ÖNIP : Österreichischer Netzinfrastrukturplan ist fertig

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Im integrierten Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) wird Österreichs Energiesystems erstmals in seiner Gesamtheit mit Blick auf eine zukunftsfähige Energieraumplanung betrachtet. Die heimische Energieinfrastruktur muss dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren, der Entwicklung der Wasserstoffproduktion sowie dem Zusammenspiel aller Energie-Sektoren gewachsen sein.

Der Netzinfrastrukturplan bildet den notwendigen Ausbau der Strom-Übertragungsnetze für die Einbindung und Verteilung der erneuerbaren Erzeugung ab. Er berücksichtigt auch die Veränderung des Gasnetzes und das Wasserstoff-Startnetz.

Der ÖNIP bildet die Grundlage für den Aus- und Umbau der Netze, indem er Strom und Gase gemeinsam betrachtet und den zukünftigen Transportbedarf ausweist, wie Klimaschutzministerin Leonore Gewessler ausführt. Österreich sei in Sachen Netzplanung damit ein „Vorreiter in Europa". Auch Gerhard Christiner, Vorstand des österreichischen Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid (APG) lobt den ÖNIP als einen „Meilenstein für die energiewirtschaftliche Gesamtplanung Österreichs".

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Klimaschutzministerin Leonore Gewessler bezeichnet Österreich in Sachen Netzplanung als „Vorreiter in Europa".
Der ÖNIP bildet die Grundlage für den Aus- und Umbau der Netze, indem er Strom und Gase gemeinsam betrachtet und den zukünftigen Transportbedarf ausweist.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler

Was ist der ÖNIP?

Der österreichische Netzinfrastrukturplan gibt vor, wo Infrastruktur aus- und umgebaut werden muss, damit erneuerbarer Strom sowie erneuerbare Gase (Methan und Wasserstoff) effizient transportiert und zur Verfügung gestellt werden können. Gemäß Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) wurde der ÖNIP erstmals als übergeordnetes strategisches Planungsinstrument erstellt. Im Plan dargestellt werden daher die benötigte nationale Erzeugung aus erneuerbaren Energien und Szenarien zum zukünftigen Energieverbrauch. Davon abgeleitet werden die Transportbedarfe im Strom- und Gasbereich, inklusive einer entstehenden Wasserstoffleitungsinfrastruktur.

Der ÖNIP trägt auch zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren bei. Er wurde einer Strategischen Umweltprüfung (SUP) unterzogen und erleichtert dadurch die nachgelagerten Genehmigungsverfahren, insbesondere bei Netzausbauprojekten. Basis für den ÖNIP sind eine Reihe wissenschaftlicher Erarbeitungen, im Juli 2023 wurde sein Entwurf erstmals vorgestellt.

Ziele des ÖNIP im Detail

Abschätzung zukünftiger Energieverbrauch und -erzeugung (ÖNIP-Szenario)

Basis für die Abschätzung des zukünftigen Energieverbrauchs und der nationalen erneuerbaren Erzeugung im ÖNIP bildet das Transition-Szenario, das vom Umweltbundesamt im Auftrag des BMK erstellt wurde. Es handelt sich um ein Langfristszenario, das einen Pfad für die Dekarbonisierung bis zum Jahr 2040 aufzeigt. Darauf aufbauend wurde ein ÖNIP-Szenario erstellt.

Dieses zeigt auf, wo das Energiesystem weiterentwickelt werden muss, um verlässlich leistbare und erneuerbare Energieversorgung sicherzustellen. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei die zunehmende Elektrifizierung des Energiesystems und die Integration erneuerbarer Gase.

Zukunftsfähige Infrastrukturplanung

Im ÖNIP werden zukünftige Transportbedarfskorridore für die Energieträger Strom, Methan und Wasserstoff dargestellt. Im Infrastrukturausbau sollen Synergien zwischen den Energiesektoren genutzt werden, etwa die optimale Nutzung lokaler Stromerzeugungsspitzen zur Herstellung erneuerbaren Wasserstoffs. Das bietet die Möglichkeit zur Dekarbonisierung von „hard-to-abate“-Sektoren, wie etwa der Industrie.

Mehr Transporterfordernisse im Stromübertragungsnetz

Der ÖNIP zeigt für Strom einen hohen zusätzlichen Bedarf an Transportkapazitäten. Sie fußen auf hohen Erzeugungspotenzialen erneuerbarer Energien in Ostösterreich und auf den in Westösterreich vorhandenen Speicherkapazitäten. Für ein resilientes erneuerbares System ist ein Ost-West-Ausgleich notwendig.

Methannetz entwickelt sich unterschiedlich je nach Netzebene

Ein großer Teil des heutigen Erdgasbedarfs (vor allem im Industriesektor) soll zukünftig durch Wasserstoff und Biomethan ersetzt werden. Die bereits existierenden höherrangigen Gasnetze können als Infrastruktur dienen. Große Teile des niederrangigen Netzes können durch den Ersatz von Gasheizungen langfristig eingespart werden und senken die Kosten der Gasinfrastruktur.

>> Zum ÖNIP

Wasserstoff-Startnetz ab 2030

Der ÖNIP definiert auch ein Wasserstoff-Startnetz ab dem Jahr 2030. Für die Versorgung großer Industriezentren mit erneuerbarem Wasserstoff wird im ÖNIP eine Umwidmung eines Parallelstrangs der West Austria Gasleitung (WAG) und der Trans Austria Gasleitung (TAG) angenommen. Ebenso umfasst das Wasserstoff-Startnetz den H2-Collector Ost und die Anbindung von Donawitz.

Für eine Gesamtsystemoptimierung sollen lokale Überschüsse aus erneuerbaren Energien optimal genutzt werden und somit die Belastung der Stromnetze reduzieren helfen. Die notwendige Erweiterung des Wasserstoffnetzes durch die anzunehmende Nachfrage der Industrie soll großteils durch Umrüstungsmaßnahmen bestehender Methanleitungen erfolgen.

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Der Ausbau der Netze, der Speicher und der Gasinfrastruktur müssen von Anfang an zusammen gedacht und anhand realistischer Ziele angegangen werden.
Martina Prechtl-Grundnig, EEÖ

Feedback von EEÖ und PV Austria

Dachverband Erneuerbare Energie Österreich

Der ÖNIP geht von einem gesteigerten Strombedarf von 90 TWh in 2030 und 121 TWh in 2040 aus. Zuletzt lag der Stromverbrauch bei 73 TWh (2022). Laut dem Dachverband EEÖ könnte der Bedarf an erneuerbarem Strom vollständig aus heimischer Energieerzeugung abgedeckt werden, wenn die Infrastruktur darauf ausgerichtet wird.

Auch bei der zukünftigen Gasversorgung aus Bio-Methan und erneuerbarem Wasserstoff brauche es laut dem Verband einen vorausschauenden Ausbau. Dazu Geschäftsführerin Martina Prechtl-Grundnig: „Die Umstellung unserer Energieversorgung auf Erneuerbare ist ein Jahrhundert-Vorhaben. Sie darf nicht als Stückwerk gesehen werden. Der Ausbau der Netze, der Speicher und der Gasinfrastruktur müssen von Anfang an zusammen gedacht und anhand realistischer Ziele angegangen werden, deshalb braucht es den ÖNIP.“

Durch die Feststellung der in den Bundesländern vorhandenen Potenziale herrscht mit dem ÖNIP außerdem mehr Klarheit über den länderspezifischen Handlungsbedarf beim Ausbau der Erneuerbaren sowie der dafür erforderlichen Infrastruktur. Mit dem Ziel eines klimaneutralen Energiesystems im Jahr 2040 müssten laut EEÖ quer über alle Bundesländer die entsprechende Potenziale genutzt werden.

„Der ÖNIP bietet eine gute Grundlage für die detaillierte Energieraumplanung in den Bundesländern. Wir hoffen, dass der ÖNIP damit auch in Genehmigungsverfahren beim Erneuerbaren- und Infrastruktur-Ausbau eine förderliche Rolle spielen wird“, so Prechtl-Grundnig. Die Ausbauziele bei der Windkraft und beim Bio-Methan sieht der EEÖ verhalten, dort gäbe es laut dem Verband „definitiv" mehr Potenzial.

DI Martina Prechtl-Grundnig, Geschäftsführerin EEÖ.
„Wir hoffen, dass der ÖNIP damit auch in Genehmigungsverfahren beim Erneuerbaren- und Infrastruktur-Ausbau eine förderliche Rolle spielen wird“, so Martina Prechtl-Grundnig - © Kleinwasserkraft Österreich
Die Netze dürfen kein Flaschenhals bleiben.
Vera Immitzer, PV Austria

Bundesverband Photovoltaic Austria

PV Austria begrüßt die höheren Ausbauziele für Photovoltaik als wichtigen Meilenstein für Österreichs Energiewende, fordert gleichzeitig aber dringend ein modernes E-Wirtschaftsgesetz (ElWG), die Anpassung der Ziele im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) sowie das Erneuerbare Ausbau Beschleunigungsgesetz (EABG). „Der ÖNIP ist ein wichtiger Plan, für die Integration erneuerbarer Energien und stärkt auch die Rolle der Photovoltaik als eine zentrale Säule des zukünftigen Energiesystems“, sagt Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Bundesverbands Photovoltaic Austria und betont: „Der Netzausbauplan alleine reicht aber nicht: Jetzt muss rasch der Netzausbau folgen!“

Der Verband bezieht sich ebenfalls auf die Analyse des zukünftigen Energiebedarfs und sieht darin einen klaren Handlungsauftrag: Die installierte PV-Leistung müsse „drastisch" erhöht werden, um den zukünftigen Bedarf zu decken. Statt der bisher angenommenen 13 Terawattstunden (TWh) bis 2030 müsse die Photovoltaik-Erzeugung nun auf 21 TWh angehoben werden. Bis 2040 wäre eine weitere Steigerung auf 41 TWh erforderlich. Aktuell werden rund 7 TWh von PV-Anlagen in Österreich erzeugt.

Vera Immitzer, Geschäftsführerin Photovoltaic Austria
Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Bundesverbands Photovoltaic Austria pocht auf einen baldigen Netzausbau. - © Weinwurm Fotografie