Sonepar-Geschäftsführer Uwe Klingsbigl : Wachstumsfelder im schrumpfenden Markt

Sonepar-Chef Uwe Klingsbigl erweitert das Dienstleistungsangebot für Kunden aus Elektrotechnik und Industrie.

Sonepar-Chef Uwe Klingsbigl erweitert das Dienstleistungsangebot für Kunden aus Elektrotechnik und Industrie.

- © Elektropraxis Redaktion/RE

Wie ein großer Mitbewerber hat auch Sonepar heuer den Personalstand reduziert – konkret seit Jahresbeginn von 570 auf rund 520 Mitarbeitende. „Wir haben versucht, möglichst viel über Pensionierungen, Arbeitsteilzeit und Zeitarbeit abzufedern“, erklärt Geschäftsführer Uwe Klingsbigl. „Ganz ohne Freisetzungen ging es leider nicht.“

Verhältnismäßig leichter fielen die notwendigen Anpassungen im Fall des Logistik-Centers, wo zu einem Drittel Leasingkräfte im Einsatz sind. „Der Hintergrund dafür sind die normalen saisonalen Schwankungen im Jahresverlauf.“ In den Niederlassungen und im Backoffice musste Personal abgebaut werden. Auch die Geschäftsführung wurde von drei auf zwei Personen verkleinert. Die Bereiche Human Resources und Compliance wanderten damit zu Klingsbigl, das Marketing zu dem für Einkauf und Vertrieb verantwortlichen Geschäftsführungskollegen Thomas Schaffer.

Das Erneuerbaren-Geschäft brach – konform mit den Marktentwicklungen – um rund 50 Prozent ein, das Minus in der Elektroinstallation liegt bei mehr als fünf Prozent. Auch 2025 dürften die Bäume nicht in den Himmel wachsen, wie man schon jetzt an der Schrumpfung der Baugenehmigungen ablesen kann. „Der deutliche Einbruch in der Photovoltaik hat seine Ursache auch in den vollen Lägern zu Jahresbeginn. Die Marktteilnehmer hatten sich großzügig mit Ware eingedeckt für eine Nachfrage, die dann nicht gekommen ist“, so Klingsbigl. Zumindest dieser Negativeffekt sollte 2025 ausbleiben.

Die Marktteilnehmer hatten sich großzügig mit Ware eingedeckt für eine Nachfrage, die dann nicht gekommen ist.
Uwe Klingsbigl, Sonepar

Schaltschrankbau macht Zahlen

Auch in einem schwierigen Umfeld gibt es nach wie vor Wachstumstreiber: Durch den Netzausbau und die steigende Stromerzeugung legt das Geschäft mit der Energieverteilung zu. „Der Schaltschrankbau ist voll bis unter die Decke.“ Zu Jahresbeginn übernahm Sonepar den Kabeltechnik-Großhändler Edler Systems. Das Unternehmen aus dem oberösterreichischen St. Marien wird als eigenständige rechtliche Einheit weitergeführt.

„Unter anderem durch die Betreuung der Industriekunden von Sonepar hat sich unser Geschäft verdoppelt“, erzählt Geschäftsführer Christian Edler. Das Personal soll daher von 25 auf 35 Mitarbeitende aufgestockt werden. „Wir suchen Leute für Einkauf, Verkauf, Logistik und Innendienst.“ Durch den Zusammenschluss profitiert Edler von einem größeren Einkaufsvolumen und einem höheren Lagerbestand, was den Kund*innen Vorteile bringt. „Wir erbringen auch Logistikdienstleistungen, indem wir die Ware punktgenau zur Baustelle liefern. Dabei machen wir auch Zuschnitte für Kunden sowie die Kabelbeschriftung, wenn gewünscht.“

Christian Edler: „Der Zusammenschluss schafft eine Win-Win-Situation für Edler Systems und für Sonepar.“
Christian Edler: „Der Zusammenschluss schafft eine Win-Win-Situation für Edler Systems und für Sonepar.“ - © Elektropraxis/RE
Der österreichische Markt ist extrem konsolidiert. International ist Sonepar jedoch auf Akquisitionstour.
Uwe Klingsbigl, Sonepar

>>> „PV-Spitzen haben im Netz nichts verloren"

Eine weitere Akquisition der jüngeren Vergangenheit ist die Salzburger eh-technik, ein Großhändler für elektrische Heizsysteme und regeltechnische Komponenten. Interessant ist dabei für den Sonepar-Chef vor allem der Bereich der elektrischen Direktheizung, für den er Wachstumspotenzial ortet. Weitere Zukäufe sind in nächster Zukunft nicht geplant. „Der österreichische Markt ist extrem konsolidiert. International ist Sonepar jedoch auf Akquisitionstour. Allein heuer werden einige Unternehmen akquiriert, namentlich in Nordamerika.“

Der diesjährige Partnertreff wurde in Summe von 3.200 Personen besucht, „obwohl wir die Zahl der Nächtigungsmöglichkeiten pro Betrieb diesmal begrenzt haben“, wie Klingsbigl anmerkt. Mit knapp 150 Aussteller war der Ausstellungsbereich der Wiener Marx-Halle randvoll. Sonepar verzichtete daher auf den eigenen Schnäppchenmarkt und konzentrierte sich auf die Präsentation der Dienstleistungen.

Kooperation mit Wärmepumpenherstellern

Vorgestellt wurden die Erweiterungen und Optimierungen bewährter Angebote wie der E-Helfer-App zu bauseitigen Vorgaben und Normen oder von Sonepar Siresca, der Augmented-Reality-Lösung für die Baustelle. „Wir unterstützen Kunden dabei, effizienter und produktiver zu werden.“ Für PV-Montagen stehen beispielsweise künftig fünf Sonepar-eigene Kräne zur Verfügung.

Erweitert wird das Sortiment der Eigenmarke des Großhändlers, die sich auch in Zukunft auf Handelswaren aus zumeist fernöstlicher Produktion beschränken wird. Beispiele dafür sind einfache Steckdosenverteiler oder Baustellenlampen. „Wir werden unser Angebot um Produkte aus der Datennetzwerktechnik wie Patchkabel ergänzen“, sagt Klingsbigl.

Während Sanitär-Großhändler Frauenthal immer stärker in die Elektrotechnik geht (siehe die e-nnovation-Präsenz), dringt Sonepar in HLK-Gefilde vor. „Dimplex stellte am Partnertreff aus, auch mit Daikin kooperieren wir. Die Wärmepumpenhersteller wollen vermehrt in den Elektrogroßhandel.“ Fix ist das Engagement für die genannte Branchenveranstaltung in Salzburg. „Wir werden unsere Kunden mit Pkw, Bus und Zug zur e-nnovation bringen und uns nach Punkt und Beistrich an alle Vereinbarungen halten“, verspricht der Sonepar-Geschäftsführer. Für die Messe erwartet er sich zumindest 5.000 Besucher*innen.