„Made in Europe-Bonus“ für Photovoltaik : Unterstützung für PV-Anlagen aus Europa
Vizekanzler Werner Kogler, Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher haben am 7. Juni einen „Made in Europe-Bonus“ angekündigt. So will die Regierung die Verwendung europäischer Photovoltaik-Komponenten beim Ausbau von Photovoltaik-Anlagen stärker fördern.
„Der Made in Europe-Bonus bedeutet eine enorme Chance für unseren Industriestandort. Denn wer Produkte aus europäischer Herstellung in seiner Photovoltaik-Anlage nutzt, soll künftig höhere Fördersätze bekommen können. Mit dem Bonus unterstützen wir Unternehmen in Österreich und Europa und fördern so die heimische Wertschöpfung. Das ist gut für unsere Wirtschaft und schafft gleichzeitig zukunfts- und klimafitte Arbeitsplätze“, betont Gewessler.
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Geregelt wird der "Made in Europe-Bonus" bei den Investitionsförderungen über das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), das auch den Weg zu 100 Prozent Ökostrom im Jahr 2030 vorgibt. Der Bonus soll Unternehmen in Österreich und Europa gezielt unterstützen: Wenn in neuen Sonnenkraftwerken Produkte aus Europa verbaut werden, gibt es höhere Fördersätze.
Durch eine Anpassung im EAG und der zugehörigen Verordnung bekommen Förderwerbende also die Möglichkeit auf ein Top-Up ihrer Investitionsförderung, wenn sie einen Mindestanteil an europäischen Komponenten in ihrer Photovoltaik-Anlage nutzen. Der Bonus wird, abhängig davon, wie viele europäische Komponenten – vom PV-Modul über den Wechselrichter bis hin zur Unterkonstruktion – genutzt werden, bis zu 20 Prozent der Förderung betragen. Noch diese Woche soll der Antrag im Ministerrat beschlossen werden, für eine EAG-Änderung muss dann noch die Zwei-Drittel-Hürde im Parlament genommen werden.
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Europa darf nicht naiv sein. Mit dem Made in Europe-Bonus garantieren wir fairen Wettbewerb und ermöglichen den österreichischen und europäischen Herstellern ein Level-Playing Field.Martin Kocher, Arbeits- und Wirtschaftsminister
Warum der "Made in Europe-Bonus" so wichtig ist
Warum der neue Bonus so wichtig ist, zeigt die aktuelle Entwicklung in der Branche. Billige PV-Komponenten sind in Massen auf dem Markt und setzen europäische Produzenten zunehmend unter Druck. Laut Schätzungen der Internationalen Energieagentur kommen zwischen 80 und 95 Prozent der Komponenten, die in PV-Anlagen in Europa verbaut werden, aus China.
Das setzt heimischen Herstellern gehörig zu, wie etwa in Österreich an der Insolvenz von solar.suntastic und dem Stellenabbau bei Fronius ersichtlich wird. Mit dem „Made in Europe-Bonus“ sollen sich Wachstumschancen für österreichische und europäische Unternehmen ergeben, Lieferketten langfristig abgesichert werden und damit auch mehr Resilienz in der Energieversorgung einkehren.
Diese Maßnahme ist ein wichtiges Zeichen sowohl für die österreichische Industrie als auch für die Bevölkerung, dass hohe Qualität aus heimischer Produktion forciert und der starke Preisdruck dadurch abgefedert werden soll.Vera Immitzer, PV Austria
Verbände loben Vorstoß zum PV-Bonus
Von Photovoltaic Austria kommt Lob für das Regierungsvorhaben. Es sei ein wichtiger Schritt, um die österreichische PV-Industrie und somit die Wertschöpfung bei der Energiewende zu stärken, so der Branchenverband. „Diese Maßnahme ist ein wichtiges Zeichen sowohl für die österreichische Industrie als auch für die Bevölkerung, dass hohe Qualität aus heimischer Produktion forciert und der starke Preisdruck dadurch abgefedert werden soll. Die gesamte Green-Tech-Branche profitiert davon“, betont Vera Immitzer, Geschäftsführerin von PV Austria.
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Auch der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), der eine solche Unterstützung bereits seit längerem fordert, begrüßt den Bonus und weist darauf hin, dass Österreich hinsichtlich erneuerbare Energien und Energieeffizienz-Technologien besonders stark sei. „Erneuerbare Energien werden für das Energiesystem weiter an Bedeutung gewinnen. Der Made in Europe-Bonus ist ein kluges Instrument für eine nachhaltige Klima- und Wirtschaftspolitik“, äußert sich FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun dazu und plädiert für eine rasche Umsetzung des angepassten Gesetzes.
„Lange Lieferzeiten und die schlechte Verfügbarkeit von Betriebsmitteln und Komponenten ist derzeit eine der größten Hürden beim Ausbau der Erneuerbaren und der Netze“, ergänzt Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie. Die Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft weist auch darauf hin, dass die Branche in Österreich jährlich rund 16 Mrd. Euro zur Wertschöpfung sowie rund 40.000 Arbeitsplätze in der Branche selbst und rund 66.000 weitere Stellen in anderen Bereichen sichert.
Im Zuge dieses Umbaus des Energiesystems würde die Branche daher ähnliche Initiativen auch in anderen kritischen Bereichen, etwa bei Batteriespeichern begrüßen. „Neben der Förderung von Erzeugungsanlagen, sollte es künftig auch Anreize für Technologien geben, die es unseren Kund*innen ermöglichen, sich systemdienlich zu verhalten“, so Schmidt.
Solarwärme: Verlierer der Energiewende?
Was die Wärmeversorgung betrifft, steht Österreich gegenüber der asiatischen Konkurrenz besser da als im PV-Sektor. Aktuell ist der Markt unter anderem aufgrund der Neubauflaute jedoch rückläufig. Das würde ihn gegenüber ausländischer Konkurrenz schwächen, wie der Verband Austria Solar warnt. Um die technologische Unabhängigkeit zu bewahren, brauche es auch eine Solaroffensive zur Wärmeversorgung, die den Markt für heimische Solarwärmetechnik sichert.
Über 70 Prozent aller Sonnenkollektoren kommen in Österreich aus heimischer Produktion. Das gilt auch für andere Komponenten, die gesamte Wertschöpfung bei Solarheizungen liegt bei 75 Prozent. „Bei 10.000 Euro Investition bleiben 7.500 Euro im Land, das schafft Arbeitsplätze und stärkt die heimische Wirtschaft“, betont Roger Hackstock, Geschäftsführer des Branchenverbandes Austria Solar.
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Diese Stärke gelte es gegen die ausländische Konkurrenz zu halten, daher die Forderung nach einer Offensive für Solarwärme. Das bedeutet laut Verband einerseits eine zügige Umsetzung der im Mai in Kraft getretenen EU-Solarverpflichtung in den Bauordnungen der Bundesländer, andererseits den raschen Start eines attraktiven neuen Förderprogramms für solare Großanlagen für Industrie und Fernwärme.