Marktentwicklung bei Großspeichern 2025 : Erneuerbar ist speicherbar

Der Verbund hat sich auf Großspeicherprojekte spezialisiert.

Der Verbund hat sich auf Großspeicherprojekte spezialisiert.

- © Verbund

Bis zum Ende des Jahrzehnts müssten sich die installierten Kapazitäten im Bereich der Großspeicher weltweit auf ein Terawatt erhöhen und bis 2050 von diesem Niveau auf fünf Terawattstunden vervielfachen, wenn das Ziel der Klimaneutralität erreicht werden soll. Zu diesem Schluss kommt die Internationale Energieagentur IEA.

Laut den zuletzt verfügbaren Zahlen lagen die Gesamtkapazitäten im Jahr 2023 noch bei weniger als 200 Gigawatt. Freilich wurden 90 Gigawatt davon allein im betreffenden Jahr installiert, rund doppelt so viel als noch 2022. Der Markt wächst: Das Managementberatungsunternehmen Bain & Company schätzt, dass das Marktvolumen von den knapp 15 Milliarden US-Dollar des Jahres 2023 bis 2030 auf 200 bis 700 Milliarden explodiert. 2040 womöglich gar auf bis zu 3 Billionen Dollar.

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Weltweit installierte Großspeicher-Kapazitäten (in Terawatt):
• aktueller Wachstumspfad
• Wachstumspfad für Klimaneutralität

- © IEA
Großspeicher sind das Schweizer Taschenmesser der Energiewende, da sie gleich mehrere Funktionen für das Stromnetz erfüllen.
Vera Immitzer, Photovoltaic Austria

Großspeicher: Österreich im Pausenmodus

Im Pausenmodus verharrt zurzeit Österreich. Was insofern besonders ärgerlich ist, als das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) und das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) noch von der letzten Regierung fertig ausgearbeitet worden waren. Angesichts des taktischen Hickhacks zu Ende der Legislaturperiode (Stichwort: Renaturierungs-Richtlinie) kam es nicht mehr zur Beschlussfassung.

Dennoch ist Österreich am Weg zum Speicherland 2.0, wie PVA-Geschäftsführerin Vera Immitzer festhält: „In den kommenden zehn bis 20 Jahren müssen wir die Kapazitäten bei Lithium-Ionen-Speichern verzehnfachen. Großspeicher sind das Schweizer Taschenmesser der Energiewende, da sie gleich mehrere Funktionen für das Stromnetz erfüllen.“ Unter anderem ermöglichen sie neue Dienstleistungen, vor allem aber tragen sie zur Netzstabilisierung bei, wenn es keine oder zu wenig Kapazitäten für die Einspeisung des erneuerbar erzeugten Stroms gibt.

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Die Speichertechnologie für die Energiewende ist vorhanden, die E-Wirtschaft ist bereit, aber es fehlen die notwendigen Rahmengesetze. Ein Thema, dessen sich der Bundesverband Photovoltaic Austria, der Österreichische Verband für Elektrotechnik (OVE) sowie die auf Umwelt- und Energierecht spezialisierte Rechtsanwaltskanzlei NHP (Niederhuber & Partner) bei der Online-Veranstaltung „Großspeicher für die Energiewende“ annahmen. Mehr als 1.600 Anmeldungen zeugten vom regen Interesse in der Branche.

Der Ausbau von Wind- und Solarenergie führt zu großen Schwankungen im Stromnetz. Batteriespeicher gleichen diese Schwankungen aus.
Michael Strugl, Verbund

Heimische EVU auf der E-World

Großspeicher waren auch ein Schwerpunktthema des heimischen Energieversorgers Verbund auf der E-world 2025. Europas größte Energiefachmesse findet alljährlich im Februar in Essen statt. „Der Ausbau von Wind- und Solarenergie führt zu großen Schwankungen im Stromnetz“, so der Vorstandsvorsitzende Michael Strugl. „Batteriespeicher gleichen diese Schwankungen aus.“ 

Insbesondere Speicheranlagen mit mehr als einem Megawatt und Pumpspeicherkraftwerke spielen gegenwärtig eine Schlüsselrolle beim Ausbau der heimischen Speicherkapazitäten. Durch Einspeisung von Leistung und Arbeit werden Kosten für die Nutzung der vorgelagerten Netz- oder Umspannebenen eingespart. Überschüssige Energie wird am Regelenergie- oder am Intraday-Markt genutzt.

Der Verbund ist dabei über Österreichs Grenzen hinaus tätig. Strugl: „Mit bereits 110 Megawatt im operativen Betrieb an elf Standorten in Deutschland und weiteren 300 Megawatt in Planung positionieren wir uns als bedeutender Akteur in diesem Bereich und verfolgen konsequent das Ziel von einem Gigawatt Speicherleistung bis 2030.“ Partnern wie Stadtwerken, Industriebetrieben und Projektentwicklern werden unterschiedliche Modelle der Zusammenarbeit angeboten.

Mit dem Ausbau in Österreich an Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen wird ein zusätzlicher Bedarf an Flexibilitäts- und Speicherkapazitäten von bis zu elf Gigawatt bis 2030 erforderlich.
Norbert Rechberger, Energie AG

Ausbau bei Pumpspeicher-KW

In Ebensee soll Ende 2027 ein neues Pumpspeicher-Kraftwerk in Betrieb gehen. Mit rund 450 Millionen Euro handelt es sich dabei um die bislang größte Einzelinvestition in der Geschichte der Energie AG. Etwas holprig mutet die Vorgeschichte an: Das entsprechende UVP-Verfahren wurde bereits 2012 gestartet und dauerte bis 2017. Bis der Bewilligungsbescheid erteilt wurde, hatten sich die Rahmenbedingungen grundlegend verändert, das Kraftwerk war nicht mehr wirtschaftlich.

Erst 2021 wurde nach vier Jahren Pause eine Wiederaufnahme der Aktivitäten entschieden. Bis zum Baubeschluss dauerte es nochmals gut zwei Jahre. Schließlich wurde im Jänner 2024 mit den Hauptbauarbeiten für Zufahrtsstollen und Damm begonnen. 

In Zukunft wird es deutlich schneller gehen müssen. „Mit dem Ausbau in Österreich an Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen wird ein zusätzlicher Bedarf an Flexibilitäts- und Speicherkapazitäten von bis zu elf Gigawatt bis 2030 erforderlich“, erklärt Energie-AG-Geschäftsführer Norbert Rechberger. Die Leistung des aktuellen Bestands an Pumpspeicher-Kraftwerken beträgt hingegen bloß 4,8 Gigawatt. „Pumpspeicher-Kraftwerke sind im Vergleich zu großtechnischen Speichern nicht nur erprobt und ausgereift, sie sind auch aktuell und mittelfristig die Technologie zur Speicherung von Strom im industriellen Maßstab mit hoher heimischer Wertschöpfung.“

Im Vorjahr wurden die Bauarbeiten am Pumpspeicher-Kraftwerk Ebensee aufgenommen.
Im Vorjahr wurden die Bauarbeiten am Pumpspeicher-Kraftwerk Ebensee aufgenommen. - © Energie AG
Soll das Ziel einer zu 100 Prozent erneuerbaren Stromerzeugung verfolgt werden, kommt man am Energieträger Wasserstoff nicht vorbei.
Wolfgang Kofler, Tiwag

Von Strom zu Wasserstoff

„Die gegenwärtigen Speichertechnologien reichen bei weitem nicht aus, auch nicht unter der Annahme eines massiven weiteren Zubaus“, führt Wolfgang Kofler, Abteilungsleiter für Kraftwerksplanung bei der Tiwag, aus. „Soll das Ziel einer zu 100 Prozent erneuerbaren Stromerzeugung verfolgt werden, kommt man am Energieträger Wasserstoff nicht vorbei.“

Verhältnismäßig hohe Transportkosten und niedrige Systemwirkungsgrade verhindern derzeit noch den Hochlauf dieser Technologie. Gleichwohl setzt auch die Industriellenvereinigung auf den Energieträger: Hinter dem jüngst gestarteten „Wasserstoff-Valley“ verbirgt sich eine Initiative, die 17 Projekte in Oberösterreich, Kärnten und der Steiermark umfasst. Das geplante Investitionsvolumen beträgt 578 Millionen Euro bis 2030.

Innerhalb der Europäischen Union sollen bis 2030 Erzeugungsanlagen für Wasserstoff mit einer Gesamtleistung von 40 Gigawatt in Betrieb sein. Davon ist man noch weit entfernt. Gegenwärtig sind lediglich Anlagen mit einer Leistung von 2,5 Gigawatt in Betrieb, in Bau oder in Planung.

Hoben gemeinsam das bundesländerübergreifende Wasserstoff-Valley aus der Taufe (von links): Markus Achleitner, Barbara Eibinger-Miedl und Sebastian Schuschnig, die die Wirtschaftsagenden in Oberösterreich, der Steiermark bzw. Kärnten betreuen.
Hoben gemeinsam das bundesländerübergreifende Wasserstoff-Valley aus der Taufe (von links): Markus Achleitner, Barbara Eibinger-Miedl und Sebastian Schuschnig, die die Wirtschaftsagenden in Oberösterreich, der Steiermark bzw. Kärnten betreuen. - © LPD Kärnten/Augstein

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