jahren in der Lichttechnischen Gesellschaft, zunächst im Arbeitskreis Innenbeleuchtung, seit sechs Jahren als stellvertretende Vorsitzende. Insofern habe ich schon in der Vergangenheit zur Verfolgung unserer Ziele beigetragen.

Aber natürlich setzt jede und jeder Vorsitzende einen anderen Fokus. Ich möchte noch mehr Menschen ansprechen, aktivieren und ihre Wünsche und Bedürfnisse abfragen. Nicht zuletzt möchte ich auch mehr Frauen für ein Engagement in der LTG gewinnen. Im April starten wir mit Stammtischen, bei denen sich Interessierte unkompliziert austauschen können.

An den heimischen Universitäten recherchiere ich gegenwärtig nach Lektorinnen und Lektoren, die sich mit der Lichtthematik befassen, um diese für uns und für die Mitarbeit an der Gestaltung einschlägiger Normen und Richtlinien zu gewinnen. Die Internationale Beleuchtungskommission CIE ist in Österreich ja über die LTG vertreten. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Tätigkeit: Ich möchte die Lichttechnische Gesellschaft noch stärker nach außen öffnen und proaktiv den Kontakt zu anderen Verbänden suchen. Reaktiviert wurde bereits die Zusammenarbeit mit dem FEEI, so schreiben wir Empfehlungen für die Lichtsparte des Fachverbands.

Unser Jahreskongress zum 100-jährigen Jubiläum wird nicht nur eine Zeitreise in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft des Lichts.

Jahreskongress im Juni

Auf der jüngst runderneuerten Website wird der Podcast „Licht hören“ beworben. Was ist noch in der Pipeline?

Schach: Geplant sind unter anderem kostenlose, in der Teilnehmerzahl limitierte Webinare. Bei diesen wollen wir in 20 bis 30 Minuten kurz und knackig zu einem Thema informieren. Noch diesen April wird zudem ein praxisnaher Workshop zu Human Centric Lighting in Kooperation mit Austrian Standards stattfinden. Wiederbelebt wird auch ein Exkursions-Format, das ich selbst vor einigen Jahren ins Leben gerufen habe. Die erste Exkursion wird sich im Herbst dem Thema der Lichtverschmutzung widmen.

Zuvor lockt jedoch der LTG-Jahreskongress von 3. bis 5. Juni nach Andau. Der Call for Papers wurde kürzlich abgeschlossen. Wie sieht das Programm aus?

Schach: Anlässlich unseres 100-jährigen Jubiläums wollen wir nicht nur zurückblicken, sondern vor allem auch in die Zukunft schauen. Der Kongress soll Lichtexpertinnen, Architekten, Planerinnen, Elektrofachleute sowie Vertreter der Kommunen und Behörden in der Scheiblhofer World in Andau zusammenbringen. Nach einer Zeitreise widmen wir uns daher in unterschiedlichen Schwerpunktblöcken Planung, Normen und Forschung, Tageslicht und Umwelt, Außenbeleuchtung, Lichtqualität, Innenbeleuchtung und Architektur, Sanierung sowie Leucht- und Betriebsmitteln.

Ein voller Erfolg war der Lichttechnische Kongress des Vorjahres. 2024 wird das 100-Jahr-Jubiläum in Andau gefeiert.

- © LTG